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Mit über neun Meter neuer Weltrekord

17.04.2006, 15:31

Stecklenberg/MZ/bü. - Doch nach mehr als einer Stunde war ihre Widerstandskraft gebrochen, vom Bein aus züngelte sich das Feuer in die Höhe, bevor die gesamte Osterfeuerpuppe lichterloh brannte.

Nach Mitternacht, als sich viele der rund 6 000 Besucher aus nah und fern, darunter sogar aus Japan, schon längst auf den Heimweg begeben hatten, stürzten schließlich die Reste in die Flammen und verbrannten vollends. Seit Wochen hatten die Organisatoren um Ideengeber und Bürgermeister Rainer Krause ihren inzwischen dritten Versuch für das Guinnessbuch der Rekorde vorbereitet. Nicht wie bisher die Höhe des Feuers, sondern die Größe der Osterfeuerpuppe war diesmal das Ziel für den erneuten Eintrag.

Wie zu erfahren war, bestand bis dato aber eine solche Bestleistung noch gar nicht. So kam es nach der Vermessung zum ersten Rekord von neun Meter siebzehn. Verabschieden mussten sich die Stecklenberger allerdings vom Strohballen als Kopf. Nach ergebnislosen Versuchen, den Kopf mit dem Kran aufzusetzen, drohte zudem Gefahr durch den Wind. Aus Angst, der Stamm der Puppe könne unter der Last von 300 Kilogramm zerbrechen, wurde in der Nacht zum Sonnabend kurzfristig eine Holzplatte mit zwei Gesichtern als Kopf hergestellt. Selbst das Anbringen dieser Platte erwies sich im Kampf gegen den Wind als schwierig.

Doch pünktlich bis zum Eintreffen der ersten Besucher waren der Aufbau der Spitzenfigur und das Stapeln des Brennmaterials geschafft. Rainer Krause selbst wollte den Rekord und war deshalb seit Sonnabendmorgen auf Achse, "ohne dabei an Essen und Trinken zu denken", wie er kurz vor dem Start des Spektakels verriet. Zur Einstimmung auf den Höhepunkt verzauberten Feuerspucker und schwingende Flammen die Besucher. Der Bürgermeister dankte in seiner kurzen Eröffnung allen Sponsoren und vielen fleißigen Helfern, allen voran die örtliche Feuerwehr, die am Tag danach den vielen Müll der Besucher aufräumen musste.

Alle warteten auf den ersten Höhepunkt, so auch Anna aus Thale: "Wann geht das Feuer los", fragte sie ungeduldig ihre Eltern. Die Spannung stieg. Manch Erwachsener nutzte die Zeit, sich noch mit Getränken zu versorgen, was an den Ständen schnell zu langen Schlangen führte. Erfahrene Osterfeuerbesucher setzten auf Mitgebrachtes aus dem Rucksack. Nach der Show bekam Feuerwerker Klaus-Bodo Backe aus Gernrode seinen ersten Einsatz. Per Knallkette und mächtigem Böller leitete er den eigentlichen Anlass ein. Das Pyro-Feuer auf dem Kopf der Feuerpuppe war für Ralf "Ratter" Krause das Signal, mit dem Traktor die Rekordgestalt über acht Meter in die Höhe zu hieven. "Die Idee, sie per Hand hochzuziehen, war zu riskant", gestand Rainer Krause. Zum Abschluss wurde der große Berg in Brand gesteckt.

Als die Besucher noch immer geduldig auf das Abbrennen der Rekordpuppe warteten, stiegen Raketen und Fontänen in den Himmel. Mit seiner 30-jährigen Erfahrung zauberte Backe, der seit Beginn der Osterfeuer in Stecklenberg dabei ist, wieder ein farben- und effektvolles Feuerwerk in den Abendhimmel. Als endlich auch die Osterfeuerpuppe den Flammen erlag, hatten viele genug gesehen und traten, von ersten Regentropfen begleitet, den Heimweg an.