1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Heide-Reiterhof Jessen: Heide-Reiterhof Jessen: Stolz auf "Pferdeführerschein"

Heide-Reiterhof Jessen Heide-Reiterhof Jessen: Stolz auf "Pferdeführerschein"

Von Gabi Zahn 20.02.2016, 11:00
Auch das gehört zur Prüfung: Antonia Eff aus Morxdorf macht Wiesenhofs Göthe fertig zum Ausritt.
Auch das gehört zur Prüfung: Antonia Eff aus Morxdorf macht Wiesenhofs Göthe fertig zum Ausritt. Gabi Zahn

Jessen - Prüfungsatmosphäre auf dem Heide-Reiterhof. 15 Reitsportler – es sind Kinder, Jugendliche und Erwachsene – haben sich zur Überprüfung ihrer Leistungen angemeldet, mit dem Ziel, entweder den Basispass und/oder das Reitabzeichen der Deutschen Reitervereinigung zu erlangen (siehe „Basispass zuerst“).

Obwohl viele Menschen und Pferde auf dem Gelände hoch oben auf dem Jessener Himmelsberg grüppchenweise versammelt sind, herrscht erstaunliche Ruhe. Wer unbedingt etwas sagen muss, macht es flüsternd. Nur dort, wo die Prüfungskommission ihres Amtes waltet, sind die Stimmen laut zu hören, hin und wieder irgendwo auch ein Wiehern.

Ansonsten knistert die Luft förmlich vor Anspannung – oder ist es eher der Huf von Wiesenhofs Göthe, der leicht über die Erde scharrt? Wenn ja, was will das Pferd damit bekunden? Ungeduld etwa? Vielleicht ist dies aber auch eine Ermutigung – in diesem Fall für Antonia Eff aus Morxdorf, die ihm gerade den Sattel anlegt: „Komm schon, du schaffst es“, könnte die Geste in der Pferdesprache bedeuten. Die Aufgaben, die sie – und die anderen Prüflinge – an den verschiedenen Stationen in Theorie und Praxis meistern müssen, stellen ihr bisher erlerntes Pferde-Abc voll auf die Probe. Bei einem Vorbereitungslehrgang gab es Gelegenheit, Wissen und Können zu festigen. Aber ist das genug? Antonia konzentriert sich auf den 14-jährigen Wallach. Eberhard Mertens und Achim Gennenichen beobachten die junge Reiterin und das Pferd. Beide stammen aus dem Land Brandenburg und fungieren als Prüfungskommission. Die Testfragen und Vorführungen sind den einzelnen Klassen des zehnstufigen Reitabzeichen-Systems angepasst, das seit 2014 gültig ist.

Seit der Neustrukturierung wird mit Bedacht noch mehr Wert auf die Bodenarbeit gelegt. Dieses Kapitel scheint für Mertens und Gennenichen ein echtes Steckenpferd zu sein. Beide achten auf Kleinigkeiten, insbesondere auch, wie einfühlsam, und wie selbstbewusst der Reiter mit dem Tier kommuniziert. Dieser steht – wie es der Name sagt – auf dem Boden. Schon bei der Annäherung an das Pferd kann der Mensch – nicht das Tier (!) – manches falsch machen. Das verunsichert beide Seiten. Wenn Mertens und Gennenichen etwas Derartiges bemerken und entsprechende Hinweise geben, klingen ihre Worte streng und motivierend zugleich: „Hier auf dem Boden und nicht auf dem Sattel wird die Grundlage für die Verständigung mit dem Sportkameraden Pferd gelegt“, mahnt und verdeutlicht Mertens. Sein Zeigefinger deutet dabei strikt in Richtung Erde.

Generell bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Stange bei den Springprüfungen kein einziges Mal gefallen ist – bei keinem der Teilnehmer. Aus den Reihen des Nachwuchses hat vor allem der jüngste Teilnehmer besonders imponiert. Es ist der neunjährige Emil Kwiatkowski aus Dabrun. „Emil war auch schon in der Vorbereitung auf unserem Hof und nährt zunehmend die Hoffnungen auf eine Reiterkarriere. Er ist ein echtes Talent, auf das der Reitverein am Bergwitzsee stolz sein kann“, lobt Astrid Gronewold. Damit fällt der Apfel im übertragenen Sinn nicht weit vom Pferd, denn Emils Eltern, Torsten und Carina, sind selbst erfolgreiche Reitsportler. Ihr Sohnemann hat schon im dritten Lebensjahr mit dem Sattel Bekanntschaft geschlossen.

Astrid Gronewold, die Chefin des Heide-Reiterhofes in Jessen, kommentiert nach Abschluss aller Prüfungen: „Es ist gut, dass die Richter nicht nur harte Fakten abforderten, sondern immer wieder auch Hinweise gegeben haben. Fehler machen immer nur die Reiter, nie das Pferd“, wiederholt sie. Astrid Gronewold hatte übrigens schon im Jahr 1992 ihr erstes Reitabzeichen erlangt. Sie hat sich ein weiteres Mal der Prüfung gestellt, diesmal für das RA 3, das ranghöchste an diesem Tag.

Am Ende des anstrengenden Prozederes – nach fast sieben Stunden intensiven Prüfens – konnten sich alle 15 Aspiranten über das Reitabzeichen (RA) und/oder den Basispass (BP) freuen. Es sind dies: Julia Lehmann, Anja Kuhlbrodt, Andrea Friedrich – BP; Emil Kwiatkowski – RA 6/BP; Antonia Eff, Charlotte Röder, Ulrike Hamatschek - RA 5/BP; Melina Richter, Rosalie Richter, Nicole Ulrich – RA 4 (komplett); Jana Mieth, Carina Kwiatkowski – RA 4 (Dressur); Juliane Behla – RA 4 (Springen) sowie Astrid Gronewold – RA 3 (Dressur). (mz)

Ihnen entgeht nichts (von links): Eberhard Mertens, Achim Gennenichen (beide von der Prüfungskommission) und Gastgeberin Astrid Gronewold.
Ihnen entgeht nichts (von links): Eberhard Mertens, Achim Gennenichen (beide von der Prüfungskommission) und Gastgeberin Astrid Gronewold.
Gabi Zahn