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Zwei Teams ziehen zurück Zwei Teams ziehen zurück: Eishockey-Oberliga bereitet den Saale Bulls Sorgen

Von Christoph Lesk 10.06.2020, 07:09
Dieses Duell gibt es für die Saale Bulls künftig nicht mehr. Die Füchse Duisburg haben sich aus der Oberliga zurückgezogen.
Dieses Duell gibt es für die Saale Bulls künftig nicht mehr. Die Füchse Duisburg haben sich aus der Oberliga zurückgezogen. holger John

Halle (Saale) - Wenn Daniel Mischner über die Zukunft redet, sind seien Sorgen unüberhörbar. Das betrifft jedoch weniger die Saale Bulls, bei denen der 43-Jährige Präsident ist. Sondern viel mehr die Eishockey-Oberliga an sich.

„Die Liga ist in den vergangenen Jahren sehr teuer geworden“, sagt er. Daran hätten alle Vereine ihre Aktie, auch der Klub aus Halle. „Aber Duisburg hat vor einigen Jahren damit angefangen, verrückte Preise zu zahlen. Die anderen Klubs mussten natürlich sehen, dass sie mithalten können“, erzählt Mischner. Deshalb habe sich die „Gehaltsspirale immer weiter gedreht“.

Eishockey-Oberliga: Zwei Teams ziehen zurück

Die Ausgaben stiegen durch das gegenseitige Hochbieten der Vereine stärker an als die Einnahmen. Die Folge: Klubs wie Timmendorfer Strand oder die Harzer Falken gaben finanziell auf. Nun hat es zwei der namhaftesten Teams der Liga getroffen: Die Moskitos Essen und - ausgerechnet - die Füchse Duisburg.

Beide Vereine ziehen sich für die kommende Saison 2020/21 in die viertklassige Regionalliga zurück. Beide können oder wollen sich die finanziell ohnehin schwierige dritte Liga bedingt durch die Auswirkungen der Corona-Krise nicht mehr leisten. Sponsoren-Gelder könnten wegfallen, ob und wenn ja mit wie vielen Zuschauern künftig gespielt werden kann, ist weiter unklar. Dafür rücken immerhin die Diez-Limburg Rockets, die Hammer Eisbären sowie die Herforder IceDragons aus der Regionalliga nach.

Aber nicht nur Essen und Duisburg, viele Vereine sind nach dem Saisonabbruch vor den Playoffs und damit einhergehenden Einnahmeeinbrüchen in finanzieller Not, „an der Grenze angelangt und im orangenen Bereich“, sagt Mischner. Auch die Saale Bulls haben an der Situation zu knabbern. Dem Vernehmen nach liegt der Etat zwar weiter bei etwas über eine Millionen Euro, ist aber niedriger als in der Vorsaison.

„Wir haben bei unseren Lizenzunterlagen ein Minus nach dem Abschluss der kommenden Saison einkalkuliert.“ Eine ungewohnte und unschöne Situation für den Verein, „denn das war in den vergangenen zehn Jahren nie der Fall“, betont Mischner.

Eishockey-Oberliga: Saison startet nicht Ende September

Deshalb gehe es in der neuen Saison, die nicht wie geplant Ende September starten wird, für die Klubs vorrangig darum, wirtschaftlich zu überleben. Das war der Tenor bei der Ligatagung am vergangenen Freitag in Leipzig. Sollten noch weitere, bisher ungeahnte finanzielle Belastungen auf die Vereine zukommen, könnte dies das berühmte Fass zum Überlaufen bringen. Viele Pleiten würden der Liga drohen.

Die Vereinsführung der Saale Bulls ist jedoch zuversichtlich, diesem Schreckens-Szenario entkommen zu können. Die Verträge mit Sponsoren wurden verlängert, Mischner rechnet dennoch nicht mit der vollen Höhe der Einnahmen: sicher ist sicher. Ob nicht doch einer der vielen Partner in naher Zukunft selber in Schieflage gerät, ist momentan nicht abzuschätzen.

Überraschende Mehrausgaben für Saale Bulls

Zusätzliche Brisanz in die aktuell schwierige Lage brachte ein Schreiben von der Berufsgenossenschaft, das nicht nur den MEC sondern den kompletten Profisport in Deutschland betrifft. Rückwirkend für die Saison wurden die Beiträge, die für die Spieler gezahlt werden müssen, um gleich 30 Prozent erhöht.

„Total unverhältnismäßig“, findet Daniel Mischner. Für die Saale Bulls bedeutet das einen nicht kalkulierten Mehraufwand in fünfstelliger Höhe. Gerade in Corona-Zeiten sei dies „nur schwer zu schlucken gewesen“. Auch darüber hatten die Vereine in Leipzig debattiert und wollen sich auch zukünftig gemeinsam beratschlagen, wie dagegen vorgegangen werden kann. Anwälte sind bereits eingeschaltet, haben sich der Thematik angenommen.

Eine Bedingung, die Saison im Herbst starten zu können, ist die Genehmigung von den Behörden, mit Zuschauern spielen zu können. Ausverkaufte Hallen erwartet Daniel Mischner nicht, so realistisch ist er: „Wir haben in unsere Planungen zwar Zuschauereinnahmen einkalkuliert, aber deutlich weniger als normal“, sagt er. Wie viele Zuschauer im Budget eingeplant sind, das will und kann er nicht sagen. Denn im Moment laufen noch Gespräche mit der Stadt, wie das erforderliche Hygiene-Konzept für Heimspiele mit Zuschauern für den Verein aussehen könnte.

Mischner sieht Saale Bulls nicht in der Favoritenrolle

Wie sportlich hochklassig die Oberliga Nord für die Zuschauer dann sein wird, kann Mischner noch nicht wirklich einschätzen. Die Gehälter für die Spieler sind im Vergleich zur vorherigen Saison zwar gesunken. „Aber die Spieler, die auf dem Markt sind, wollen ja dennoch spielen und müssen die Kürzungen in Kauf nehmen. Egal, bei welchem Verein das ist“, sagt er. Deshalb bestünde durchaus die Möglichkeit, dass es qualitativ kaum Unterschiede auf dem Eis zum Vorjahr gibt. Letztlich würde der Großteil der bekannten und etablierten Spieler in der Liga bleiben.

Auch bei den Saale Bulls sind sie mit dem zusammengestellten Kader zufrieden. „Die Favoritenrolle weisen wir aber von uns“, sagt Mischner. Das sportliche Abschneiden ist aktuell zweitrangig. Vorerst muss überhaupt gespielt werden - mit Zuschauern.

In der Oberliga soll es mit der Saison 2020/21 eine gemeinsame Internet-Plattform geben, auf der alle Liveticker und Livestreams gebündelt werden.

Übersicht: Die Teams der Eishockey-Oberliga Nord

In der kommenden Oberliga-Saison werden 13 statt wie zuletzt zwölf Teams spielen. Die Füchse Duisburg und Moskitos Essen haben sich aufgrund der finanziellen Situation bedingt durch die Corona-Krise freiwillig aus der Liga zurückgezogen. Dafür rücken mit den Diez-Limburg Rockets, den Hammer Eisbären sowie den Herforder IceDragons drei Teams aus der Regionalliga nach. Neben den Saale Bulls spielen damit folgende Mannschaften in der kommenden Saison in der Oberliga Nord:

(mz)