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Terrorismus Terrorismus: Spur der Madrider Anschläge führt angeblich nach Deutschland

25.03.2004, 19:17
Einer der Eisenbahnwaggons, der bei den Anschlägen auf dem Bahnhof El Pozo in Madrid völlig zerstört wurde. (Foto: dpa)
Einer der Eisenbahnwaggons, der bei den Anschlägen auf dem Bahnhof El Pozo in Madrid völlig zerstört wurde. (Foto: dpa) EFE/epa

Madrid/Berlin/dpa. - Die «SZ» berichtete unter Berufung auf Berliner Sicherheitskreise,der Verdächtige sei 1975 geboren und habe sich im Wintersemester 2003an der Universität Darmstadt im Fach Elektrotechnik eingeschrieben.Unklar blieb jedoch, welche Rolle der Verdächtige bei dem Attentatgespielt haben könnte. Meldungen, wonach insgesamt drei Attentats-Verdächtige in Hessen gewohnt hatten, sind laut «SZ» nicht bestätigtworden, ebenso wenig die Behauptung, der Mann aus Darmstadt sei einseit langem bekannter Extremist. Generalbundesanwalt Kay Nehm hatnach dpa-Informationen die Ermittlungen übernommen.

In der Nähe von Madrid wurden fünf weitere Marokkanerfestgenommen, wie aus spanischen Ermittlerkreisen am Donnerstagbekannt wurde. Wann genau dies geschah, war zunächst unklar. Unterden fünf soll auch der Darmstädter sein. Sie stehen nach Angaben desspanischen Radiosenders Cadena SER im Verdacht, an der Vorbereitungder Anschläge vom 11. März beteiligt gewesen zu sein.

Damit hat die Polizei insgesamt 19 Verdächtige festgenommen, gegenmindestens 11 von ihnen wurde Haftbefehl erlassen. Bei denBombenanschlägen auf vier Vorortzüge in Madrid waren 190 Menschengetötet und mehr als 1500 verletzt worden.

Der Nachrichtensender n-tv hatte unter Berufung auf Kreisedes Bundesnachrichtendienstes (BND) und des Bundeskriminalamts (BKA)berichtet, drei festgenommene Marokkaner hätten jahrelang in Hessengelebt. Laut «Welt» war der Mann aus Darmstadt als besondersgefährlicher islamistischer Gewalttäter behördlich registriert. DerBND bestätigte die Meldungen zunächst nicht.

Die Spuren aus Spanien führen dem n-tv-Bericht zufolge nicht nurnach Hessen, sondern auch in andere deutsche Bundesländer. DerTerrorexperte Udo Ulfkotte sagte in n-tv, auch ein Syrer und Personenanderer Nationalitäten, die in Hessen wohnten, seien in den Fallverwickelt. Bei ihnen solle «der Zugriff noch erfolgen».

Am Mittwochabend hatte der Ermittlungsrichter Juan del Olmo gegenzwei weitere Verdächtige Haftbefehl erlassen. Darunter war aucherstmals eine Frau. Die Zeitung «El Mundo» berichtete, dieMarokkanerin Naima Oulad könnte den Ermittlern möglicherweisewichtige Aufschlüsse bei der Fahndung nach den Terroristen liefern.

Die Polizei nehme an, dass die Frau alle Terroristen kenne, die anden Anschlägen beteiligt gewesen waren. Ein Bruder der Marokkanerinbefindet sich in Polizeiarrest und sollte am Freitag demErmittlungsrichter vorgeführt werden. Die Frau selbst bestritt, mitden Anschlägen irgendetwas zu tun zu haben.

Marokkanische Terrorexperten nehmen an, dass der Befehl zu denAnschlägen von dem Jordanier Abu Musab Sarkawi ausgegangen seinkönnte. Der Gefolgsmann des Terroristenchefs Osama bin Ladenbeteiligt sich nach Angaben der spanischen Zeitung «El País» derzeitim Irak an bewaffneten Aktionen gegen die Besatzungstruppen. AlsMittelsmann zwischen Sarkawi und dem Terrorkommando in Madrid könnteder Marokkaner Abdelkarim Mejjati fungiert haben. Der 36-Jährige sollan den Anschlägen im Mai 2003 in Casablanca mit 45 Toten beteiligtgewesen und anschließend untergetaucht sein.

Hier explodierten die Bomben (Grafik: dpa)
Hier explodierten die Bomben (Grafik: dpa)
dpa