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Deep Purple und "La Paloma": Abschied von Jan Fedder

14.01.2020, 16:08
Ein Fan von Jan Fedder hält vor der Trauerfeier für den Schauspieler im Michel ein Plakat hoch. Foto: Christian Charisius/dpa
Ein Fan von Jan Fedder hält vor der Trauerfeier für den Schauspieler im Michel ein Plakat hoch. Foto: Christian Charisius/dpa dpa

Hamburg - Der Altarraum ist über und über mit roten Rosen geschmückt: Auf dem Sarg aus dunklem Holz, auf den Kränzen und sogar auf dem Boden liegen Blütenblätter - und aus dem Lautsprecher klingt „La Paloma”. Links und rechts steht jeweils ein Schwarz-Weiß-Foto von dem Fernsehstar. Jan Fedders letzter Wunsch ist in Erfüllung gegangen: Am Dienstag, dem Tag, an dem er seinen 65. Geburtstag gefeiert hätte, nehmen rund 2000 Menschen im Michel Abschied von ihrem Hamburger Jung. In „seiner” Kirche, in der er getauft, konfirmiert und vor 20 Jahren seine Ehefrau Marion geheiratet hatte.

Und sie sind alle gekommen: Freunde wie TV-Koch Tim Mälzer und Sänger H.P. Baxxter, Weggefährten wie die Schauspieler Peter Heinrich Brix und Axel Milberg, die Moderatoren Reinhold Beckmann und Jörg Pilawa. Natürlich die Kollegen vom „Großstadtrevier”, darunter Till Demtroeder und Maria Ketikidou, die ARD-Serie, die ihn berühmt gemacht hat und in der er 28 Jahre lang den Hamburger Polizisten Dirk Matthies spielte. Auch die Kollegen der NDR-Serie „Neues aus Büttenwarder”, in der er den Bauer Brakelmann spielte, und aus dem Film „Das Boot” erweisen dem einstigen Weggefährten ihre Ehre.

Seine Ehefrau Marion Fedder sitzt in der ersten Reihe, neben ihr sein guter Freund Jörg Pawlik, Produzent des „Großstadtreviers”. Und spätestens, als die Sängerin Jessy Martens „Child in time” von seiner Lieblingsband Deep Purple singt, wird klar: Das wird eine Trauerfeier ganz nach seinem Geschmack - die Musik hatte Fedder noch selber ausgesucht. Bei „Knockin on Heaven's Door” rollen die ersten Tränen, später erklingt die Hamburger Hymne „Tüddelband” und am Ende, als der Sarg aus der Kirche getragen wird, singt Jan Fedder vom Band für seine Marion „Ich liebe Dich - bis in alle Ewigkeit”.

Hauptpastor Alexander Röder lobt Fedders „großes Herz und seinen Sinn für Gerechtigkeit”. „Jan Fedder war in seinen Rollen gerade darum ein Sympathieträger, weil er nicht makellos war und nicht glatt und geschliffen redete”, sagt Röder. ARD-Programmdirektor Volker Herres betont, keiner habe das Sankt-Pauli-Lebensgefühl so verkörpert wie Fedder. Bei all seinen Figuren gehe es darum, „angesichts der Widrigkeiten des Lebens, den eigenen Kompass zu halten, ihn nach zu justieren - oder doch wenigstens zu suchen”.

Die Kodderschnauze vom Kiez mit dem Herz am rechten Fleck habe die Menschen im ganzen Land erreicht, sagt der ehemalige NDR-Intendant Lutz Marmor. „Jan Fedder war ein Original und ist nicht zu ersetzen. Jan gehört zum NDR wie der Michel zu Hamburg, wie Uwe Seeler zum HSV und - ja - wie Dirk Matthies zum Kiez.” Polizeipräsident Ralf Martin Meyer lobt Fedder für seine Rolle: „So wünsche ich mir meine Polizisten: Mit Herz für die kleineren Leute, die Schwächeren.”

Fedders Ehefrau Marion nimmt mit bewegenden Worten Abschied von ihrem Mann: „Mein geliebter Jan, das ist der schwerste Gang, den ich je machen musste. Du warst meine Familie, mein Mann, mein Fels, mein engster Vertrauter, mein alles”, sagt sie. „Nun muss ich dich auf deine letzte Reise schicken, einmal noch über die Reeperbahn - das hast Du dir gewünscht - und dann heißt es schlafen eine lange, lange Zeit. Endlich Ruhe haben und träumen von all den schönen Dingen, die du erlebt hast. Mein geliebter Jan, schlaf gut.” Zum Abschluss ihrer Rede im Michel gibt es Applaus.

Auf dem Platz vor dem Michel verfolgen rund 1500 Menschen auf einer Großbildleinwand die Trauerfeier. Zum Schluss tragen sechs Polizisten den Sarg nach draußen. In einer schwarzen Limousine, angeführt von zwei Polizisten auf Motorrädern, dreht Jan Fedder seine letzte Runde über die Reeperbahn. Vorbei an der berühmten Davidwache, wo ein Kondolenzbuch ausliegt. Und wer weiß: Vielleicht wird es hier bald einen Jan-Fedder-Platz geben, erste Überlegungen dazu gibt es bereits. Dann würde Fedder die gleiche Ehre zu teil wie den Hamburger Originalen Heidi Kabel (1914-2010) und Hans Albers (1891-1960). (dpa/lno)