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Mosaik Comic spielt in Wittenberg  Mosaik Comic spielt in Wittenberg : Luther mit Augenzwinkern

Von Stefanie Hommers 11.04.2016, 17:16
Dieses Bild mit dem Wittenberger Marktplatz mit Rathaus und Stadtkirche ist im neuen Mosaik zu sehen, in dem die Abrafaxe im Wittenberg der Reformationszeit eintreffen.
Dieses Bild mit dem Wittenberger Marktplatz mit Rathaus und Stadtkirche ist im neuen Mosaik zu sehen, in dem die Abrafaxe im Wittenberg der Reformationszeit eintreffen. Mosaik-Verlag

Wittenberg - Sie sind schon fast überall in der Welt gewesen, haben das antike Griechenland bereist, Japan im Mittelalter, Europa zur Barockzeit, Australien im 19. Jahrhundert. Das aktuelle Reiseziel der Abrafaxe liegt zumindest geographisch näher, zeitlich geht es immerhin 500 Jahre zurück. Mit Witz und Verve machen sich Califax, Brabax und Abrax derzeit daran, Wittenberg zur Reformationszeit zu entdecken.

Der zweite Band der neuen Comic-Reihe des Mosaikverlages, das Aprilheft, zeigt auf dem Titelblatt einen Mönch mit einem Ablassbrief in der Hand. Astrid Mühlmann wirft einen kurzen prüfenden Blick auf die Zeichnung und sagt: „Das ist eine Kombination aus einem Petersablass und einem Ablassdokument aus der Ausstellung im Lutherhaus“.

Abfrax-Comic verdeutlicht Bedeutung der Reformation

Die gebürtige Wittenbergerin ist Geschäftsführerin der staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017“. Die eigens zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums gegründete Institution - getragen und finanziert von der Bundesregierung sowie den Ländern Bayern, Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen – widmet sich der Durchführung der Lutherdekade. Als staatliche Anlaufstelle betreut sie Aufgaben des allgemeinen und touristischen Marketings, konzipiert kulturelle Themen und Veranstaltungsformate und ist Partner der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Luther unters Volk zu bringen und zu verdeutlichen, dass die Reformation nicht nur ein theologisches, sondern auch ein kulturell und gesellschaftlich prägendes historisches Ereignis war, gehört zu Mühlmanns Aufgaben. Manchmal hilft da auch ein Comic.

Die Idee dazu sei vor rund zwei Jahren entstanden, erinnert sich Mühlmann. Zusammen mit dem Kultusministerium habe man sich überlegt, wie die Reformationsgeschichte auch für wenig theologisch Interessierte zu vermitteln sei. Dass der Mosaikverlag zur selben Zeit ebenfalls auf das Thema stieß, war ein glücklicher Zufall – und der Beginn einer inspirierenden Kooperation.

Comic-Zeichner recherchierten extra in Wittenberg

Autoren und später auch Zeichner kamen in die Lutherstadt, um sich von Astrid Mühlmann beraten und bei ihren Recherchen unterstützen zu lassen. Die studierte Juristin, die bereits als Schülerin begonnen hatte, in Wittenberg als Stadtführerin zu arbeiten, konnte mit profunden Kenntnissen zur Historie aufwarten, Zugang zu Archiven verschaffen, alte Stadtpläne zeigen und die Geschichten zur Geschichte beisteuern. Die Mosaik-Mitarbeiter maßen die Schlosskirche aus, ließen sich von Cranachporträts inspirieren und übertrugen die gewonnenen Erkenntnisse im ganz eigenen Mosaik-Stil, kreierten Figuren, die (wieder-)erkennbar sind - freilich nicht zuallererst als große historische Persönlichkeiten, sondern als Comic-Charaktere.

Der Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag wurde 1991 gegründet. Er veröffentlicht seitdem das traditionsreiche 1955 erstmals erschienene Mosaik. Darin erlebt der Leser Comicabenteuer der drei Abrafaxe. Seit mehr als 35 Jahren reisen Abrax, Brabax und Califax um die Welt und durch die Zeit. Aktuell sind sie auf dem Weg ins Wittenberg des 16. Jahrhunderts zu Luther, Cranach und Co.

Ihre Ankunft in Wittenberg wird im Heft 485 zu verfolgen sein. In der Vorschau, die auf der Rückseite von Heft 484 zu lesen ist, heißt es: „Ohne weiteren Aufenthalt gelangten Michael und die Abrafaxe schließlich nach Wittenberg. Dort trafen sie zu ihrem Leidwesen auch Adrian von Schwarzburg wieder, mit dem sie schon auf der Reise eine unangenehme Begegnung gehabt hatten. Wie Michael den Zorn des Adligen erregt, welche Bewandtnis es mit den Wittenberger Klingelschweinen hat und warum Brabax von einem Professor der Wittenberger Universität namens Martin Luther in Dienst genommen wird, das erfahrt ihr im nächsten Mosaik.“

Die Staatliche Geschäftsstelle „Luther 2017“ mit Sitz in Lutherstadt Wittenberg hat mit ihrer Leiterin Astrid Mühlmann (Foto) sechs Mitarbeiter, sie übernimmt im Wesentlichen die Aufgabe eines Koordinators.

Die Träger von „Luther 2017“ sind neben der Bundesregierung sowie den Freistaaten Bayern, Sachsen und Thüringen die Bundesländer Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Ziel ist es, die bis heute spürbaren Auswirkungen der Reformation auf Bereiche wie Kunst, Kultur, Bildung, Sprache, Gesellschaft und Politik einer breiten Öffentlichkeit zu nahezubringen. Dazu berät die Geschäftsstelle Akteure, unterstützt Medien bei Rechercheanfragen und konzipiert eigene Veranstaltungen. (mz/sho)

Astrid Mühlmann hat den Comic-Luther, Melanchthon und Cranach, den Ablasshändler Tetzel und Katharina von Bora (die im Heft übrigens „von Krähwinkel“ heißt) bereits vor einem Jahr kennengelernt und durch die Zusammenarbeit einiges gelernt, was nicht unbedingt zu ihrer Stellenbeschreibung zählt. „Es war spannend“, sagt sie mit einem Lächeln. Und die Kooperation wird fortgesetzt, solange die Reihe läuft.

Für den Verlag seien besonders die kleinen Begebenheiten des Alltags von Interesse, so ihre Erfahrung. „Es ging darum, so korrekt wie möglich und zugleich mit einer augenzwinkernden Leichtigkeit ein Gefühl für das 16. Jahrhundert zu vermitteln.“ Dass das gelungen ist, davon kann man sich in den ersten beiden Heften der Reihe überzeugen – die übrigens in und um Wittenberg schnell vergriffen waren.

Wieviel sorgfältige Recherche hinter den bunten Bildern steckt und wie immens der Zeitaufwand ist, hat Astrid Mühlmann letztlich doch gewundert. „Es ist erstaunlich, wie tief die Autoren und Zeichner in die Geschichte eingestiegen sind.“ Zugleich sei es ihnen gelungen zu zeigen: „Reformation kann Spaß machen“, findet Astrid Mühlmann, „diese Geschichte hat so viele unterschiedliche Facetten, dass jeder einen Aspekt finden kann, der für ihn interessant ist“. Das aktuelle Heft spannt den Bogen weit: Es trägt den Titel „Himmel und Hölle“. (mz)

Das Heft „Die Klingelschweine von Wittenberg“ erscheint am 27. April.
Das Heft „Die Klingelschweine von Wittenberg“ erscheint am 27. April.
Mosaik-Verlag