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Ehrenamtspreis vergeben Mit Video: "Esel, der auf Rosen geht" - Helmut Brade erhält Preis der Initiatoren

Zum 19. Mal wurden am Samstagabend im nt in Halle die wichtigsten Ehrenamtspreise im südlichen Sachsen-Anhalt vergeben. Preisträger Helmut Brade wird im Video vorgestellt. 

Von Dirk Skrzypczak 06.07.2023, 12:33
Helmut Brade ist ein international anerkannter Bühnenbildner, Grafiker - und auch Maler. Er wurde mit dem Preis der Initiatoren - nt, Volksbank und MZ - für seine Verdienste für die Stadt Halle geehrt.
Helmut Brade ist ein international anerkannter Bühnenbildner, Grafiker - und auch Maler. Er wurde mit dem Preis der Initiatoren - nt, Volksbank und MZ - für seine Verdienste für die Stadt Halle geehrt. (Foto: Steffen Schellhorn)

Halle (Saale) - Wer zu Helmut Brade möchte, braucht Puste. Die Stufen durch die alte Villa im Paulusviertel hinauf in sein Atelier zählt man irgendwann nicht mehr. Und mit jedem Höhenmeter wird es wärmer.

Helmut Brade: Gewinner des Ehrenamtspreises der Stadt Halle im Video

 
Video: Helmut Brade (Kamera: Anna Lena Giesert, Schnitt: Torsten Grundmann)

Der 85-Jährige steht oben gut gelaunt in der Wohnungstür. Der Fahrstuhl funktioniere irgendwann mal wieder, vielleicht in acht Wochen, und die Wärme des Sommers brauche er, „um venezianisch zu malen“. Auf Stafetten in der lichtdurchfluteten Werkstatt stehen Gemälde mit Motiven aus Venedig neben Industrieruinen aus Böllberg.

„Venedig ist Kitsch. Aber abseits des Canale Grande sieht es etwas aus wie Halle“, erzählt er und schiebt ein „Ich spinne auch“ gleich hinterher. Er habe die Idee gehabt, „Böllberg so schön wie Venedig zu malen und Venedig etwas hässlicher wie Böllberg“. Daraus spricht Brades tiefe Liebe zu Halle. Über seine Gefühle zur Stadt sagt er nur: „Ich kann es nicht ändern.“ Und er will es auch gar nicht. Der Grafiker, Bühnenbildner und emeritierte Professor der Burg Giebichenstein ist ein Lokalpatriot.

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Bei einem Plausch mit Brade verschwimmen Raum und Zeit. Der Journalist Günter Kowa hat es zu Brades 80. Geburtstag treffend beschrieben. In seiner Gegenwart werde das Leben durch die Kunst geadelt, sie sei da, um Freude zu bringen. Freude bedeutet für ihn fast das ganze Leben lang Theater.

Schon als Elfjähriger steht er im Schultheater in Schulpforte als Statist auf der Bühne. Die Bühne, die will er selbst gestalten. Doch die Theaterhochschule Leipzig lehnt ihn ab. „Meine Persönlichkeit reiche nicht aus, hatte man mir gesagt.“ Angesichts seines Lebenswerks klingt das wie der Treppenwitz des Jahrhunderts. Und es kommt noch besser.

An der Burg Giebichenstein wird er für das Keramik-Studium zwar genommen, aber was er so vorzeige, „sei ja nicht so doll“. Brade erzählt diese Anekdoten mit einer wunderbaren Leichtigkeit. Doch es ist Schulfreund Achim Freyer, ein gefeierter Regisseur, der zum Zünglein an der Waage wird. „Du bist ein schlechter Maler, aber ein genialer Bühnenbildner“, hatte er über Brade geurteilt und den Kontakt zu Regisseur Benno Besson in Berlin geebnet.

Was folgte, erinnert an den Start einer Rakete ins All. Brade ist sofort ganz oben in der glitzernden Beletage der Theater- und Opernwelt. Er begleitet große Inszenierungen, für die es zwei bis fünf Jahre dauert, das Bühnenbild zu erschaffen. Freyer zum Trotz wird er ein anerkannter Künstler. Seine Werke werden auf der ganzen Welt gezeigt.

Alle Infos zum EhrenamtspreisDer Esel, der auf Rosen geht“.

Und Halle? Hier werden täglich Tausende Reisende von Brade begrüßt und verabschiedet, ohne es zu wissen. Die Zoo-Reklame am Wasserturm nahe des Hauptbahnhofs ist aus seiner Hand, ebenso die großen Frauen und Männer der Stadt, die in der Unterführung auf dem Riebeckplatz den eilenden Passanten sagen, was sie mit der Saalestadt verbinden. Und was verbindet Brade mit Halle? Diese Stadt habe ihm die Kunst gelehrt, hatte er einmal gesagt. Die Unvollkommenheit inspiriert ihn. „Ich male lieber einen faulen Apfel als einen glänzenden“, sagt er. Das sei spannend.