200-PS-Trabi ließ Fußball zur Nebensache werden

Wedderstedt/MZ. - Heinz Bläß, der eigentlich das Fußballspiel zwischen Wedderstedt und dem Oberliga-Team aus Halberstadt sehen wollte, interessiert das Spiel plötzlich überhaupt nicht mehr. 200 PS soll der Trabant haben, mit dem Alfred Reinhardt schon vier Mal deutscher Meister der Spezialtourenwagen beim Autocross um den Internationalen Deutschland-Cup wurde. "So was gibt es in keinem Russen-Film", staunt der 77-jährige Rentner aus Hedersleben. "Ich fahre seit fast 50 Jahren Trabant", erzählt Heinz Bläß und gerät mit Reinhardt ins Fachsimpeln.

Der Schwanebecker erzählt, dass er den 1989 gebauten Original-Trabi 1998 umgebaut hat. Statt des 26-PS-Motos baute er in das Originalchassis den stärksten Motor eines Serienmotorrades ein - einer Suzuki Hayabusa, die, als nagelneues Vorführmodell gefahren, einen Unfall nicht überlebte. Nun sitzt der Motor statt einer rassigen Cross-Dame an der Stelle, wo früher der Beifahrersitz war. Heinz Bläß versteht auch nicht, dass eine simple ungepolsterte Sitzschale dem Fahrer ausreicht. "Die meisten haben doch früher noch zwei Kissen reingepackt", wundert er sich und Reinhard erklärt, dass er den Kontakt zum Fahrzeug benötigt.

Weil die "Rennpappe" so leicht ist, sei er damit selbst den Audi Quattro und BMW überlegen, berichtet Reinhardt stolz. Vom Armaturenbrett ist nicht viel wiederzuerkennen. Nur das schmale Kunststofflenkrad sticht ins Auge. Mit dem Allradantrieb ist der Trabi allen Anforderungen im Gelände gewachsen. Heinz Bläß traut sich letztlich nicht auf den Fahrersitz des PS-Boliden aus Pappe. So richtig geheuer ist dem Rentner das Auto nicht.

Da bleibt er wohl lieber auf seinem 26-PS-Standard-Trabbi - auch wenn ihm letztens der Dreiecklenker abgerissen ist. Aber wenn da mal was kaputt ist, könne er das meiste noch selber reparieren und sich das Geld für die Werkstatt sparen.