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Dem anhaltischen Bären durch die Geschichte gefolgt

Von REGINE LOTZMANN 10.01.2010, 17:23

HOYM/BERNBURG/MZ. - "Wenn man sich für die Historie unserer Gegend interessiert, kommt man am Bären des Anhalter Wappens nicht vorbei", sagt Dietrich Genau und begründet damit, warum er sich auf Spurensuche nach dessen Herkunft machte. "Den Weg und den Ursprung für sein Erscheinen im Wappen zu begründen, das ist nicht ganz so einfach." Deshalb grub der Hoymer Heimatforscher alte Akten aus, arbeitete sich durch altdeutsches Archivmaterial, verfolgte die Entwicklung der Wappen und machte interessante Entdeckungen.

"Bei meinen Recherchen stieß ich darauf, dass viele Ortschaften den Bären im Wappen hatten", breitet Dietrich Genau seine Unterlagen aus und nennt als Beispiele seine Heimatstadt Hoym, aber auch Güsten, Güntersberge, Radegast, Raguhn, Wörlitz, Zerbst, Sandersleben oder Roßlau. "Auch das große Familien-Wappen der Herzöge von Anhalt wird von zwei stehenden Bären, die sich links und rechts postiert haben, gehalten", fährt er fort. Als Schildhalter sähen die Bären ganz unterschiedlich aus. Manche trügen goldene Kronen, andere ein goldenes Halsband, wieder anderen würde eine rote Zunge aus dem Maul herausragen.

Den Ursprung für das in früheren Zeiten noch ungewöhnliche Wappentier entdeckte der Hoymer allerdings - und dabei halfen ihm über die Jahre gesammelte Zeitungsartikel und Material aus dem Ballenstedter Museum - im 14. Jahrhundert.

"Fürst Bernhard III., der von 1320 bis 1348 lebte, fügte als Erster in seinem Siegel auf den Anhaltischen Schild einen Bären als Wappentier auf", nennt der Heimatforscher das Ergebnis seiner Recherchen und weiß nun, dass der Bär bei Bernhard III. anfangs zwar noch nicht im Kampfschild erschien, dafür aber schon auf den Decken der Reitpferde aufgestickt oder aufgemalt war. Zudem schritt dieser Bär noch nicht über eine Mauer, sondern stand noch frei im Raum. "Dennoch können wir ihn als den Stammvater aller Bernburger Wappenbären bezeichnen", ist sich Genau sicher und meint: Die standen für Stärke und erinnerten auch an Bernhards Vorfahren Albrecht den Bären (1100-1170). "Und von genau dieser Zeit an werden wir den Bären nicht mehr los."

Quellen aus dem Jahr 1710 bestätigen die Fortführung des Wappentiers. Danach hätten die Anhaltischen Fürsten damals den Bärenschild geführt - ohne Zweifel, weil dies ein besonderes Wappen von Bernburg sei und sie dort auch residierten. "1468 erlischt dann die alte Bernburger Linie, trotzdem bleiben die Bernburger Bären im Wappen von Anhalt erhalten - bis 1918", informiert Dietrich Genau weiter.

Doch auch das Anhaltische Staatsministerium, das dann ein neues Wappen schaffen sollte, behielt den seit Jahrhunderten im Schild geführten ursprünglichen Bernburger, dann Anhaltischen Bären bei, der über die charakteristischen Zinnenmauern schritt. Eine Vorlage, der der Anhaltische Landtag seine Zustimmung gab, so dass der Freistaat Anhalt ab 1924 ein neues Wappen hatte. Ein für die damalige Zeit besonderes. Denn viele Freistaaten hatten weiße Rösser, Greife oder Adler dargestellt, einen Bären wies allein Anhalt auf.

"Es freut mich sehr, dass man dem Bären von Anhalt auch einen Platz im Wappen von Sachsen-Anhalt eingeräumt und dass er ebenso im Wappen der Stadt Seeland seinen Platz gefunden hat", nickt Genau und sammelt seine Unterlagen wieder ein. Denn die will er demnächst veröffentlichen - als Rückblick auf die Historie dieser geschichtsträchtigen Region.