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Kahlschlag durch "Friederike" Orkan "Friederike" in Sachsen-Anhalt: Warum private Besitzer oft auf ihrem Holz sitzen bleiben

Von Maximilian Mühlens 29.01.2018, 05:02
Vielerorts - wie hier in Braunschwende - sind Pferde die beste Möglichkeit, um die Sturmschäden in den Wäldern zu beseitigen.
Vielerorts - wie hier in Braunschwende - sind Pferde die beste Möglichkeit, um die Sturmschäden in den Wäldern zu beseitigen. Andreas Stedtler

Halle (Saale) - Die Schäden, die Orkan „Friederike“ vor knapp zwei Wochen in den Wäldern Sachsen-Anhalts angerichtet hat, sind enorm. Das geht aus einer ersten Bilanz des Landesforstbetriebes Sachsen-Anhalt (LFB) hervor.

„Der Orkan war so heftig, wie die drei schweren Stürme 2017 zusammen“, sagte Sprecherin Victoria Große. „Das Ausmaß der Schäden beläuft sich auf mindestens 670.000 Festmeter.“

Hohe Schäden durch Orkan Friederike

Zur Einordnung: Die Summe, die sich nur auf die landeseigenen Wälder bezieht, entspricht der Menge Holz, die das LFB jedes Jahr schlägt. Ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter fester Holzmasse. Insgesamt - also mit den privat bewirtschafteten Wäldern - gehen die Behörden sogar von einem Verlust von 1,5 Millionen Festmeter Holz aus.

„Friederike“ war am 18. Januar mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 203 Kilometern pro Stunde über Sachsen-Anhalt hinweggezogen. Vor allem flachwurzelnden Nadelgehölze waren eine gute Angriffsfläche für den Orkan. 

Da in den Wochen zuvor teils ausgiebige Niederschläge gefallen waren, waren die Waldböden sehr feucht. Daher konnten diese den Baumwurzeln nicht mehr genügend Halt geben. Die größten Schäden gab es im Harz und in der Region Anhalt.

Unterstützung für Waldbesitzer durch Orkanschäden

Das Umweltministerium kündigte derweil finanzielle Unterstützung für die Waldbesitzer an. Dafür formulierte Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) jedoch klare Vorgaben.

„Voraussetzung für die Förderung ist, dass Mischwald angepflanzt wird“, erklärte sie. „Laub- und Nadelgehölze gemeinsam werden unsere Wälder widerstandsfähiger machen“. Das Geld - insgesamt sieben Millionen Euro - stammt aus Mitteln der EU sowie des Bundes und des Landes und soll bis 2020 verteilt sein. Der Anteil von Mischbeständen liegt in Sachsen-Anhalt laut Ministerium derzeit bei 31 Prozent. Ziel ist es, den Anteil bis zum Jahr 2030 auf 34 Prozent zu erhöhen.

Aus Sicht des Waldbesitzerverbandes ist die aktuelle Situation für viele private Eigentümer derweil existenzbedrohend. Grund sei, dass durch den Orkan deutlich mehr Holz angefallen ist als ein Besitzer pro Jahr verkaufen kann. Der unfreiwillige Überschuss wiederum kann nur mit großen Verlusten veräußert werden.

Verschärft werden könne die Situation noch dadurch, dass Schädlinge wie der Borkenkäfer das herumliegende Holz fressen. Die erforderlichen Aufräumarbeiten gestalteten sich dabei teils überaus schwierig, erklärte Verbandschef Franz Prinz zu Salm-Salm. Beim Abtransport der Bäume mit schweren Maschinen komme es zu regelrechten Schlammschlachten.

Waldwege müssen mit Kies aufgeschüttet werden

Es sei nötig, die Aufschüttung von Kies auf vielen Waldwegen rasch zu genehmigen. Zudem forderte der Verband, dass das Land Steuererleichterungen für den Verkauf des Holzes gewähre. Das hätten andere Bundesländer bei früheren Sturmschäden bereits gemacht, so zu Salm-Salm.

Die vom Umweltministerium angekündigten Hilfen nannte der Verbandschef „alten Wein in neuen Schläuchen“. Die Förderung gebe es schon seit 2014. „Bisher wurden aber null Euro bewilligt.“ Dalbert wies den Vorwurf mangelnder Unterstützung zurück. So seien für den Waldumbau seit 2015 mehr als vier Millionen Euro ausgereicht worden. Zudem seien für Anpflanzungen bereits 139 Anträge über 750.000 Euro bewilligt worden. (mz)