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Bitterfeld skeptisch gegenüber «041»

04.02.2007, 17:48

Bitterfeld/MZ/ur. - Bitterfelds Bauausschussvorsitzender Horst Tischer (SPD) eröffnete damit eine Diskussionsrunde, an deren Ende die Ausschussmitglieder Parteien übergreifend feststellten, dass der ehemaligen Agfa / Orwo-Hauptverwaltungsssitz "041" in Wolfen zu groß für die gemeinsame Stadt sei.

Bitterfelder Skepsis gegenüber dem Gebäude macht sich nicht allein an den finanziellen Rahmenbedingungen der Nutzung des Baus als Verwaltungssitz deutlich. Allerdings seien die Belastungen schon erdrückend und bei der derzeitigen Finanzlage der Kommunen nicht zu vernachlässigen, so Tischer weiter.

Nicht zu unterschätzen sei allerdings auch die Wirkung des Gebäudes auf Besucher. Repräsentativ angelegt mit mehr Flur- als Bürofläche wirke es bei aller geschichtlichen Bedeutung wie ein sakraler Bau, mache den Menschen klein, der es betrete, hieß es im Ausschuss. "Man muss auch an die Leute denken, die hier Anträge abgeben, Genehmigungen abholen müssen", mahnte Tischer. Die würde es nach seiner Meinung förmlich erdrücken.

Tatsächlich stritt kein Mitglied des Bitterfelder Bauausschusses die Bedeutung von "041" ab. Fest stehe, dass hier die Zentrale eines Riesenkonzerns saß. Allerdings sollte bei allem Respekt vor der Geschichte auch an das finanziell Machbare gedacht werden.

An die Geschichte erinnere ja auch das Industrie- und Filmmuseum in der Nachbarschaft. Und man solle auch nicht vergessen, dass selbst Agfa Anfang der 90er Jahre nicht die Chance nutzte, zu seinen historischen Wurzeln zurückzukehren, erklärte Tischer. Das habe ihn damals gewundert, aus marktwirtschaftlicher Sicht mit dem Abstand einiger Jahre könne er das heute nachvollziehen.

Das Tischtuch zwischen Wolfen und Bitterfeld muss bei aller Skepsis dennoch nicht zerschnitten sein. "Wir müssen lernen, endlich auch gemeinsam zu denken", forderte der Bitterfelder Baudezernent Eckbert Flämig (SPD). Deutlich machten die Ausschussmitglieder zudem, dass sie den im Vertrag zur Bildung der gemeinsamen Stadt festgesetzten Hauptverwaltungssitz Wolfen nicht streitig machen wollen. Der solle dort sein, alternative und Bürger nähere Standorte als das "041" wären allerdings angebracht, mit dem alten Verwaltungssitz der Farbenfabrik wäre eine Variante sogar bezugsbereit.

Dass die Oberbürgermeisterin von Bitterfeld-Wolfen ihren Sitz in einem repräsentativen Gebäude haben solle, stritt auch niemand ab. Letztlich wurde auch eine Variante offeriert. Sie könnte in das Bitterfelder Rathaus einziehen. Das habe einen solchen Charakter, sei historisch geprägt, stehe an einem zentralen Ort, sei saniert und damit für die Verwaltung in den nächsten Jahren problemfrei nutzbar.