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Straßenverkehr Straßenverkehr: Hitze stresst und wirkt wie Alkohol

Von KATRIN LÖWE 14.07.2010, 18:48

HARZGERODE/MZ. - Der 60-Jährige wollte sich gerade einen geeigneten Platz zum Anhalten suchen, weil ihm unwohl geworden ist. Doch dazu kam es nicht mehr. Statt dessen, so die Schilderung der Polizei, wurde der Mann aus dem sächsischen Freital plötzlich am Steuer bewusstlos, sein Auto geriet in den Gegenverkehr, stieß frontal mit einem anderen Pkw zusammen. Tragische Bilanz des Unfalls, der sich am Dienstag auf der B 242 zwischen Harzgerode und Alexisbad ereignete: Ein zehnjähriges Mädchen starb wenig später im Krankenhaus, fünf Menschen - darunter ein weiteres Kind im Alter von zwei Jahren - wurden schwer verletzt. Die Polizei vermutet bislang, dass der Fahrer wegen der Hitze ohnmächtig geworden ist.

Es ist einer von mehreren Unfällen, die auch das Innenministerium des Landes aufhorchen lassen. "Uns fällt seit drei, vier Wochen auf, dass gesundheitliche Probleme häufiger als sonst die Unfallursache sind", sagt Sprecher Klaus-Peter Knobloch. Grundsätzlich würden im Sommer die Unfallzahlen steigen. Wie viel davon auf gesundheitliche Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit den Temperaturen zurückgeht, lasse sich derzeit schwer sagen, so Knobloch. "Man muss ja auch daran denken, dass im Sommer mit dem Reiseverkehr ohnehin mehr Autos unterwegs sind."

Grundsätzlich steigt aber mit Hitze sehr wohl die Unfallgefahr, warnt der Automobilclub von Deutschland (AVD). Bei 27 Grad im Autoinnenraum würden die durchschnittlichen Unfallzahlen laut einer Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen um sechs Prozent steigen, ab 32 Grad um 13 Prozent und bei Extrem-Innentemperaturen ab 37 Grad um 33 Prozent. "Diese Temperaturen belasten den Autofahrer extrem und können wie Alkohol wirken", so der AVD. Soll heißen: "In aufgeheizten Fahrzeugen werden die Fahrer schneller müde und unkonzentriert, reagieren schlechter und langsamer, werden gereizter und aggressiver."

Bestes Gegenmittel ist nach Ansicht der Experten, auf ein gut klimatisiertes Auto zu achten - die Klimaanlage regelmäßig zu warten und richtig einzustellen und vor Fahrtantritt das Auto gut durchzulüften. Auf längeren Fahren sollten dringend regelmäßig Pausen eingelegt und ausreichend getrunken werden. "Bei diesem Wetter muss man sich auch überlegen, ob man auf Autofahrten notfalls einmal verzichtet, wenn sie nicht unbedingt erforderlich sind", so Ministeriums-Sprecher Knobloch.