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Wohin mit Lenin? Debatte im Eisleber Stadtrat über den Verbleibt des Denkmals

Soll das Lenin-Denkmal, das sich derzeit im Deutschen Historischen Museum in Berlin befindet, wieder nach Eisleben zurückkehren?

08.04.2021, 11:25

Eisleben

Am Eisleber Lenin-Denkmal scheiden sich weiter die Geister. Während sich insbesondere die Stadtratsfraktion Die Linke/Die Partei für eine Rückkehr der Statue einsetzt, plädieren andere Stadträte und die Stadtverwaltung für den Verbleib im Deutschen Historischen Museum in Berlin. Hintergrund der Debatte: Das Museum plant umfangreiche Sanierungsmaßnahmen und die Umgestaltung seiner Dauerausstellung. Das Eisleber Denkmal müsste deshalb vorerst eingelagert werden. Dazu ist allerdings eine Änderung des Leihvertrages notwendig, über die der Stadtrat am kommenden Dienstag beraten wird. Die Lutherstadt könnte den Vertrag aber auch kündigen und das Denkmal auf Kosten des Museums nach Eisleben zurückbringen lassen. Der Stadtrat wird am Dienstag auch darüber entscheiden, ob zu dem Thema eine Bürgerbefragung durchgeführt wird.

„Es ist ein Denkmal, das hierher gehört“, sagte Andreas Stude, stellvertretender Fraktionsvorsitzender Die Linke/Die Partei, im Schul-, Kultur- und Sportausschuss des Stadtrats. Sein Fraktionskollege Horst Tetzel wies darauf hin, dass die Statue 1948 den Eisleber Bürgern geschenkt worden sei. „Mit Geschenken geht man anders um“, so Tetzel. Das Ernst-Thälmann-Denkmal, das die DDR 1960 der russischen Stadt Puschkin geschenkt hatte, stehe dort bis heute. In Puschkin hatte 1943 die Wehrmacht die Lenin-Statue erbeutet. Sie sollte in Eisleben eingeschmolzen werden, erwies sich aber als zu groß für den Hochofen.

Debatte in Eisleben um den Verbleib des Lenin-Denkmals

„Wir müssen immer das Geschichtliche im Auge behalten“, sagte Ausschussvorsitzender Dittmar Jung (CDU/FDP-Fraktion). „Lenin ist mit einer der größten Massenmörder gewesen.“ Deshalb sollte das Denkmal nicht wieder in Eisleben aufgestellt werden. „In Berlin ist es gut aufgehoben“, so Jung. „Das ist meine persönliche Meinung.“ Stude widersprach dieser Bewertung. „Es ist nicht korrekt, dass Lenin ein Massenmörder war.“ Auch Tetzel meinte, jede historische Person habe „Stärken und Schwächen“. Viele Touristen, auch aus dem Ausland, würden nach dem Lenin-Denkmal fragen, so Tetzel. „Es würde eine Bereicherung für unsere Stadt sein.“

Daniela Messerschmidt, Stabsstellenleiterin Öffentlichkeitsarbeit/Kultur in der Stadtverwaltung, sagte, eine Änderung des Leihvertrages sei nicht schädlich für die Stadt. „Wir haben jederzeit das Recht, die Leihgabe zurückzufordern.“ Bürgermeister Carsten Staub (parteilos) sieht eine Wiederaufstellung kritisch. „Das Denkmal und die Person lassen sich nicht trennen.“ Das Museum sei ein würdigerer Ort für das Denkmal. (mz/Jörg Müller)