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Chemie Vereinbarung zwischen SKW und Uniper: Grünes Ammoniak aus Wittenberg

Der Düngemittel-Hersteller SKW und der Energiekonzern Uniper wollen bei Produktion und Lieferungen von grünem Ammoniak kooperieren. Doch bisher fehlt eine Investitionsentscheidung in Wittenberg.

Von Steffen Höhne 23.04.2024, 10:38
Blick auf die Harnstoff- und Ammoniakproduktion von SKW in Wittenberg
Blick auf die Harnstoff- und Ammoniakproduktion von SKW in Wittenberg Foto: Thomas Klitzsch

Wittenberg/MZ. - Der Düngemittel-Hersteller SKW Piesteritz aus Wittenberg und der Energiekonzern Uniper vereinbaren eine Zusammenarbeit bei der Lieferung von nachhaltigem Ammoniak. Die beiden Unternehmen wollen sich wechselseitig bei Produktion und Logistik unterstützen. „In einer Zeit, in der sich die Welt mit den Herausforderungen eines nachhaltigen industriellen Wachstums auseinandersetzt, ist diese Partnerschaft ein essenzieller Baustein“, teilte SKW-Geschäftsführer Petr Cingr am Montag mit.

Auch Import über Terminal in Wilhelmshaven vereinbart

Bei der Vereinbarung, die im Beisein von Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (CDU) geschlossen wurde, handelt es sich zunächst um eine Absichtserklärung, die eine Vorstufe zu einem Liefervertrag ist. In der Mitteilung heißt es, SKW beliefere „als größter Produzent von Ammoniak und Harnstoff in Deutschland Uniper mit nachhaltig produziertem Ammoniak“.

Ammoniak ist ein wichtiges Vorprodukt, um Stickstoffdünger und andere Chemikalien zu produzieren. In Wittenberg wird Ammoniak derzeit aus Erdgas hergestellt. Im vergangenen Jahr kündigte SKW bereits an, 400 Millionen Euro in den Standort zu investieren, um nachhaltiges Ammoniak herzustellen. Eine konkrete Investitionsentscheidung wurde bisher aber noch nicht bekannt gegeben. Auch in der aktuellen Mitteilung findet sich dazu nichts. Es heißt nur, SKW wolle „mittel- bis langfristig“ grünes oder blaues Ammoniak liefern.

SKW will zudem auch ein neues Importterminal von Uniper in Wilhelmshaven an der Nordseeküste nutzen, um selbst grünes Ammoniak aus sonnenreichen Ländern zu beziehen. Ammoniak wird aus Wasserstoff und Stickstoff hergestellt. Bisher wird es vor allem als Grundchemikalie eingesetzt.

Herstellung von grünem Wasserstoff noch teuer

Ammoniak eignet sich aber auch gut, um grünen Wasserstoff zu transportieren. Daher ist es künftig auch für Stahl- oder Zementindustrie interessant. Uniper will in Wilhelmshaven neben dem Ammoniak-Import bis 2028 auch eine Ein-Gigawatt-Elektrolyseanlage bauen, um mit Windstrom grünen Wasserstoff zu produzieren. Das Problem: Grüner Wasserstoff ist in der Herstellung noch fünfmal teurer als Erdgas.

Wegen sehr hoher Erdgaspreise im Zuge des Ukraine-Kriegs musste SKW die Düngemittelproduktion zuletzt drosseln. Das Unternehmen profitierte jahrelang von günstigem russischen Erdgas. Nun sucht SKW, das zum tschechischen Konzern Agrofert gehört, nach neuen Geschäften mit grünem Ammoniak.