1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. «Auf den Spuren der Geschichte»: «Auf den Spuren der Geschichte»: Stelldichein bei Uta und Gespenst in Weiß

«Auf den Spuren der Geschichte» «Auf den Spuren der Geschichte»: Stelldichein bei Uta und Gespenst in Weiß

Von Herbert Scholz 07.07.2002, 14:00

Bernburg/MZ. - "Auf den Spuren der Geschichte" hieß die sechste Exkursion, die inzwischen vom Verein der Freunde und Förderer der Kulturstiftung Bernburg als Projekt mit Unterstützung des Arbeitsamtes organisiert wurde. Etwa 50 Interessenten gingen am Sonnabend auf die Reise. Sie führte allerdings im Gegensatz zu den Exkursionen eins bis fünf über die Grenzen des historischen Landes Anhalt hinaus.

Die Reisegesellschaft, zu der auch zehn ausländische Studenten der Hochschule Anhalt, Standort Bernburg, gehörten, hatte sozusagen das erste Rendezvous mit Uta von Naumburg. Spätestens angesichts der Stifterfiguren im Dom zu Naumburg erinnerten sich die Exkursionsteilnehmer daran, was Christine Raatz schon im Bus rhetorisch fragte: "Oder sollen wir lieber sagen: Uta von Ballenstedt?"

Getrost hätte die sechste Exkursion tatsächlich wieder "Auf den Spuren der Askanier" heißen können. Christine Raatz verwies nämlich darauf, dass im Stammbaum der frühen Askanier, herausgegeben 2001 von der Kreisvolkshochschule Aschersleben-Staßfurt, die genealogische Beziehung der Uta zu den Askaniern. Nach dieser Darstellung ist sie die Tochter des Adalbert (Albrecht) von Ballenstedt und seiner Gemahlin Hidda.

Im Dom zu Naumburg, exakt im Westchor, dem ersten und großartigsten Werk der frühen Gotik in Sachsen und Thüringen überhaupt, wurde die Uta an der Seite ihres Gemahls Markgraf Ekkehard II. plötzlich mit ganz anderen Augen gesehen. Es schien, als hätten die Betrachter aus "Askanien" ein wenig mehr Sympathien für die ohnehin sehr beliebte Uta.

Das eigentliche Ziel, so sagte Angelika Böhlk, Vorsitzende der Kulturstiftung, gleich zu Beginn der Fahrt, sei es vor allem, den Reisenden Meisterwerke romanischer, frühgotischer und gotischer Architektur im Land Sachsen-Anhalt näher zu bringen. Eine von Hella Kapischke gestaltete Mappe, die jeder Teilnehmer ebenso erhielt wie den kleinen Reiseführer durch Anhalt mit dem Titel "Auf den Spuren der Askanier", unterstützte diese Absicht vortrefflich.

Ebenso wie der Dom zu Naumburg enthalten auch die Gebäude der sagenumwobenen Neuenburg, gewissermaßen Schwester der Wartburg, Zeugnisse der verschiedensten Baustile. Gegründet wurde sie unweit des Winzerstädtchens Freyburg um 1090 von dem Thüringer Grafen Ludwig dem Springer. Noch im 16. Jahrhundert durch den Kurfürsten von Sachsen sowie im 17. und 18. Jahrhundert durch die Herzöge von Sachsen-Weißenfels erfolgten An- und Umbauten.

Auch auf der Neuenburg standen historische Frauenpersönlichkeiten im Mittelpunkt. So zum Beispiel Elisabeth von Thüringen, die bereits vier Jahre nach ihrem Tode 1235 für ihre beispielhafte Nächstenliebe und Barmherzigkeit heilig gesprochen wurde. Um ihr Wirken rankt sich auch das Rosenwunder, die Umwandlung von Gaben an Bedürftige in Rosen.

Von der sympathischen Reiseführerin Monika Markwart, gleichzeitig Vorsitzende des Vereins zur Rettung und Erhaltung der Neuenburg, ist aber noch mehr zu erfahren. Zum Beispiel, dass genau 150 Jahre früher Adelheid als bedeutend weniger human in die Geschichte der Ludowinger einging.

Gemeinsam mit ihrem späteren Gemahl Ludwig dem Springer organisierte sie 1085 die Ermordung ihres ersten Gatten, des sächsischen Pfalzgrafen Friedrich. Nach ihrem Tode fand sie keine Ruh` und spukt (wie sich die Exkursionsteilnehmer überzeugen konnten als weiße Dame durch das Schloss.

Der Name einer dritten Frau führt wieder zu den Askaniern. Wie der Literatur zu entnehmen ist, hatte Hermann von Thüringen, ein Bruder Ludwig III., zwei Töchter. Eine davon war Irmgard von Thüringen. Sie wurde mit Heinrich I. von Anhalt-Aschersleben (1170 bis 1251) vermählt. Somit hielt eine "von Thüringen" Einzug in das Fürstengeschlecht der Askanier.