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Jalloh-Prozess Jalloh-Prozess: Polizist muss erneut aussagen

15.04.2011, 10:11

Magdeburg/dpa. - Am Landgericht Magdeburg hat am Freitag einPolizist den Brand geschildert, bei dem vor sechs Jahren derAsylbewerber Oury Jalloh in einer Polizeizelle in Dessau starb. BeimÖffnen der Tür sei ihm und dem heute Angeklagten dichter schwarzerQualm entgegengeschlagen. Während sein Kollege Hilfe holen wollte,habe er eine Decke genommen und versucht, die Flammen zu löschen.Das sei aber nicht gelungen, sagte der 53-jährige Polizist. «Es hatalles gebrannt, von oben bis unten.» Der an Händen und Füßengefesselte Jalloh habe reglos dagelegen.

Der wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagtePolizeibeamte habe ihn zuvor in seinem Dienstzimmer aufgesucht, undihn gebeten, mit in die Zelle zu kommen. Er habe vonUnregelmäßigkeiten und einem Plätschern berichtet. Nachdem er selbstnoch kurz telefoniert habe, sei er ihm hinterher gegangen. Über dasTempo, mit dem die beiden zu der Zelle gingen, gibt esunterschiedliche Aussagen. Am Freitag sagte der Zeuge, sie seienschnellen Schrittes zum Zellentrakt gegangen, in einer Vernehmungbei der Polizei hatte er kurz nach dem Ereignis nur von «gehen»gesprochen. Dem angeklagten Polizeibeamten wird vorgeworfen, Jallohnicht rechtzeitig geholfen zu haben.

Im dem Prozess sind inzwischen viele Polizeibeamte vernommenworden, die an dem 7. Januar 2005 im Revier Dienst hatten. Vielekönnen sich nicht oder nur schlecht an die Ereignisse erinnern,teils widersprechen sich die Aussagen. In einem ersten Prozess vordem Landgericht Dessau-Roßlau war der Angeklagte freigesprochenworden. In Magdeburg wird seit dem 12. Januar erneut verhandelt,weil der Bundesgerichtshof Lücken in der Beweisführung bemängelthatte. Der Angeklagte hatte im neuen Prozess zugegeben, mindestenseinmal einen Alarm aus der Zelle ausgestellt zu haben. Er habe wohlan eine Fehlfunktion gedacht.

Die Polizei hatte Jalloh auf das Revier mitgenommen, weil erFrauen belästigt haben soll und sich nicht ausweisen konnte. Weil ersich heftig wehrte und bei ihm fast drei Promille Alkohol im Blutfestgestellt wurden, wurde er an Händen und Füßen auf einer Matratzegefesselt. Das Feuer, bei dem er ums Leben kam, soll er selbst miteinem Feuerzeug entfacht haben. Wie es in die Zelle gelangte, istungeklärt.