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Hochwasser im Burgenlandkreis Schutz vor einer Flut - Was im Katastrophenfall im Landkreis geschieht

Sollte sich die Hochwassersituation insbesondere an der Unstrut verschärfen, könnte Katastrophenalarm ausgerufen werden. Für Evakuierungen gibt es Notfall-Leuchttürme.

Von Anja Falgowski 04.01.2024, 10:25
Blick auf das Hochwasser der Unstrut bei Wennungen. Im nahegelegenen Wangen herrschte am Mittwochnachmittag Alarmstufe drei.
Blick auf das Hochwasser der Unstrut bei Wennungen. Im nahegelegenen Wangen herrschte am Mittwochnachmittag Alarmstufe drei. (Foto: Nicky Hellfritzsch)

Naumburg/Wangen - Das Amt für Bevölkerungsschutz schaut derzeit besonders kritisch auf die Pegel entlang des Flussbereiches der Unstrut. Die Helme, ein bedeutender Zufluss der Unstrut, führt weiterhin Wasser der Alarmstufe 4, und in Mansfeld-Südharz wurde bereits der Katastrophenfall ausgerufen. Die Pegelstände im Bereich Wangen könnten durch die Entlastung der Talsperre Kelbra weiter ansteigen. Die zuständige Dezernentin des Burgenlandkreises, Dr. Ariane Körner, weiß, was im Katastrophenfall geschieht.

 
Das Hochwasser von 2013 ist in Sachsen-Anhalt bis heute unvergessen. (Bericht:Bernd Stiasny/Material: Archiv TV Halle)

Welche Ortschaften wären bei Hochwasser an Unstrut und Saale zuerst betroffen?

Ariane Körner: Das Amt für Bevölkerungsschutz nimmt die aktuelle Lage mit den Pegelständen in Wangen an der Unstrut, Laucha an der Unstrut und Grochlitz an der Saale sehr ernst. In Wangen, wo am Mittwochnachmittag Alarmstufe 3 herrschte, ist die Situation angespannt. Die Bewohner werden gebeten, die Lage im Blick zu behalten und eventuelle Maßnahmen vorzubereiten. Informationen stehen über Kat-Warn, Nina oder über Funk und Fernsehen zur Verfügung. In Laucha, wo der Pegel an der Meldegrenze liegt, ist die Gefahr noch nicht akut.

Kreisdezernentin Ariane Körner
Kreisdezernentin Ariane Körner
(Foto: Martin Walter)

In Grochlitz steht der Pegel derzeit auf Alarmstufe 1, was auf erhöhte Aufmerksamkeit hinweist, auch wenn die Gefahr noch nicht akut ist. Welche Ortschaften zuerst betroffen sein könnten, ist immer von verschiedenen Faktoren abhängig, etwa die konkrete Lage und örtliche Gegebenheiten. Im Bereich der Unstrut sind aus der Erfahrung heraus oft die Ortschaften Wennungen, Dorndorf, Burgscheidungen und Wangen betroffen. An der Saale liegen die ersten Schwerpunkte meist bei den Ortschaften Kleinheringen, Saaleck, Eulau, Weißenfels und Dehlitz. Diese Aufzählung ist aber nur beispielhaft, nicht abschließend.

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Wann wird Katastrophenalarm ausgerufen?

Der Katastrophenfall wird durch den Landrat festgestellt, wenn Leib und Leben einer Vielzahl von Personen, die Grundlagen der Versorgung einer Vielzahl von Personen oder erhebliche Sachwerte gefährdet sind. Zudem ist entscheidend, dass zur Gefahrenabwehr eine gemeinsame Gesamtleitung erforderlich sein muss und somit nicht mehr jede Kommune eigenständig agieren kann. Die Gesamtleitung liegt dann beim Landkreis, und die Heranführung weiterer Einsatzkräfte kann koordinierter und auf anderen formellen Wegen erfolgen.

Was bedeutet das konkret für die Bevölkerung?

Die Bevölkerung wird verstärkt über die Hochwassersituation informiert und gewarnt. Warnungen werden durch Sirenen, Rundfunkdurchsagen, SMS, soziale Medien und andere Kommunikationsmittel verbreitet.

Wenn die Hochwassergefahr extrem hoch ist und das Leben der Menschen bedroht ist, kann eine Evakuierung angeordnet werden. Bürgerinnen und Bürger werden dann aufgefordert, ihre Häuser oder gefährdete Gebiete zu verlassen und in sicherere Zonen zu flüchten. Die örtlichen Behörden stellen Evakuierungsanweisungen und -routen zur Verfügung. Für diejenigen, die evakuiert werden müssen oder ihre Häuser aus Sicherheitsgründen verlassen, werden Notunterkünfte in Form der „Notfall-Leuchttürme“ eingerichtet. Dort erhalten sie Schutz, Nahrung, Wasser und medizinische Versorgung.

In einer Hochwassersituation können bestimmte Verhaltensregeln erlassen werden, wie zum Beispiel die Anweisung, sich von Überschwemmungsgebieten fernzuhalten oder gefährliche Straßenabschnitte zu meiden. Es kann auch zu Einschränkungen durch verschiedene Einsätze kommen, damit die Helferinnen und Helfer agieren können. Es können auch verschiedene Verfügungen zum Schutz der Bevölkerung erlassen werden.

Wo können evakuierte Anwohner unterkommen?

Im Burgenlandkreis gibt es eine gut durchdachte Vorbereitung für die Unterbringung betroffener Anwohner während Katastrophensituationen. Im Rahmen des Konzepts der Notfall-Leuchttürme wurden Gebäude ausgewählt und vorbereitet, um im Katastrophenfall Schutz und Versorgung für die Bevölkerung zu bieten.

Diese Notfall-Leuchttürme im Burgenlandkreis sind strategisch über das gesamte Gebiet verteilt. Sie sind darauf ausgelegt, eine kontinuierliche Versorgung mit Energie, Gas, Wasser, Telekommunikation, medizinischer Versorgung und Nahrungsmitteln sicherzustellen. Diese Einrichtungen sind im Krisenfall bemannt und dienen als Anlaufstelle für Informationen und Versorgung. Eine besonders wichtige Funktion der Notfall-Leuchttürme besteht darin, Übernachtungsmöglichkeiten für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, wie zum Beispiel Mütter mit Neugeborenen, bereitzustellen. Dies stellt sicher, dass auch vulnerable Gruppen angemessen versorgt werden.

Welche Organisationen kommen zum Einsatz?

Im Hochwasser-Fall in Sachsen-Anhalt sind vorrangig die Wasserwehren, Feuerwehren und die Fachdienste des Katastrophenschutzes im Einsatz. Diese Organisationen spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von Hochwassersituationen, da sie speziell für Wasserrettung und Hochwasserbekämpfung ausgebildet und ausgerüstet sind. Die Fachdienste Sanität und Betreuung werden in der Regel erst im Fall einer Evakuierung aktiviert. Sie sind für die medizinische Versorgung der Evakuierten und die Unterbringung in Notunterkünften verantwortlich.

Welche Fehler sollte die Bevölkerung vermeiden?

Katastrophentourismus kann lebensgefährlich sein, er behindert auch die Arbeit der Rettungskräfte. Stromquellen wie Sicherungskästen oder elektrische Geräte im Keller sollten ausgeschaltet werden. Niemals sollten Fahrzeuge durch überflutete Straßen oder Gebiete fahren. Auch sollten Brücken und Dämme nicht betreten werden. Hindernisse in Abflüssen sollten nicht beseitigt werden. Rettungsaktionen durch Menschen ohne Ausbildung können gefährlich sein. Und offizielle Hochwasserwarnungen und -hinweise dürfen nicht ignoriert werden.