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Aschersleben Aschersleben: Litschi-Wasserböcke flüchten aus dem Zoo

Von Susanne Thon und Harald Vopel 04.07.2012, 17:03

Aschersleben/MZ. - Wildwechsel in der Innenstadt: Es gilt rechts vor links. Rechts ist frei, aber was kommt da auf dem Fußweg in der Kurzen Straße angetrabt? Achtung, Litschi-Wasserbock im Anmarsch. Die aus der Hohen Straße kommenden Kraftfahrer treten auf die Bremse, sprachlos vor Erstaunen. "Ich habe gedacht, ich guck' nicht recht", sagt Stefanie Thon. Richtung Markt sei das Tier um die Mittagszeit gerannt, vorbei am Hennebrunnen. Von hinten habe sie es zunächst nur gesehen.

Die Blechlawine vor ihr rollt weiter. Sie mit. Zwei Minuten später steht die 22-Jährige in der Parklücke, "ich gucke hoch, und da ist es wieder". Aber was?! "Wie ein Reh hat das Tier nicht ausgesehen", erzählt die Hallenserin. Für die Polizei ist es zu dem Zeitpunkt aber noch ein Reh - oder zumindest etwas Hirschähnliches ohne Hörner -, das da durch die Innenstadt irren soll. Im Minutentakt klingelt im Revierkommissariat An der Darre das Telefon.

Über Facebook meldet jemand, dass sich ein Tier vor dem Elka-Kaufhaus aufhält. So schnell und plötzlich wie es dort aufgetaucht ist, ist es aber auch schon wieder verschwunden. Wenig später wird es in der Magdeburger Straße gesehen - "auf dem Weg in Richtung Schweinewiese", so ein ebenfalls verdutzter Augenzeuge. Die Richtung stimmt, nur macht der Vierbeiner noch schnell einen Abstecher in die Curthstraße, um etwas später am Kindergarten in der Douglasstraße - im Laufschritt - gesichtet zu werden. Und auch um die Breite Straße haben die beiden am Mittwoch aus dem Ascherslebener Zoo entwischten Litschi-Wasserböcke keinen Bogen gemacht.

Welcher der beiden wann wo war, ließ sich nicht rekonstruieren. Da haben sie sich wohl an das Märchen aus der Buxtehuder Heide vom Hasen und Igel gehalten. Frei nach dem Motto: "Ick bin all hier." Für die Zoomitarbeiter gestaltete sich die Suche entsprechend schwierig. Den halben Tag waren sie am Mittwoch auf "Jagd". Erfolglos. Antilopen - und dazu zählen Litschi-Wasserböcke - sind recht flott unterwegs, weiß Zooleiter Dietmar Reisky.

Wie die beiden Weibchen ausbüxen konnten, kann er nur vermuten: "Sie sind höchstwahrscheinlich über den Zaun gesprungen", sagt er. Was die Tiere aus der Ruhe gebracht hat? Ungewiss, aber am Vormittag "herrschte hier oben ganz schöner Trubel".

Eine Gefahr, und das unterstreicht Reisky, geht von den entlaufenen Tieren aber nicht aus. "Angst braucht niemand zu haben. Die Wasserböcke sind sehr scheu." Das allerdings wird es auch schwierig machen, die Ausreißer einzufangen, sollten sie irgendwo auftauchen. "Ich hoffe ja, dass der Herdentrieb so groß ist, dass die beiden von allein zurückkommen", so der Zooleiter, der über den Verbleib der ausgebüxten Zoobewohner gegenwärtig nur spekulieren kann: "Anzunehmen ist, dass sie sich in die Natur zurückziehen und in der Feldflur Deckung suchen", meint er. Anpassungsfähig sind sie, warm ist es und Futter findet sich dort genug.

Wer die beiden Litschi-Wasserböcke sichtet, wird gebeten sich im Zoo Aschersleben unter der Rufnummer 03473 / 33 24 zu melden.