Klasse 2.0 Den Opa befragt

Im Rahmen des Klasse-Projektes der Mitteldeutschen Zeitung führte Maximilian Gentzsch ein Interview mit seinem Großvater Eberhard Gentzsch zum Thema Landwirtschaft.

Aktualisiert: 9.4.2021, 17:21

Droyssig. Das Interview habe ich extra mit ihm geführt, weil er in seinem früheren Leben Diplomlandwirt war und ich später auch gern Landwirt werden möchte. Maximilian Gentzsch ist Schüler der 8. Klasse der Gemeinschaftsschule Droyßig.

Warum hast du dich für diesen Beruf entschieden?

Eberhard Gentzsch: Ich habe mich für diesen Beruf entschieden, weil ich als Kind auf einem Bauernhof aufgewachsen bin und schon damals mit allen Teilen der Landwirtschaft zu tun hatte.

Wie erfolgte deine Ausbildung?

Nach der Schule habe ich an einer landwirtschaftlichen Schule in Halle mein Abitur gemacht. Danach ging ich an die Martin-Luther-Universität und studierte Landwirtschaft.

Wie war die Landwirtschaft vor 60 Jahren?

Natürlich ist sie nicht mit heute zu vergleichen, aber auch damals schon musste man die Landwirtschaft verstehen. Früher betrieben die Bauern oft gleichzeitig Viehzucht und Ackerbau. Heute ist das meist auf unterschiedlichen Höfen zu finden oder man macht nur Ackerbau. Die Zugmittel waren damals meist Pferde, aber die größeren Betriebe hatten auch damals schon Maschinen, wie zum Beispiel einen Lanz-Bulldog. Die entsprechenden Maschinen waren früher einfach gebaut, ganz und gar nicht mit heute zu vergleichen.

Wie war der Beginn der LPG-Bildung?

Die Bauern mussten sich mit ihrem Vieh und dem Land zu einer LPG zusammenschließen. LPG bedeutet Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft. Viele Bauern weigerten sich, aber sie mussten. Doch nach und nach sahen sie auch die Vorteile der LPG. Sie konnten zum Beispiel in Urlaub fahren oder ihre Flächen mit größeren Maschinen bearbeiten.

Wie war die LPG?

In den 70er Jahren war die LPG in Pflanzen- und Tierproduktion eingeteilt. Ich arbeitete damals in der Pflanzenproduktion. Der Betrieb hatte rund 10 000 Hektar Acker- und Grünland. Ein Feld war zirka 100 Hektar groß. Das war für damalige Verhältnisse schon sehr groß. Dies ist auch ein großer Vorteil für die heutige Landwirtschaft.

Wie schätzt du die Landwirtschaft heute ein?

Ich glaube, dass wir an einem Wendepunkt der Produktion stehen, sowohl in der Pflanzen-, als auch in der Tierproduktion. Wir wissen, dass das Klima sich verändert und wir müssen umdenken, so dass wir den Klimawandel eventuell aufhalten können. Bis jetzt ist die Bemühung meiner Meinung nach viel zu gering. 2018 zum Beispiel war eine große Trockenheit. Das hat vielen Betrieben die Existenz gekostet. Es sind nur 35 Prozent der Niederschläge, die sonst fallen müssten, gefallen.

Welchen Rat geben Sie zukünftigen Landwirten?

Wenn die Insektenpopulation um 70 Prozent sinkt, ist ein Umdenken erforderlich. Das heißt, wir brauchen eine Landwirtschaft, die sich den Umweltbedingungen anpasst, die mehr auf Bio setzt. Ich kann den künftigen Landwirten nur sagen: Geht verantwortungsvoll mit der Umwelt um!