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Medienprojekt Klasse 2.0 Baggern wie die Profis

„Nicht so hoch“, ruft Luise Eisenschmidt ihrem Mitspieler zu, der ihr den gelb-blauen Volleyball zu wirft. Der nächste Versuch klappt dann besser. Weich baggert die Neuntklässlerin das Spielgerät zurück zum Absender. „Yes“, ruft Luise und bekommt sogar Applaus vom Fachmann. Mircea Dudas, seines Zeichens Trainer beim Zweitligisten Chemie Volley Mitteldeutschland, ist an diesem Mittwochmorgen mit sechs seiner Profis in die Turnhalle der Förderschule am Südpark gekommen, um gemeinsam mit Schülern der neunten und achten Klasse zu trainieren.

Von Robert Briest Aktualisiert: 9.4.2021, 17:19

Merseburg. „Wir hatten das Glück beim Projekt Klasse 2.0 für diesen Besuch ausgewählt zu werden“, berichtet Klassenlehrerin Andrea Ohse. Die Kinder seien ganz heiß auf den Besuch gewesen, hätten sich darauf vorbereitet, in dem sie MZ gelesen hätten. Das bestätigt auch Luise: „Wir haben immer in die Zeitung geguckt, da stand viel über die Volleyballer drin.“

Die Namen der Spieler sind der Schülerin allerdings noch nicht geläufig. Die meisten von ihnen sind auch erst seit September in Spergau. Das sie kein Deutsch können, ist beim Besuch in der Förderschule kein Problem. Der Trainer und Sportlehrerin Jutta Chriske übersetzen die Anweisungen, die Zuspieler Maciej Madej den gut 20 Jugendlichen für die Erwärmung gibt. Staffelspiele, Dehnübungen, Bälle hin und her werfen. Er kenne solche Schulbesuche aus seiner Zeit in der österreichischen Bundesliga, erzählt der Pole. „Es ist nett.“ Natürlich könne man den Kindern in 90 Minuten nicht das Volleyballspielen beibringen, aber zumindest einige Grundlagen, etwa wie man sich richtig erwärmt oder pritscht. „Es geht darum, eine Idee zu vermitteln, wie das Spiel funktioniert. Danach können sie selbst entscheiden, ob es ihnen gefällt.“

Spieler sind Vorbilder für die Jugend

Auch sein Trainer Dudas hat beim Schulbesuch die Nachwuchsgewinnung im Kopf: „Wir möchten gerne mehr Kinder zum Sport bringen, insbesondere natürlich zum Volleyball“, sagt der 47-Jährige und begründet: „Denn Bewegung ist immer wichtig.“ Im Idealfall würde der Nachwuchs dann sogar zum CVM nach Spergau kommen. Mircea Dudas sieht seine Spieler durchaus auch als Vorbilder für die Jugend. „Es ist wichtig für die Schüler mal zu sehen, wie ein Profi aussieht, was er macht.“

Besagte Profis zeigen den Jugendlichen derweil, wie sie sich den Ball richtig zupassen. Sie versuchen die Vorgaben umzusetzen, was zumeist gut glückt, nur selten rollt ein Irrläufer durch die Halle. Auch bei Luise und ihrem Übungspartner funktioniert das Passspiel gut. Sie habe bisher außer ein paar Stunden im Sportunterricht wenig mit Volleyball zu tun gehabt, sagt die Schülerin. Mit den Profis zu üben gefällt ihr aber: „Das Training ist toll.“ Ob sie sich wie von dem Gästen des CVM erhofft, vorstellen könnte, mit Volleyball anzufangen? „Irgendwie schon“, antwortet die Teenagerin, bevor sie Mircea Dudas zur nächsten Übung ruft.

Den Trainer und seine Mannschaft können Luise und ihre Mitschüler auch am Samstagabend erleben. Der Übungsleiter hat als Gastgeschenk nämlich Freikarten für das nächste Heimspiel der Spergauer gegen Delbrück im Gepäck. Als Vorbereitung darauf reicht die morgendliche Übungseinheit mit den Merseburger Förderschülern natürlich nicht. Die Profis müssen deshalb am Nachmittag gleich wieder bei dem Training ran.