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Kunstraub Kunstraub: Weißenfelser Malerin hofft noch immer auf Rückgabe

Von Bärbel Schmuck 19.03.2015, 16:48
Sie gibt nicht auf: Hobbymalerin Christine Gryga glaubt trotz ihrer Verzweiflung fest daran, ihre gestohlenen Bilder zurückzubekommen
Sie gibt nicht auf: Hobbymalerin Christine Gryga glaubt trotz ihrer Verzweiflung fest daran, ihre gestohlenen Bilder zurückzubekommen peter lisker Lizenz

Weißenfels - Christine Gryga kann es noch immer nicht verstehen. „Was im vergangenen Spätherbst passiert ist, fasse ich einfach nicht“, sagt die Weißenfelserin. Es ist die bloße Verzweiflung, warum sie sich jetzt noch einmal an die Öffentlichkeit wendet.

Nahezu alle 50 Ölbilder sind aus ihrem Atelier in der Neustadt verschwunden - einfach so. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion müssen die Unbekannten früh am Morgen den Raum in der Weißenfelser Hospitalstraße geplündert haben. Ein Fenster sei angekippt gewesen, weil es immer nach Farben rieche, schildert sie. „Ein einziges Bild haben sie hängen lassen - eine Meereslandschaft“, sagt die Frau, für die das Malen seit Jahrzehnten Leidenschaft ist.

Beute hat nur ideellen Wert

„Mein Lebenswerk ist weg, da stecken Arbeit und Herzblut von 20 Jahren drin“, beschreibt die 61-jährige gelernte Sekretärin und ausgebildete Köchin an ihrer Staffelei. Sie werde aber nicht aufgeben, sondern weiterhin alle Hebel in Bewegung setzen, um ihre Bilder wiederzubekommen. „Und dafür greife ich nach jedem Strohhalm, nutze ich - wenn auch erst jetzt - die Weißenfelser Zeitung“, sagt Gryga. Das Unfassbare für sie ist, dass die Räuber mit ihren Arbeiten nichts anfangen könnten. So beschreibt die Frau ihr Empfinden.

„Gebt mir mein Lebenswerk zurück - meine Bilder sind für euch nutzlos.“ Mit dieser von Hand geschriebenen Aufforderung wendet sich die Malerin auf einem Schild im Schaufenster ihres Domizils an die Einbrecher. „Für meine Landschaften, Porträts und Stillleben gibt es überhaupt keinen Markt“, sagt die Frau mit dem schwäbischen Dialekt.

Viele Jahre hat sie mit ihrer Familie im Stuttgarter Raum gelebt, meint sie lächelnd über ihre „Mundart“. Und blickt zurück: „Als ich ganz klein war, haben meine Eltern in Gröben bei Teuchern gelebt und sind nach Stuttgart gezogen.“ Vor wenigen Jahren hat sie sich wieder in der Heimat niedergelassen. „Das ist Weißenfels, hier wohnen noch etliche Verwandte“, erklärt die mehrfache Mutter und Oma.

Suche bisher erfolglos

Christine Gryga, die momentan von Hartz IV lebt und eine Arbeit als Köchin in Aussicht hat, malt wieder. „Das tut mir gut“, sagt sie selbstbewusst. „Ich möchte nur meine Bilder zurück“, versichert sie. Es klingt wie ein Flehen. Anzeige bei der Polizei habe sie längst erstattet und sei schon in der Fernsehsendung „Kripo live“ gewesen. „Bisher fehlt jede Spur von den Einbrechern“, sagt die Malerin. Jörg Bethmann, Pressesprecher im Polizeirevier Burgenlandkreis, bestätigt dies auf MZ-Nachfrage. „Die Ermittlungen laufen weiter“, sagt Bethmann. Die Polizei sei dankbar für Hinweise von Zeugen. Bisher gebe es lediglich Vermutungen, dass die Räuber die Bilder mit einem hellen Kleintransporter abgeholt haben müssen, sagt Christine Gryga.

Bilder waren für Ausstellung bestimmt

Sie wollte ihre Bilder im nächsten Monat ausstellen. „Ich hatte mich auf meine erste Ausstellung so gefreut“, sagt sie und berichtet von Kontakten mit dem Maler Michael Patzer und Christina Simon vom Kunstverein Brandsanierung in der Novalisstraße. Gemeinsam könnte man die Neustadt in Weißenfels schöner machen - „mich nerven die toten Häuser mit den zugenagelten Fenstern“, sagt die Rückkehrerin. Sie könnte sich einen Wettbewerb mit Kindern und Jugendlichen vorstellen. „Um mehr Farbe in die Stadt zu bringen und Weißenfels freundlicher zu gestalten.“ „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, bekräftigt sie. Davon wolle sie sich leiten lassen, um Arbeiten zurückzuerhalten. Porträts von Familienangehörigen seien darunter. „Ein Fremder kann damit nichts anfangen, für mich sind es Kostbarkeiten“, sagt sie. (mz)

Christine Grygas Freundin Conny Kleinbauer (l.) ist gerade zu Besuch.
Christine Grygas Freundin Conny Kleinbauer (l.) ist gerade zu Besuch.
Peter Lisker Lizenz