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MZ-Wirtschaftsnewsletter vom 2. Mai 2024 Angemessenes Gehalt: Arbeitnehmer sind zufriedener mit ihren Jobs

Weitere Themen: Wie stabil ist das Stromnetz / Ukrainer schlecht integriert / Nächste Solarfirme schließt Produktion / Neue Solar-Initiative / Textilfirme insolvent

02.05.2024, 09:00
Newsletter Arbeit
Newsletter Arbeit Stedtler/ imageBROKER/OleksandrxLatkun

ich hoffe, Sie hatten einen entspannten 1. Mai und gehören auch zu der wachsenden Zahl der Arbeitnehmer, die mit ihrem Job zufrieden sind. Das will zumindest der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) herausgefunden haben. Der DGB entwickelte ein Indexmodell, das die Zufriedenheit im Job misst. Der Index ist in Sachsen-Anhalt in den vergangenen zehn Jahren von 56 auf 61 Punkte gestiegen und liegt damit nur noch einen Punkt unter dem Wert Westdeutschlands, berichtet mein Kollege Hagen Eichler. Zum ersten Mal empfand die Mehrzahl (51 Prozent) der 900 Befragten in Sachsen-Anhalt, dass sie angemessen bezahlt werden. Das ist erstaunlich bei der hohen Inflation in den vergangenen Jahren. Womöglich spielen die hohen Lohnabschlüsse in den vergangenen Monaten dabei eine wichtige Rolle. So erhielten Mitarbeiter unter anderem bei der Deutschen Bahn und im öffentlichen Nahverkehr zuletzt deutliche Lohnerhöhungen. Auch im Niedriglohnsektor wie in der Gastronomie und im Handel steigen die Löhne mitunter zweistellig, weil auch viele Unternehmen, die nicht tarifgebunden sind, große Probleme haben, Personal zu finden. Im Thüringer Gastgewerbe werden sich die Löhne laut dem zuletzt abgeschlossenen Tarifvertrag bis 2026 um 18 Prozent erhöhen.

Demonstration am 1. Mai in Leipzig: Mit dabei waren auch die Schornsteinfeger.
Demonstration am 1. Mai in Leipzig: Mit dabei waren auch die Schornsteinfeger.
Foto: IMAGO/Christian Grube

Im vergangenen Jahr verdienten Vollzeitbeschäftigte in Ostdeutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamts durchschnittlich 824 Euro brutto pro Monat weniger als Kollegen im Westen. Ein Jahr zuvor betrug die Differenz 842 Euro. Die Lebenshaltungskosten, gerade für Miete, sind im Osten aber auch niedriger. Die tatsächliche Kaufkraft ist daher nicht mehr so viel geringer.

Die Schere zwischen den hohen und niedrigen Löhnen geht auch nicht mehr auseinander. Im Gegenteil: Durch den gesetzlichen Mindestlohn werden die Verdienstunterschiede in Deutschland abgemildert. Vor allem Geringverdiener profitieren von der Steigerung auf 12 Euro in der Stunde, wie das Statistische Bundesamt am Montag für den Zeitraum von April 2022 bis April 2023 berichtete. Am Ende dieser Periode verdienten die oberen zehn Prozent der Beschäftigten im Schnitt das 2,98-fache der Geringverdiener aus dem untersten Zehntel der Lohnskala. Ein Jahr zuvor war es noch das 3,28-fache gewesen. Nach einer weiteren Anhebung zum Jahresbeginn beträgt der Mindestlohn derzeit 12,41 Euro.

Für einige Unternehmen wird das aber auch zum Problem. Bei der aktuellen Arbeitsmarktumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau gaben knapp die Hälfte der Unternehmen an, dass sie steigenden Arbeitskosten als Risiko für die Unternehmensentwicklung sehen. Erst danach kommt der Fachkräftemangel.

Verdi-Gewerkschaftschef Frank Werneke spricht sich jetzt dafür aus, dass der Mindestlohn absehbar auf 15 Euro pro Stunde steigen muss. Ob das ein sinnvoller Vorschlag ist, wenn die Produktivität nicht im gleichen Maß steigt, will ich hier nicht näher beleuchten. Fakt ist, dass Arbeit auch einfach wegfällt, wenn sie zu teuer wird.

Unübersehbar ist jedoch, dass die Arbeitnehmer aufgrund des Fachkräftemangels selbstbewusster werden. „Die Zeit der Arbeitsplatzangst ist vorbei“, sagt Sachsen-Anhalts DGB-Landeschefin Susanne Wiedemeyer. Das ist eine gute Nachricht – am Ende auch für die Arbeitgeber. Denn nur zufriedene Mitarbeiter sind auch gute Mitarbeiter.

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Der nächste Newsletter erscheint erst wieder in zwei Wochen, herzlich Steffen Höhne

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100 Mitarbeiter sind von der Insolvenz des Unternehmens Curt Bauer betroffen.
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Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/

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