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Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt Was Besucher beim Tag der offenen Gärtnerei in Naderkau am Samstag erleben können

Wegen der besseren Luft sind Christiane Hanff und Timo Klöckner einst nach Naderkau gezogen. Dann sind sie in die Landwirtschaft eingetaucht. Was dabei entstanden ist. Zum ersten Mal veranstaltet der „Gemüsehof Naderkau“ am Samstag, 20. April, von 13 bis 17 Uhr einen Tag der offenen Gärtnerei.

Von Dietmar Bebber 19.04.2024, 17:15
Christiane Hanff und  Praktikantin Viktoria Metz sowie Timo Klöckner (v. l.) bereiten die Jungpflanzen vor für den Tag der offenen Gärtnerei auf dem Gemüsehof Naderkau (Kemberg).
Christiane Hanff und Praktikantin Viktoria Metz sowie Timo Klöckner (v. l.) bereiten die Jungpflanzen vor für den Tag der offenen Gärtnerei auf dem Gemüsehof Naderkau (Kemberg). Foto: Dietmar Bebber

Naderkau/mz - Zum ersten Mal veranstaltet der „Gemüsehof Naderkau“ am Samstag, 20. April, von 13 bis 17 Uhr einen Tag der offenen Gärtnerei. „Wir sind sehr aufgeregt“ verrät Christiane Hanff und ergänzt: „Ich freu mich auf den Austausch und die Fragen der Besucher“.

Hanff und Timo Klöckner sind 2015 von Leipzig in das beschauliche Naderkau gezogen. Ziel des jungen Ehepaares war es dabei eigentlich nur, von der Großstadt aufs Land zu ziehen. Zuerst war die bessere Luft der Antrieb für den Wohnortwechsel. Parallel gab es da aber auch schon die Idee, ein bisschen in die Landwirtschaft einzutauchen und eine gewisse Selbstversorgung anzustreben. Daraus entwickelt hat sich dann die Solidarische Landwirtschaft (Solawi) mit dem Namen „Gemüsehof Naderkau“.

Von 20 auf 40

Waren es anfangs 20 Haushalte, die sie wöchentlich mit Gemüse und Obst sowie Pilzen und Kräutern versorgen, sind es heute mehr als 40. Genauso hat sich in der kurzen Zeit auch die Anbaufläche des Gemüsehofs verdoppelt. Bei der Bewirtschaftung dieser Fläche erhalten Hanff und Klöckner zur Zeit Unterstützung durch ihre Praktikantin Viktoria Metz aus Melsungen (Hessen). Weit über 50 Gemüsesorten produzieren sie mittlerweile dafür über das ganze Jahr verteilt. Alles kommt immer frisch geerntet zum Verbraucher.

Das Konzept

Richtig interessant wird es aber, wenn man in das eigentliche Konzept eintaucht. Schließlich stellt sich die Frage, wie es geht, so viel auf so kleiner Fläche zu produzieren. Solawi ist eine Versorgungsgemeinschaft, die durch kleinbäuerliche und vielfältige Produktion die regionale Landwirtschaft erhalten möchte. Dabei werden Verbraucher und Landwirte direkt zusammengebracht. Zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Gemeinschaft wird dann die nächste Anbausaison geplant und, das ist auch wichtig, gemeinsam finanziert. Das geschieht über monatliche Beiträge. Es werden gute wie auch schlechten Ernten geteilt und so die Produktion gesunder Lebensmittel in den Mittelpunkt gerückt. Dabei setzen Hanff und Klöckner auf Anbaumethoden von Richard Perkins und Charles Dowding. Hierbei wird auf kleinsten Flächen hoch produktiv Gemüse angebaut. Dies erreicht man beispielsweise durch engere Pflanzabstände und anstelle von Direktsaaten setzt man häufiger auf das Pflanzen von Jungpflanzen, was die Kulturzeit im Beet verkürzt.

In einer Anbausaison können so durch geschicktes Planen bis zu vier Gemüsekulturen nacheinander auf ein- und derselben Fläche angebaut werden. Das Besondere dabei ist auch, dass es keinerlei Bodenbearbeitung gibt. Ziel ist es, so die Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität des Bodens zu erhöhen. Wie genau sich dies entwickelt, wird in einem Forschungsprojekt der TU Berlin unter dem Thema „Soziale, ökonomische und ökologische Effekte von partizipativer, nachhaltiger Lebensmittelerzeugung“ untersucht. In diesem transdisziplinären BMBF-Projekt (Bundesministerium für Bildung und Forschung) wird der Einfluss von regenerativer Landwirtschaft auf Humusaufbau, Erosionsstabilität, Biodiversität, Wasserhaushalt und Nährstoffaustrag landwirtschaftlicher Böden untersucht. Diese Untersuchungen finden in Kooperation mit ausgewählten ostdeutschen „Solawi-Betrieben“, zu denen auch der „Gemüsehof Naderkau“ zählt, statt.

Erste Kulturen

Bei dem sind schon die ersten Kulturen in der Erde, wovon man sich am Tag der offenen Gärtnerei bei vorgesehenen Gärtnereiführungen überzeugen kann. Dabei wird nicht nur verraten, wie und was angebaut wird. Es findet unter anderem auch ein Verkauf von selbst gezogenen Jungpflanzen und Bäumen der Baumschule Koch statt.

Wissenswertes ist auch online bei www.gemuesehof-naderkau.de oder telefonisch unter der Rufnummer 034904/490269 zu erfahren. Eine Mitgliedschaft dauert übrigens immer ein Wirtschaftsjahr, welches im April beginnt.