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Mit dem Rezept für ein langes Leben

Von Susanne Thon 16.10.2007, 16:26

Aschersleben/MZ. - Kaum genug Platz, den einen vor den anderen Fuß zu setzen: So haben die Fans des Herbstbluesfestivals die Veranstaltung im Ascherslebener Grauen Hof noch aus vergangenen Jahren in Erinnerung. Diesmal sah das allerdings ein bisschen anders aus. "Wir schieben es mal auf den Fußball", sucht Hagen-Hubert Möckel nach einer möglichen Erklärung des Besucherrückgangs.

An der Musik kann es jedenfalls nicht gelegen haben, auch wenn alle Bands - ausgenommen natürlich die Lokalmatadoren, die Autumn Blues Band, die das Spektakel wie immer in gewohnt frischer, lockerer Manier eröffnete - dem Ascherslebener Publikum zumindest in ihrer jetzigen Formation noch nicht bekannt waren.

Dennoch: "Experimentieren können wir hier nicht", weiß Möckel. In der Szene kenne man sich eben, Empfehlungen werden ausgesprochen, und so picke sich der Organisator schon Größen heraus - und wird mitunter trotzdem noch selbst überrascht: "Die haben sich ja richtig reingesteigert", denkt er da an "Andrea on the Wing".

Aus Thüringen kommen Holger "Josa" Sauerbrey (Gitarre, Gesang, Mundharmonika) und Andrea Zöllner (Gesang, Akkordeon, Perkussion - "das kleine Schlagzeug"), den Folk-Blues im Gepäck. Mit markanten Stimmen und ausgezeichnetem Instrumentalspiel überzeugten die beiden sympathischen Musiker, die den Gästen nicht nur das Rezept für ein langes Leben - "sich aus dem Staub machen, so lange noch Zeit ist" - verrieten. Getürmt ist zum Glück niemand: Wo eben noch anerkennend "Nicht schlecht" genickt wurde, heißt es schon im nächsten Moment "Wahnsinn", begleitet von frenetischem Beifall.

"Es ist die Musik, mit der ich aufgewachsen bin, die damals richtig populär war", versucht Sauerbrey seine Faszination in Worte zu fassen und vertröstet im nächsten Atemzug einen Fan, der die erste CD des Duos bereits gekauft hat und nun schon sehnsüchtig auf die zweite Scheibe wartet.

Hauptberufliche Musiker sind sie nicht. "Ich habe das zehn Jahre lang gemacht", so der Gitarrist, der bis Mitte der 90er Jahre als Straßenmusiker unterwegs war und zwei Jahre in Lyon lebte. "Wir sind stolz hier sein zu dürfen, das Festival ist etwas ganz Besonderes", findet er, dem der Abend "richtig Spaß macht": "Wir machen alle etwas anderes, gerade für das Publikum ist ein so breites Spektrum schön."

Mit ihrem charakteristischen Stil, dem Delta Roll, basierend auf dem Sound von Delta, Country und Juke Joint Blues der 20er bis 40er Jahre stellen The Love Gloves aus Berlin ihre Virtuosität zur Schau - getreu ihrem Leitgedanken: "Wer in keine Schublade will, erfindet einfach seine eigene Musikrichtung". Blues vom Feinsten aus Übersee und von der grünen Insel gab es bereits am Freitag: Mit Lance & Donna aus den USA, die die Reise zu den Wurzeln ihres Genres wagten, sowie Carl Wyatt & The Delta Voodoo Kings aus Irland, die sich dem Texas- und Deltablues verschrieben haben. Bis auf die Iren, die schon abreisen mussten, gab es schon am Sonntag zum abschließenden Festivalbrunch ein Wiedersehen mit allen Musikern.