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Meinung Kommentar zum Organspenderegister: Die Politik hat einen echten Kurswechsel verpasst

Die Wartezeiten auf Spenderorgane sind in Deutschland deutlich länger als sie sein müssten. Dabei liegt die Lösung so nah.

Von Max Hunger 10.02.2022, 20:00
In keinem anderen EU-Land warten Patienten so lange auf gespendete Nieren, Lebern und Herzen wie in Deutschland.
In keinem anderen EU-Land warten Patienten so lange auf gespendete Nieren, Lebern und Herzen wie in Deutschland. Foto: picture alliance / dpa

Der Tod ist kein angenehmes Thema. Sicher. Und doch wird sich jeder Mensch im Laufe seines Lebens zwangsläufig mit dessen Ende auseinandersetzen müssen. Es ist daher zumutbar, von den Bürgern eine Entscheidung einzufordern: Wollen sie ihre Organe nach dem Tod spenden oder nicht?

Viele deutsche Politiker schrecken jedoch davor zurück, ihren Bürgern diese Frage zuzumuten. Bei der Reform des Organspendegesetzes geht es daher nur mit Tippelschritten voran. Einen echten Strategiewechsel hat die Bundesregierung auch mit der geplanten Einführung eines Spenderegisters verpasst.

Kommen die Behörden nicht in die Gänge, könnte das in letzter Konsequenz Menschenleben kosten.

Max Hunger / MZ-Reporter

Sie setzt damit weiterhin auf Aufklärung und Überzeugungsarbeit bei der Bevölkerung. Mit Info-Zetteln und Beratungsgesprächen sollen neue Organspender gewonnen werden, aber das hat sich nicht bewährt. Denn die Situation in Deutschland ist desaströs: In keinem anderen EU-Land sind die Wartezeiten so lang wie hier. Dabei zeigt der Blick über die Bundesgrenzen, was wirklich funktioniert. Staaten mit einer Widerspruchslösung haben deutlich höhere Spenderzahlen. Denn hier entscheiden nicht überrumpelte Hinterbliebene, sondern die Betroffenen selbst über ihre Nieren und Lebern.

Kurzum: Deutschland braucht eine wirksame Reform der Organspende. Der nächste Schritt muss ein Kurswechsel hin zur Widerspruchslösung sein. Bis es soweit ist, sollte jedoch zumindest das längst beschlossene Spenderegister zügig umgesetzt werden. Sein verpatzter Start ist ein Debakel, denn Zeit zur Vorbereitung gab es reichlich. Und es könnte durchaus helfen, einige neue Spender zu gewinnen. Doch die Uhr tickt: Für Patienten auf den Wartelisten zählt mitunter jeder Tag. Kommen die Behörden nicht in die Gänge, könnte das in letzter Konsequenz Menschenleben kosten.

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]