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Museen Museen: Geburtshaus der «Effi Briest» soll Museum werden

Von Susanne Grosse 22.04.2003, 20:23
Ein noch erhaltener Teil des Schlosses in Zerben bei Genthin, das Geburtshaus von Elisabeth von Ardenne (1853-1952), ist während der laufenden Sanierungsarbeiten eingerüstet. Das Schicksal der Frau hat Theodor Fontane in seinem Roman "Effi Briest" zu Weltliteratur verarbeitet. (Foto: Peter Förster dpa)
Ein noch erhaltener Teil des Schlosses in Zerben bei Genthin, das Geburtshaus von Elisabeth von Ardenne (1853-1952), ist während der laufenden Sanierungsarbeiten eingerüstet. Das Schicksal der Frau hat Theodor Fontane in seinem Roman "Effi Briest" zu Weltliteratur verarbeitet. (Foto: Peter Förster dpa) dpa

Zerben/dpa. - «Wenn alles hergerichtet ist, soll ein Museum entstehen, das an Elisabeth erinnert.»

Elisabeth von Ardenne wurde am 26. Oktober 1853 in Zerben geboren. «Theodor Fontane hat sie persönlich gekannt», sagt Schünecke, die im Rahmen einer ABM-Stelle eine Broschüre über das Schloss und das Leben der «echten Effi» erstellt hat und zur Zeit arbeitslos ist. «Nachdem Elisabeth 1873 Armand von Ardenne geheiratet hat und mit ihm nach Berlin gezogen ist, lernte sie dort Fontane bei einer Tischgesellschaft kennen.» Gerade der Name von Ardenne ist laut Schünecke vielen ein Begriff. «Elisabeths Enkel war der bekannte Physiker und Krebsforscher Manfred von Ardenne.»

«Das Geburtshaus müssen wir erhalten», sagt Jutta Mannewitz, Bürgermeisterin der Einheitsgemeinde Elbe-Parey. Doch die Sanierung des Schlosses ist nicht billig. «Von 1999 bis 2002 wurden rund 290 000 Euro investiert», sagt Mannewitz. 163 000 Euro kamen vom Land. «Der Rest ist Eigenanteil oder stammt von Sponsoren.» Mit dem Geld konnten das Dach, die Fassade und die Fenster erneuert werden. «Um die Innenräume zu machen, müssen noch etwa 150 000 Euro investiert werden.» Das Schloss stehe unter Denkmalschutz. Deshalb seien bestimmte Kriterien zu beachten. «Wir hoffen, das Land unterstützt uns weiter und wir finden Sponsoren.»

Das hofft auch Marianne Schünecke. Im Leben der Elisabeth von Ardenne kennt sie sich aus. «Sie war sehr temperamentvoll. Ihre Mutter wollte sie früh unter die Haube bringen.» Mit Armand von Ardenne habe sie zwei Kinder gehabt. «Die Familie zog nach einigen Umzügen in ein Schloss bei Düsseldorf.» Dort habe Elisabeth den Amtsrichter Emil Hartwich kennen gelernt, mit dem sie sich Liebesbriefe schrieb. «Ihr Mann entdeckte die Briefe und forderte Hartwich 1887 zum Duell. Hartwich wurde verletzt und starb vier Tage nach dem Schusswechsel.» Die Ehe mit Armand sei geschieden und beide Kinder dem Vater zugesprochen worden. «Dieses Schicksal hat Fontane in seinem Roman verarbeitet.»

«Doch während Effi früh stirbt, wurde Elisabeth von Ardenne 98 Jahre alt», weiß Schünecke. Nach der Scheidung von Armand habe sie Krankenschwester gelernt und sich humanitären Aufgaben gewidmet. Ihre Kinder habe sie erst viele Jahre nach der Scheidung wieder gesehen. Am 5. Februar 1952 sei sie in Lindau am Bodensee gestorben. «Begraben ist sie auf dem Friedhof Stahnsdorf bei Berlin.»

«An ihrem 90. Geburtstag übergab Elisabeth ihrem Lieblingsenkel Manfred von Ardenne die Briefe von Hartwich», sagt Schünecke. «Diese Briefe befinden sich seitdem in Familienbesitz», bestätigt Alexander von Ardenne, der Sohn von Manfred und Urenkel der «echten Effi». Er ist Geschäftsführer des Dresdner «von Ardenne Instituts für Angewandte Medizinische Forschung GmbH». Das Schicksal seiner Urgroßmutter kenne er aus der Autobiografie seines Vaters und aus den Verfilmungen mit Hanna Schygulla und Angelika Domröse. «Ich selbst habe sie nicht kennen gelernt, werde mir das Schloss aber ansehen.»

Dazu gibt es in diesem Jahr einen besonderen Anlass. «Zu Elisabeths 150. Geburtstag im Oktober planen wir ein Fest in Zerben», sagt Schünecke. «Fertig wird das Schloss bis dahin nicht sein, aber es ist wichtig, dass die Öffentlichkeit den Aufbau mitverfolgen kann.» Für den 24. Mai sei ein Tag der offenen Türgeplant.