1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Burgenlandkreis: Burgenlandkreis: Blende acht - Thea lacht

Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Blende acht - Thea lacht

Von Petra Wozny 23.05.2012, 18:23

Hohenmölsen/MZ. - Die zierliche Frau mit den markant schneeweißen Haaren kickert und lacht. "Ich habe mir doch alles genau überlegt. Warum soll ich da bedrückt sein? Nach 36 Jahren ist jetzt Schluss. Punkt." Ein erneutes Lachen verscheucht letzte Skepsis.

Theresia Schwarze bezeichnet sich als eine "echte Mölsnerin". Ihre Eltern waren aus dem Sudetendeutschen in die Stadt der drei Türme gekommen. Vater Josef Petschula eröffnete 1945 in der Bebel-Straße ein Fotogeschäft. Thea, wie sie von allen genannt wird, wuselt in dem Laden umher und geht ihrem Vater zur Hand. Schnell steht für sie fest, Fotografin zu werden. Nach der Lehre steigt sie im väterlichen Geschäft ein, macht dann ihren Meister. Die Chefin zeigt auf die Urkunde aus dem Jahr 1975, die sie am letzten Tag vom Nagel nehmen wird. Auch auf ihr steht der Name Thea und nicht Theresia. Das findet sie lustig.

Fortan fotografiert, retuschiert und entwickelt sie. "Ich habe in den dreieinhalb Jahrzehnten viele verschiedene Techniken erlernen müssen", erinnert sich die Hohenmölsenerin. Ein paar alte Fotoapparate hat sie gesammelt. Unkompliziert und einfach war ihre Technik. Sie zeigt auf eine lederne, leicht verrostete Kiste. "Wolltest du eine Queraufnahme, hast du den Apparat quer gehalten. Bei Hochaufnahmen eben hoch." Die legendäre Puva Start aus DDR-Zeiten hatte gerade einmal zwei Belichtungsmöglichkeiten: sonnig und bewölkt. "Blende acht, Sonne lacht - der Slogan war berechtigt", sagt sie. In einem Regal hat sie noch Glasplatten liegen, auf denen das Foto in Schwarzweiß zu sehen ist. Abgelöst wurden die Platten dann von den Rollfilmen. "Ich finde, da wurde von den Menschen viel stärker ausgewählt, was fotografiert werden soll. Filme gab es ja nicht wie Sand am Meer. Da wurden die zwölf, 24 oder 36 Bilder auf der Rolle oder in der Kassette aufgespart. Heute wird mit dem Handy oder der Digitalkamera oft wild abgelichtet", meint die 60-Jährige. Und sie lässt keinen Zweifel daran, dass sie das manchmal stört.

Digital hat sie in den letzten Jahren auch ihr Fotostudio hochgerüstet. Während sie früher mehrere Tage für das Entwickeln der Filme einplante, sitzt sie seit einigen Jahren am Computer. "Meine Entwickler sind die Maus und der Fotoshop geworden", macht sie auf den technischen Fortschritt aufmerksam. Doch ob auf Rollfilm oder Chip - das Ablichten der Menschen macht ihr bis heute riesigen Spaß. Hochzeitspaare und Kinder lichte sie besonders gern ab. Mitunter seien durch ihr Studio bereits etliche Familiengenerationen gegangen. "Stimmt, von machen habe ich die Babyfotos gemacht, dann kamen sie mit der Zuckertüte, später waren sie schick angezogen zur Jugendweihe. Ja, und dann die eigene Hochzeit und wieder Babys." Thea Schwarze lacht und ihre hellen Augen strahlen.

Damit ist nun Schluss. Öde wird es für die agile Frau jedoch nicht. Gemeinsam mit ihrem Mann Gerhard, der im kommenden Jahr in den Vorruhestand geht, will sie noch viel erleben, so zum Beispiel auf Reisen. Doch auch in Hohenmölösen will sie sich weiter einbringen. Thea Schwarze ist seit Jahren aus dem Vereinsleben der "Drei Türme" nicht mehr wegzudenken. Sie komponiert die Lieder für die Schlachtaufführungen, schreibt am Drehbuch und spielt selbst eine kleine Rolle: ein Klageweib. Eine für sie im richtigen Leben gänzlich ungeeignete Rolle.

"Das wird also alles andere als langweilig", denkt sie laut. "Ich muss nicht mehr, sondern kann und darf. Ist das nicht schön?" Ein bisschen sentimental wird die Thea dann doch: Wenn sie den Laden in der Bebel-Straße schließt, endet vorerst für die Stadt eine 67 Jahre lange Fotografen-Tradition. Studiofotos fürs Album werden dann nicht mehr in Hohenmölsen gemacht.