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Kommentar zur DGB-Studie Besser, aber noch nicht gut

In Sachsen-Anhalt zahlen viele Betriebe bessere Gehälter. Wer weiter unzufrieden ist, kann handeln.

Von Hagen Eichler 29.04.2024, 18:00
MZ-Kommentator Hagen Eichler
MZ-Kommentator Hagen Eichler (Foto: Andreas Stedtler)

Magdeburg/MZ - Am Tag der Arbeit werden sich auch in diesem Jahr Gewerkschafter rote Nelken ans Revers heften, vor Bühnen des DGB versammeln und Reden beklatschen. Musik ist dabei, Bier und Bratwurst sowieso. Die meisten Menschen freilich werden davon nicht viel mitbekommen: Aus dem Kampftag der Werktätigen ist längst ein Tag des Privatvergnügens geworden. Das Wetter soll übrigens herrlich werden.

Die verlorene Bedeutung des Maifeiertags haben die Gewerkschaften bis heute nicht durch andere Aktions- oder Beteiligungsformen ausgleichen können. Generell scheint die Zeit der Massenorganisationen vorbei, immer stärker fragmentiert sich die Gesellschaft.

Fast die Hälfte fühlt sich also noch immer unterbezahlt

Das hat allerdings auch Folgen. Denn Gewerkschaften sind ein sehr wirksames Mittel, um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen durchzusetzen. In Sachsen-Anhalt ist auf diesem Feld noch viel zu tun, wie die aktuelle DGB-Studie „Gute Arbeit“ zeigt.

In den Daten findet sich Hoffnungsfrohes. So glaubt zum ersten Mal eine knappe Mehrheit, dass sie angemessen bezahlt wird. Das ist zweifelsohne ein Fortschritt – umgekehrt bedeutet das allerdings, dass sich fast eine ebenso so große Zahl an Beschäftigten unterbezahlt fühlt. Und rund 40 Prozent haben den Eindruck, das Gehalt reiche zum Leben nicht aus. Es ist ein schlechtes Zeugnis, dass die Befragten ihren Arbeitgebern damit ausstellen. Allerdings haben sie es teils auch selbst in der Hand, daran etwas zu ändern.

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]

Der Beitritt zu einer Gewerkschaft ist ein Weg. Ein anderer ist die Abstimmung mit den Füßen – nicht wenige Menschen haben in jüngster Zeit ihren Arbeitgeber oder gleich die Branche gewechselt, weil sie schlechte Bezahlung oder unattraktive Arbeitsbedingungen nicht mehr hinnehmen wollen. Der Arbeitskräftemangel macht es möglich – und könnte die Machtverhältnisse ebenso sehr verschieben wie es einst mitgliederstarke und kampfeswillige Gewerkschaften taten.