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Eroberung von Köln Eroberung von Köln: US-Truppen befreiten am 6. März 1945 eine Trümmerwüste

02.03.2005, 15:22
Die Luftaufnahme aus dem Jahr 1945 zeigt die im Zweiten Weltkrieg durch alliierte Bombenangriffe zerstörte Innenstadt von Köln. Links der fast unbeschädigte Kölner Dom, dessen Türme den Alliierten als Orientierungshilfe beim Anflug auf die Stadt dienten. (Foto: dpa)
Die Luftaufnahme aus dem Jahr 1945 zeigt die im Zweiten Weltkrieg durch alliierte Bombenangriffe zerstörte Innenstadt von Köln. Links der fast unbeschädigte Kölner Dom, dessen Türme den Alliierten als Orientierungshilfe beim Anflug auf die Stadt dienten. (Foto: dpa) Pixfeatures

Köln/dpa. - Nur der Dom ragte noch aus der zerstörten Innenstadt auf - «Ein Überlebender in Köln» nannte ihn die britische «Daily Mail».

Fünf Monate waren vergangen, seit die Alliierten das 70 Kilometerentfernte Aachen besetzt hatten. Zwei Monate würde es noch dauern, bis die Wehrmacht kapitulierte. Durch die Bilder aus Köln erfuhr die Welt, welche Folgen der Luftkrieg hatte, mit dem die Alliierten den Widerstand des Hitler-Regimes brechen wollten. 770 000 Einwohner hatte Köln vor dem Krieg, im März 1945 waren es 40 000. 20 000 Menschen kamen bei Luftangriffen ums Leben. Die anderen flohen.

Unter ihnen war die 21-jährige Elisabeth Rohr, die beim letztenAngriff britischer Bomber am 2. März 1945 knapp ihr Leben rettenkonnte. «Der letzte Angriff war der schlimmste. Ich hatte diesenganzen furchtbaren Krieg in Köln ausgehalten, aber als die Bombendirekt das Bürogebäude trafen, in dem ich noch einen Augenblickvorher gesessen hatte, da war ich am Ende», sagt die heute 81-Jährige.

Während des Krieges warfen 10 000 Flugzeuge mehr als 1,5 Millionen Bomben auf Köln. Bis heute gehören Bombenfunde bei Bauarbeiten zumKölner Alltag. Beim US-Einmarsch waren 90 Prozent der Innenstadt nurnoch Ruinen. 70 Prozent des Wohnraums in ganz Köln war zerstört oderbeschädigt. «Der Trümmerhaufen Köln wurde dem Feind überlassen»,formulierte die NS-Propaganda nach dem Rückzug der Wehrmacht.

Die Nazis hatten erst am 1. März 1945 die Evakuierung Kölnsangeordnet, aber die Massenflucht dauerte schon viel länger. Am 1.Oktober 1944 waren die Schulen geschlossen worden. «Die Leuteverließen Köln wegen der Zerstörungen und aus Angst vor weiterenBomben», sagt der Kölner Geschichtsprofessor Jost Dülffer, «unterdiesen Bedingungen waren sie auf dem Land sicherer als in der Stadt».

Die US-Truppen stießen auf wenig Widerstand. Zwar hatten die Nazisnoch alle Männer zwischen 15 und 60 Jahren zum Volkssturm einberufen.«Aber sie verteidigten die ausgehobenen Stellungen kaum noch», sagtDülffer, «die Mentalität war: Wir lassen uns überrollen, es sollendlich vorbei sein». Die Nazi-Größen setzten sich durch Kanäle undper Boot ab, die Wehrmacht sprengte die letzte Brücke über den Rheinund schoss von der anderen Seite aus Granaten ab, auch auf den Dom.

«Die Bevölkerung reagierte in der Regel mit Erleichterung auf denEinmarsch der Amerikaner», sagt Dülffer. Angst vor Rache durch dieEroberer, wie sie in Berlin angesichts der anrückenden sowjetischenArmee herrschte, habe es in Köln nicht gegeben. «Von den Amis hat unsnie irgendeiner etwas Böses getan, die meisten Soldaten waren liebeKerle», erinnert sich Elisabeth Rohr. Manche Wirte boten den US-Soldaten Freibier an. Aber die blieben vorsichtig. «Überall war einsowohl aufrichtiges als auch aufgesetztes Gefühl der Befreiung zuspüren», notierte ein US-Experte für psychologische Kriegsführung.

Die US-Militärverwaltung versuchte, Köln als Stadt möglichst raschwieder lebensfähig zu machen. Schon zehn Tage nach dem Einmarschwaren 138 deutsche Polizisten im Einsatz. Auf Plakaten und mitLautsprechern riefen die Befreier die Deutschen auf, an die Arbeit zugehen. Zwei Wochen nach dem US-Einmarsch waren wieder 141 Bäckereienin Betrieb. «Mein Vater und ich haben bei einem Drogerie-Großhandelangefangen, aber ein Monatslohn hätte gerade mal für ein Pfund Butterauf dem Schwarzmarkt gereicht», erzählt Rohr. Tauschhandel sei dieDevise gewesen, vor allem mit den Bauern aus dem Umland.

Noch vor Kriegsende machte die Militärverwaltung den späterenBundeskanzler Konrad Adenauer wieder zum Oberbürgermeister Kölns. DieNazis hatten ihn 1933 abgesetzt und 1944 vorübergehend eingekerkert.

Panzer der US-Armee stehen in der zerstörten Innenstadt von Köln (Archivfoto vom März 1945). Nach zahlreichen Luftangriffen marschierten US-Truppen am 6.März 1945 in die Rheinmetropole ein. (Foto: dpa)
Panzer der US-Armee stehen in der zerstörten Innenstadt von Köln (Archivfoto vom März 1945). Nach zahlreichen Luftangriffen marschierten US-Truppen am 6.März 1945 in die Rheinmetropole ein. (Foto: dpa)
dpa
Elisabeth Rohr aus Köln mit einem Foto, dass sie als 19-Jährige zeigt. Als britische Bomber vor 60 Jahren zum letzten Mal tonnenweise Bomben auf Köln warfen, rannte sie um ihr Leben. (Foto: dpa)
Elisabeth Rohr aus Köln mit einem Foto, dass sie als 19-Jährige zeigt. Als britische Bomber vor 60 Jahren zum letzten Mal tonnenweise Bomben auf Köln warfen, rannte sie um ihr Leben. (Foto: dpa)
dpa