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Kulturtage Kloster in Hedersleben wird zum Mittelpunkt Europas

Was das bedeutet und warum es sich lohnt, sich für die Kultur einzusetzen.

Von Uta Müller 23.09.2021, 16:02
Das  Kloster Hedersleben wird bei den Kulturtagen mit prominenten Gästen zum Zentrum Europas.
Das Kloster Hedersleben wird bei den Kulturtagen mit prominenten Gästen zum Zentrum Europas. Foto: Bürkner

Hedersleben/MZ - Wann ist ein guter Zeitpunkt, um über jüdisches Leben in Europa und über das jahrhundertealte jüdische Kulturschaffen zu sprechen? Erst, wenn wieder etwas Schreckliches passiert? So weit wollen es die Organisatoren der Kulturtage im Kloster Hedersleben nicht kommen lassen.

Vom 23. bis zum 26. September steht die Gemeinde Hedersleben im Vorharz ganz im Fokus des jüdischen Europas. „Wir möchten mit den Kulturtagen, in die auch das jüdische Laubhüttenfest Sukkoth fällt, einen Beitrag leisten, indem wir das Europäische Judentum sichtbarer machen“, sagt Hubertus von Stolzmann. Der Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer Kloster Hedersleben organisiert nun bereits im vierten Jahr die Kulturtage, die gemeinsam mit Künstlern, Theaterschaffenden, Musikern, Schauspielern, Schriftstellern, Historikern und Politikern der Frage nachgehen: Was bedeutet uns Europa?

Der Eröffnungsabend am Donnerstag, 23. September, widmet sich der Harzreise von Heinrich Heine mit dem Stück „Wie weit ist es noch bis Quedlinburg?“ mit Rezitationen und Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Die schicksalhaften zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts

Der Freitag beginnt mit einer der vielen Fragen nach: Wer waren sie, wo sind sie geblieben, was ist aus ihnen geworden? Die in Hannover geborene Cellistin Friederike Fechner hat durch aufwendige Recherche über ein Haus in Stralsund eine jüdische Kaufmannsfamilie im Nationalsozialismus gefunden. Inzwischen hat sie weltweit Nachkommen der Überlebenden ausfindig gemacht und zusammengebracht. Danach kommen in einer Podiumsrunde Jutta Dick, Julius Schoeps und Simon Strauß zusammen, um den jüdischen Geistesglanz in der Kulturgeschichte Europas nahezubringen. Die schicksalhaften zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts und der „Mythos der Goldenen Zwanziger“ stehen dann im Festsaal auf dem Programm und anschließend wird zum Tête-à-Tête mit Madame Bollinger vor dem Ochsenstall geladen.

Am Samstag stellen Simon Strauß und Albrecht Hoppe den „Rolf-Joseph-Preis“ vor. Schauspieler und Theaterregisseur Christian Nickel wird mit Pianist Hector Docx in die Welt von Stefan Zweig und dessen „Die unsichtbare Sammlung“ führen. Von Englands Judentum und Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ werden der Kulturhistoriker Michael Reynolds und der englische Drehbuchautor Simon Blacksell berichten.

Ab 22 Uhr ist lange Nacht

Verborgene Klavierschätze werden am frühen Abend unter dem Thema „Welch schöner Dreiklang“ vorgestellt. Musizieren werden die Pianistin Julija Botchkovskaia (Ukraine), Anton Barakhovsky (Russland) an der Violine und Cellist Leonid Gorokhov (Russland). Das Trio spielt Werke von Fanny Mendelssohn Hensel, Arnold Schönberg und Alexander Krein. Und gegen 22 Uhr heißt es „Mein Papagei frisst keine harten Eier“, wenn alle Künstler zur langen Nacht im Kloster einladen.

Am Sonntag wird es nach den Worten von Hubertus von Stolzmann noch einmal ernst: Moderiert von Simon Strauß kommen Michael Wolffsohn und Rüdiger Mahlo zusammen, um über das jüdische Europa zu diskutieren.

Begleitet werden die Kulturtage von einer Ausstellung der Halberstädter Künstlerin Annedore Policek. Auch die beliebten Küchenpartys beim Galadinner am 24. September sowie die europäische Küchenparty am 25. September runden das Programm ab. „Dann sind die Besucher ganz echt zu Gast in Europa, wenn Spezialitäten aus Estland, Rumänien, Israel sowie Vatikanstadt gekocht werden“, so von Stolzmann. „Zudem sind lockere Gespräche zwischen den prominenten Gästen sowie den Besuchern möglich“, sagt von Stolzmann.

Weitere Informationen sowie das Programm unter www.kloster-hedersleben.de/kulturtage-2021.