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Irak Irak: Falsche Analysen bringen Bush und Verbündete unter Druck

09.07.2004, 13:48

Washington/Bagdad/dpa. - «Wir hätten nicht für den Krieg gestimmt, wenn wir damals gewussthätten, was wir heute wissen», sagte der demokratische US-SenatorJohn Rockefeller nach der Veröffentlichung des kritischenSenatsberichts zur CIA-Arbeit vor dem Irakkrieg. So ergab derBericht, dass es für die amerikanische Behauptung, Bagdad habechemische und biologische Waffen gehabt, keine Grundlage gegebenhabe. Die meisten Angaben im Geheimdienstbericht von Oktober 2002seien übertrieben oder ungegedeckt gewesen, lautet der Hauptvorwurf.

US-Präsident Bush bezeichnete den Senatsbericht als hilfreich, daer Pannen in der Geheimdienstarbeit aufzeige und damit helfe, denKampf gegen den internationalen Terrorismus zu verbessern. Bushbekräftigte jedoch seine Auffassung, dass der Krieg gerechtfertigtgewesen sei. Der Irak unter Präsident Saddam Hussein hätte dietechnischen Möglichkeiten gehabt, Massenvernichtungswaffenherzustellen. Aus dem Lager des Bush-Herausforderers John Kerry hießes, das Weiße Haus trage die Verantwortung für die falsche Handhabungder Geheimdiensterkenntnisse.

Auch in Großbritannien wird in der kommenden Woche ein offiziellerBericht über die Geheimdienstinformationen zum Irak-Krieg vorgelegt.Nach Informationen der «Financial Times» geht daraus hervor, dassranghohe Regierungsbeamte Zweifel an Beweisen für angeblicheMassenvernichtungswaffen hatten. Premierminister Blair sollangesichts der Kritik bereits ernsthaft einen Rücktritterwogen haben. Vier loyale Minister hätten Blair aber gedrängt, imAmt zu bleiben.

In Australien forderte die Opposition kurz nach Veröffentlichungdes US-Berichts Premierminister John Howard auf, sich für seineIrakpolitik zu entschuldigen. Howard habe Australien auf Grund einerLüge in den Krieg geführt, sagte ein Oppositionssprecher.

Die Regierung in Manila, die durch die Entführung einesPhilippiners unter Druck steht, betonte am Samstag, dassder Irakauftrag ihrer 50 Soldaten gemäß der UN-Resolution am 20.August ende. Präsidentensprecher Ignacio Bunye ließ offen, ob dieSoldaten danach abgezogen werden. Der entführte Philippinerappellierte in einem am Samstag veröffentlichten Video an PräsidentinGloria Macapagal Arroyo: «Ich flehe Sie an, ziehen Sie die Truppenaus dem Irak ab.»

Das Schicksal von zwei bulgarischen Geiseln im Irakwar nach einem in der Nacht zum Samstag abgelaufen Ultimatum unklar.Nach Regierungsangaben gibt es aber «unbestätigte» Meldungen, wonachsie noch am Leben sind. Präsident Georgi Parwanow hatte sich zweiStunden vor Ablauf der Frist über den arabischen Sender El Dschasiranoch an die Entführer gewandt. Er rechtfertigte die Stationierung von500 bulgarischen Soldaten mit der Unterstützung der irakischenBevölkerung beim Wiederaufbau.

Das Büro des irakischen Übergangsministerpräsidenten Ijad Allawiwies unterdessen Angaben aus Amman zurück, er wolle am Sonntag zuseiner ersten Auslandsreise seit seiner Amtseinführung aufbrechen.Aus diplomatische Quellen in Amman war verlautet, Jordanien sei dieerste Station der Reise, die ihn noch nach Kuwait, Syrien, Ägypten,die Türkei und den Iran führe. Eine Sprecherin Allawis sagte amSamstag: «Er wird nach Jordanien fahren, aber nicht morgen, sondernzu einem Zeitpunkt, der noch nicht feststeht.»