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Sieben auf einen Streich?

Von Michael Hübner 24.11.2005, 17:32

Wittenberg/MZ. - Der parteilose Bürgermeister von Bornum hat unter den Gemeindeoberhäuptern eine kleine Umfrage gestartet. "Die Resonanz war positiv", so das erste Fazit. Laut Rudolf wollen neben Bornum, der Stadt Zerbst, Dobritz, Grimme, Polenzko Steutz und Deetz - CDU-Ortschefin Margit Weimeister hat als Landtagsabgeordnete 1994 schon einmal den Kreis Zerbst gerettet, hat aber von der neuen Aktion "noch nichts gehört" - keinesfalls von der Kreisstadt Burg - hier hat die Verwaltung des Jerichower Landes ihren Sitz - regiert werden. Bereits am Freitagabend loten die Kommunalpolitiker im Kulturhaus Garitz, einem Ortsteil von Bornum, die Wechselmöglichkeiten Richtung Wittenberg aus. Und die Runde kann durchaus noch größer werden. "Ich persönlich finde die Initiative gut. Ich habe aber noch keine Einladung erhalten", zeigt sich Karin Böhme (CDU) interessiert. Allerdings räumt die Bürgermeisterin von Lindau ein: "Unser Gemeinderat ist zweigeteilt. Viele wollen, dass Friede einkehrt."

Aber auch für Rudolf sind "entspre

chende Beschlussfassungen" der Gemeinderäte Voraussetzungen für das gemeinsame Handeln. Der Bornumer, der Initiator der Aktion ist, zeigt sich optimistisch. "Wir wollen alle in Anhalt bleiben. Und Wittenberg, das direkt mit Anhalt verbunden ist, sehen wir als einzige Alternative an", so der Mann, der davon überzeugt ist, dass das Gesetz zur Gebietsreform noch zu kippen, "noch zu korrigieren" sei.

"Wir rechnen uns sehr gute Chancen aus", erklärt er. Selbst ein neuer Landkreis-Name ist schon im Gespräch: Anhalt-Wittenberg. Der Organisator des Widerstandes gegen die Magdeburger Übermacht hofft vor allem, dass "Zerbst mit ins Boot steigt".

Aber ausgerechnet dort warnt Stadtoberhaupt Helmut Behrendt (FDP) "vor Schnellschüssen". Allerdings werde er einen "Vertreter zum Horchen" am Freitag nach Garitz schicken. "Wir halten uns erst einmal zurück", erklärt der Liberale die Taktik. Und die ist verständlich, weil der Stadtrat hier erst einmal eine andere Option gezogen hat: Derzeit wird geprüft, ob eine Verfassungsbeschwerde gegen die Entscheidung zur Kreisreform möglich ist.

Diesen Weg geht auch der Zerbster Landrat Holger Hövelmann (SPD). Ob die Richtung stimmt, wird der Verwaltungschef am 7. Dezember nach einem Gespräch mit einem Professor für Verfassungsrecht in Leipzig wissen. Bis dahin verfolgt der Sozialdemokrat - immerhin auch Landeschef seiner Partei - sehr genau die Reaktionen zur Reform rund um Zerbst. So zeigt sich Hövelmann vom Vorstoß der Vorfläming-Gemeinden nicht überrascht. "Nach meiner Interpretation ist das ein Ausdruck der Unzufriedenheit mit der Gesetzgebung. Es besteht der Wille, noch etwas zu verändern", sagt der SPD-Mann, der in seiner Region überall "Bewegung und Protest" sieht. Die Bornumer Chancen bewertet er aber eher "skeptisch".

Sein Amtskollege in Wittenberg "versteht die Debatte" überhaupt nicht. Hartmut Dammer (parteilos) formuliert drastisch: "Eine Hängepartie - das ist Lethargie." Deshalb müsse die derzeitige Situation akzeptiert werden. "Es gibt eine demokratische Entscheidung des Gesetzgebers", betont er. Jetzt müsse "Normalität und Ruhe" wieder einkehren.

Dafür möchte auch Lothar Finzelberg (parteilos) sorgen. "Wir werden alles tun, damit die Zerbster Gemeinden vollwertig in unserem Kreis Jerichower Land integriert werden", so der Landrat, der für Anfang Dezember eine gemeinsame Beratung der Landräte mit dem Oberbürgermeister der Stadt Burg ankündigt. Im Übrigen zeigt sich Finzelberg davon überzeugt, dass es keine Korrekturen mehr geben wird. Seine Argumentation: "Auch 1993 / 94 gab es Befürworter von Veränderungen. Die Stadt Genthin klagte sogar vergeblich vorm Verfassungsgericht." Die Stimmung in Sachen Gebietsreform, das verriet sein Sekretariat, ist in Burg super.

Das sieht Rudolf, der akzeptiert, dass sich andere Anhalt-Zerbster Gemeinden durchaus zu Burg hingezogen fühlen, in Bornum ganz anders. Er will am Freitag für seinen schier aussichtslosen Kampf ganz tapfer Verbündete suchen. Sieben auf einen Streich, das wäre schon ein politischer Anfangserfolg . . .