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Nistkästen angebracht Nisten bald Falken in der Klosterkirche St. Marien in Wiederstedt?

Mitglieder des Trägervereins „Klosterkirche St. Marien Wiederstedt Novalis-Taufkirche“ bringen einen Nistkasten und neue Fenster im Turm der Kirche an.

Von Tina Edler 25.04.2024, 15:45
Peter und Hans-Joachim Morcinietz (re.) haben den Nistkasten für die Falken eingesetzt und die Turmöffnung mit einem Fenster verschlossen.
Peter und Hans-Joachim Morcinietz (re.) haben den Nistkasten für die Falken eingesetzt und die Turmöffnung mit einem Fenster verschlossen. (Foto: Tina Edler)

Wiederstedt/MZ. - Regelmäßig ist Hans-Joachim Morcinietz an der Klosterkirche St. Marien in Wiederstedt. Dabei schaut er nicht nur nach dem Rechten, sondern hat auch eine Beobachtung gemacht. „Wir haben hier ein Falkenpaar, das den Turm umkreist und in der Nähe lebt“, sagt er.

„Die Bedingungen für das Paar sind hier eigentlich ideal“

Deswegen hat Morcinietz für die Vögel einen Nistkasten gebaut und den gemeinsam mit Mitgliedern des Trägervereins „Klosterkirche St. Marien Wiederstedt Novalis-Taufkirche“ in einem Turmfenster des Gotteshauses angebracht.

„Die Bedingungen für das Paar sind hier eigentlich ideal“, sagt Morcinietz, der sich im Vorfeld nicht nur über den richtigen Standort und die Ausrichtung des Nistkastens, sondern auch die Bauweise informiert hat.

Die neue Bleibe des Falkenpaares ist in Morcinietz’ heimischer Werkstatt entstanden. „Das Holz stammt aus Resten, die beim Abbau der dritten Empore aus der Kirche übrige waren“, erklärt er. Außerdem hat der Nistkasten ein Sichtfenster zur Kontrolle, damit nicht andere Vögel diesen fremd nutzen.

Über ein Kontrollfenster kann ins Innere des Nistkastens geblickt werden.
Über ein Kontrollfenster kann ins Innere des Nistkastens geblickt werden.
(Foto: Tina Edler)

Arbeitseinsatz im Kirchturm

Den Einbau des Holzkastens nutzen die Mitglieder des Trägervereins gleich noch für einen kompletten Arbeitseinsatz im Kirchturm. Denn durch Wind und Sturm wurde bisher über die Fensteröffnungen regelmäßig Dreck in die Räume geweht und verteilt.

Eine dicke Schicht lag nicht nur auf dem Boden. Auch rund um das Uhrwerk sammelte sich immer wieder Dreck an. Sehr zum Ärger der Vereinsmitglieder. Immerhin wurde das technische Denkmal 2022 restauriert.

Dabei wurden Inschriften entdeckt, die Heinrich Ulrich Erasmus von Hardenberg – Vater des berühmten Dichters Friedrich von Hardenberg, bekannt als Novalis – als Stifter ausmachen und Gottfried Naumann aus Allstedt als denjenigen, der die Uhr 1800 hergestellt hatte.

Hans-Joachim Himmel befestigt eines der neuen Turmfenster.
Hans-Joachim Himmel befestigt eines der neuen Turmfenster.
(Foto: Tina Edler)

Den Dreck haben die Vereinsmitglieder beseitigt, einen Boden über die Uhrenkammer gelegt und Fenster in die Turmöffnungen eingebaut, um künftiger Verschmutzung vorzubeugen. „Die haben wir von einem Tischler maßgenau anfertigen lassen“, sagt Hans-Joachim Himmel, stellvertretender Vorsitzender im Trägerverein.

Im Mai 1994 hatte sich der Verein zum Erhalt der Taufkirche des Dichters Novalis gegründet, da das Gotteshaus zu diesem Zeitpunkt seit knapp zwei Jahrzehnten leer stand und zunehmend verfiel.

Auch interessant: Erhalt der Novalis-Taufkirche in Wiederstedt - Welche Pläne der Verein hat

Umfangreiche Sanierung

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstand die Klosterkirche, die in der Mitte zweigeteilt ist. Eine Hälfte diente dem Gottesdienst der Ordensfrauen, die andere Hälfte für die Gemeindekirche. Letztgenannter Teil ist später zum Kornspeicher geworden und wird heute wieder für Veranstaltungen genutzt. Bis dahin war es aber ein langer Weg.

In den 1990er Jahren begann man, den Dachstuhl zu sichern und die Dächer vom Turm und der Kirche neu einzudecken. Zuletzt wurde der Innenraum umfangreich restauriert, unter anderem gab es Maler- und Elektroarbeiten. 2022 konnte die Kirche mit einem Festgottesdienst wieder in Nutzung genommen werden.

Die Novalis-Taufkirche in Wiederstedt
Die Novalis-Taufkirche in Wiederstedt
(Foto: Tina Edler)

Neuausrichtung des Trägervereins

Auch der Trägerverein selbst hat bereits Chorkonzerte in der restaurierten Kirche organisiert, so zu Weihnachten 2023 und zuletzt am 20. April, als der Männerchor Wiederstedt/Heiligenthal gemeinsam mit dem Frauenchor Hettstedt auftrat. Solche Veranstaltungsangebote seien ein notwendiger nächster Schritt nach umfangreichen Sanierungen, meint Himmel. „Was nützt das alles, wenn es sich keiner ansieht“, sagt er.

Aktuell findet eine Neuausrichtung und Umbenennung im Trägerverein hin zum Trägerverein „Novalis-Ensemble in Wiederstedt“ statt. Damit wollen die Mitglieder ihr Augenmerk nicht nur auf die Taufkirche allein richten, sondern auf das gesamte angrenzende Areal.

Dazu gehören das Novalis-Schloss, das Inspektorhaus, das Torhaus, der Kornspeicher an der Kirche und nicht zuletzt auch das Außengelände samt Schlosspark, Streuobstwiese und Wiederstedter Stollen.

Im Kornspeicher stehen die Stühle für Veranstaltungen bereit.
Im Kornspeicher stehen die Stühle für Veranstaltungen bereit.
(Foto: Tina Edler)

Kornspeicher wächst weiter zum Veranstaltungsort heran

Im ehemaligen Kornspeicher, der an die Kirche angrenzt, veranstaltet der Trägerverein Klosterkirche St. Marien Wiederstedt Novalis-Taufkirche diverse Veranstaltungen. Zum einen gibt es am 8. Juni ein Irish-Folk-Konzert und am 14. Juni eine Filmvorstellung zum Mansfelder Land. Beide Veranstaltungen beginnen 18 Uhr. „Wir hatten 2023 schon eine Bilderausstellung im Kornspeicher, die sehr gut angenommen wurde“, sagt Hans-Joachim Himmel, stellvertretender Vorsitzender im Trägerverein. Nun wolle man das Angebot weiter ausbauen.

Dafür hat der Verein auch die Ausstattung im Kornspeicher erweitert. So haben sie aus der Auflösung einer Eisleber Schule und von einer Kindertagesstätte aus Hettstedt etliche Stühle bekommen, ebenso wie elf Holzbänke, die von einer Firma gesponsert wurden. „Somit haben wir jetzt über Hundert Sitzplätze zur Verfügung“, sagt Himmel. Auch ein fester Stromanschluss wurde für künftige Events im Kornspeicher installiert.Ted