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Salzburger Festspiele Salzburger Festspiele: Bei Mördern und Narren

Von Christa Hasselhorst 31.07.2001, 20:42

Salzburg/MZ. - Macbeth und Falstaff,zwei starke Figuren von Shakespeare, sindoberflächlich gesehen Antipoden: Der einewill die Macht um jeden Preis und geht überLeichen, der andere hat längst darauf verzichtetund sich in der Rolle des burlesken Narreneingerichtet. Beide werden jedoch bestimmt,getrieben durch ihr Verhältnis zum anderenGeschlecht.

Macbeth läßt sich für die Karriere zumMord anstiften, Falstaff mimt den ewigen DonJuan und riskiert dafür Kopf und Kragen. InSalzburg eint die beiden Kraftwerke obendreindie Lust an Party und Suff. Macbeth feierthemmungslose Gelage, Falstaff zelebriert seinweises Finale an einer Festtafel.

Shakespeare Nummer Eins: Die Tragödie vomKönigsmörder findet auf der Perner-Insel statt,dem Ort der Avantgarde, wo Skandale geradezuerwartet werden. Der Katalane Calixto Bieitohat Macbeth dort her- und, wie ein Teil desPublikums fand, auch hingerichtet. Das Schlossist ein Riesenraum mit allem, womit sich neureicheSpießer einrichten: weiße Plastikgarnituren,Palmen, Porzellan-Tiger, Marmortischchen,Hausbar und Barbecue. Umrundet wird er voneiner Galerie, auf der Macbeth sich fit läuftzum fröhlichen Morden.

Auf ihr verschwindet auch König Duncan zumletzten Schlummer. Der ist als einziger "elegant"gekleidet, mit Kaschmirmantel und Schal. Sonstträgt man Freizeitkleidung von erlesener Geschmacklosigkeit.Der männliche Hofstaat ist eine grölende Bande,die aber kurioserweise in altmodischen Versenredet. Anne Tismer gibt Lady Macbeth als hysterischeBarbiepuppe, die ihren Ehemann knallhart zumKönigsthron treibt.

Andreas Grothgar bleibt trotz Brüllen, Körpereinsatzund martialischer Glatze letztlich doch einarmes, zweifelndes Würstchen, das sich hysterischam Boden windet. Ein Untergeher von vornherein,der nie wirklich an seinen Sieg glaubte. Ebennoch intonierte der treue Banquo am Synthesizerden Italo-Schmalz "Una festa sui prati", dannaber mordet Macbeth König Duncan mit einemriesigen Schraubenzieher. Ausführlich mussman mit ansehen, wie Rosse Macduffs Kinderersäuft, erstickt und erschlägt, um dann LadyMacduff mit der Schnur eines Bügeleisens zuerdrosseln und ihr nach dem Ableben noch malfix an die Wäsche zu gehen. Als Macduff vomTod seiner Familie erfährt, schafft Max Hoppden einzig anrührenden Augenblick des Abendsmit seiner verzweifelten Trauer.

Weil kaum einer wirklich lebendig wirkte indiesem vertheaterten Pulp-Fiction-Verschnitt,macht es Sinn, wenn zum Schluss alle Leichenfröhliche Auferstehung feiern und unisono"Death is not the end" singen - alles nurein greller Spaß gewesen. Zur Premiere gab'sheftige Buhs für die Regie.

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