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Sachsen-Anhalt auf letztem Platz Sachsen-Anhalt auf letztem Platz: Unfälle fordern mehr Verkehrstote und Schwerverletzte

14.12.2016, 15:19
Im November ereignette sich ein schwerer Unfall auf der B 80 zwischen Eisleben und Lüttchendorf
Im November ereignette sich ein schwerer Unfall auf der B 80 zwischen Eisleben und Lüttchendorf Jürgen Lukaschek

Magdeburg - Sachsen-Anhalt belegt bei der Verkehrssicherheit bundesweit den letzten Platz. Das Bundesland hatte zwei Jahre in Folge die meisten Schwerverletzten bei Unfällen - bezogen auf die Einwohnerzahl: 2015 waren es 1083 Schwerverletzte pro eine Million Einwohner, ein Jahr zuvor 1037. Das zeigt der „Bundesländerindex Mobilität und Umwelt“, den die Allianz Pro Schiene am Mittwoch in Berlin vorgestellt hat.

65 Menschen pro eine Million Einwohner bei Unfällen in Sachsen-Anhalt gestorben

Zudem ist die Zahl der Verkehrstoten die zweithöchste im Ländervergleich. 65 Menschen pro eine Million Einwohner kamen in Sachsen-Anhalt bei Unfällen um. Eine verbindliche Festschreibung wie in anderen Bundesländern, die Zahl der Verkehrstoten um 40 Prozent zu senken, fehlt.

Dafür ist Sachsen-Anhalt das zweitbeste Bundesland im Bereich Luftqualität. Es hat niedrige Feinstaubwerte und eine geringe Stickstoffdioxid-Konzentration in Städten.

Im Gesamtergebnis des „Bundesländerindex Mobilität und Umwelt“ belegt Sachsen-Anhalt Platz zehn. Es ist neben Niedersachsen und Rheinland-Pfalz das einzige Bundesland, das sich beim Flächenverbrauch ehrgeizigere Ziele setzt, als vom Umweltbundesamt empfohlen.

Die Untersuchung in Zusammenarbeit mit dem Umweltverband BUND und dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) bewertet fünf Faktoren: Verkehrssicherheit, Lärmminderung, Flächenverbrauch, Klimaschutz und Luftqualität. Dabei zählen neben Statistiken auch Pläne - gute Vorsätze führen also zu besseren Bewertungen. Die Informationen wurden für die Rangliste gewichtet. Spitzenreiter ist Thüringen, den letzten Platz belegt Hamburg.

Fragen und Antworten des Verbandes zu den Untersuchungen

Welche Daten gehen in den Bundesländerindex ein?

Im Index wird nicht nur gewertet, wie ein Land statistisch abschneidet, z. B. wie viele Verkehrsopfer gibt es und wie war die Entwicklung, sondern auch, welche Ziele sich die Landespolitik gesetzt hat, um die Situation zu verbessern. Der Index prüft auch, wie ambitioniert die Ziele der Länder sind und ob sie auf dem Weg sind, ihren Anteil am übergeordneten Ziel der Bundesregierung zu erreichen. Beide Säulen – Statistik und Politik – gehen in das Gesamtergebnis ein. So besteht beispielsweise der Themenbereich Verkehrssicherheit zu 60 Prozent aus statistischen Daten und zu 40 Prozent aus verkehrspolitischen Weichenstellungen.

Woher stammen die Daten?

Die Daten stammen vom Statistischen Bundesamt, vom Umweltbundesamt, der Länderinitiative Kernindikatoren und dem Länderarbeitskreis Energiebilanzen. Die verkehrspolitischen Weichenstellungen hat das Qualitätsforschungsinstitut Quotas mit einer detaillierten Befragung der Landesverkehrsministerien erhoben.

Kann man Verkehr gestalten?

Der Bundesländerindex Mobilität & Umwelt arbeitet heraus, dass Verkehr kein naturgesetzliches Ereignis, sondern eine Aufgabe der Politik ist. Neben der Bundesregierung und den Kommunen haben die Bundesländer nennenswerten Einfluss auf die Gestaltung der Verkehrspolitik in Deutschland. In ihren Aufgabenbereich fallen beispielsweise Raumplanung, der gesamte Bereich des Schienenpersonennahverkehrs und die Verwendung der vom Bund für den Verkehr zur Verfügung gestellten Mittel.

Welchen Einfluss hat die Politik?

Ob ein Land im Index gut abschneidet, kann die Landesregierung nur zum Teil beeinflussen. Viele Entwicklungen sind nur langfristig zu verändern, es gibt verschiedene Ausgangslagen und unterschiedliche Herausforderungen. So führt bei einigen Ländern viel Verkehr zu positiven Effekten. Zugleich leiden dieselben Länder aber auch unter den negativen Folgen, wie etwa höheren CO2-Emissionen. Dennoch hat jedes Land es selbst in der Hand, sich konkrete Ziele zu setzen und nachvollziehbar festzuschreiben. Denn nur wer sich Ziele setzt, kann auch welche erreichen.

Sind Stadtstaaten oder Flächenländer im Vorteil?

Die Bundesländer unterscheiden sich durch eine Reihe von Besonderheiten. So haben Flächenländer wegen der vielen Landstraßen und Alleen Verkehrssicherheitsnachteile gegenüber den Stadtstaaten. Stadtstaaten punkten zwar bei der einwohnerbezogenen Flächeninanspruchnahme, beim Lärm liegen sie aber weit hinten. Und auch bei den Luftschadstoffen schneiden sie relativ schlecht ab. Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer regionaler Gegebenheiten – das sind etwa Großflughäfen, Seehäfen oder Transittrassen. Bei der Erarbeitung des Bundesländerindexes waren wir uns dieser Herausforderung bewusst. So geht neben dem Status quo auch die Entwicklung gleich gewichtet in das Ergebnis ein. Verkehrspolitische Weichenstellungen für die Zukunft spielen ebenfalls eine große Rolle. Das Ergebnis zeigt, dass der Bundesländerindex keine Länder mit besonderen Charakteristika bevorteilt.