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Zeitz Zeitz: Kleingärtner wegen Grundsteuer in Aufruhr

Von claudia petasch 15.03.2013, 17:50
Ist die Laube zu groß, wird dafür Grundsteuer B fällig. Derzeit sind die Kleingärtner in Zeitz und seinen Ortsteilen aufgefordert, die Größe ihrer Laube auf einem Erfassungsbogen anzugeben.
Ist die Laube zu groß, wird dafür Grundsteuer B fällig. Derzeit sind die Kleingärtner in Zeitz und seinen Ortsteilen aufgefordert, die Größe ihrer Laube auf einem Erfassungsbogen anzugeben. corina wujtschik Lizenz

zeitz/MZ - Kleingärtner in Zeitz sind derzeit in Aufruhr. Nicht etwa vor Freude, weil die Freiluftsaison bald losgeht und sie dann wieder auf den Parzellen werkeln können. Nein, vielmehr aus einem anderen Grund. Die Stadt hat an die Vorsitzenden der Kleingartenvereine Briefe und Erfassungsbögen verschickt, die wiederum an die Kleingärtner in den jeweiligen Vereinen verteilt werden sollen. Mithilfe der Listen wird erfasst, wie groß die Lauben sind, die die Kleingärtner in ihren Parzellen stehen haben. Denn ab einer Bebauungsgröße mit Freisitz von mehr als 25 Quadratmetern kann das Finanzamt Grundsteuer B erheben.

Diese Abgabe zahlen einige der Kleingärtner seit vielen Jahren. Also jene, die ihre großen Lauben ordnungsgemäß angemeldet haben, sagt Herbert Hedrich, Vorsitzender des Regionalverbandes der Kleingärtner „Weiße Elster“ Zeitz und Umgebung. Andere wiederum sind von der Regelung nicht betroffen, weil keine genauen Angaben über die Laubengröße vorliegen. Deswegen hat sich die Stadt Zeitz entschlossen, die Erfassungsbögen an die Vereine der Stadt samt Ortsteilen herauszuschicken, um nach dem Gleichheitsgrundsatz handeln zu können. Für Kleingärtner, deren Lauben größer als 25 Quadratmeter sind, heißt dies, sie werden künftig Grundsteuer B zahlen müssen. „Aber nicht sofort, frühstens wird das ab 2014 greifen, denn noch bis Ende August ist Zeit, die Bögen zurückzuschicken“, so Hedrich. Erst dann gehen die Schreiben an das Amt, werden bearbeitet und die Bescheide erstellt. „Es wird auch nicht rückwirkend veranlagt“, ergänzt er.

Doch auch wenn die Abgaben frühstens 2014 fällig werden, besänftigt das Peter Ziller nicht. Er ist passionierter Kleingärtner und hat seine Parzelle in der Anlage „Posablick“ in Zeitz. Er fragt: „Warum wird dem kleinen Mann schon wieder in die Tasche gegriffen?“ Er kritisiert, ebenso wie Siegfried Kutschik, dass erst vor einigen Monaten seitens des Verbandes angekündigt wurde, die Kleingärtner sollen nicht weiter belastet werden. „Und nun das“, empört sich Ziller. Er denkt, dass einige Kleingärtner aufgeben werden, weil ihnen die zusätzliche finanzielle Belastung zu viel wird. „Ich weiß von einigen, die das vorhaben“, sagt Ziller. Auch Kutschik habe das von einigen gehört.

Herbert Hedrich sieht das nicht so dramatisch. „Wenn es große Summen wären, die da auf die Kleingärtner zukommen, hätte ich mich schon gegen diese Erfassung gewehrt. Aber so ist es doch besser, wenn wir zuarbeiten, anstatt abzuwarten, bis über Luftbildaufnahmen ausgemessen wird und wir die Bescheide zugeschickt bekommen“, erklärt Hedrich, warum der Regionalverband das Prozedere unterstützt und auch auf die anderen Gemeinden ausweiten will. Er glaubt indes nicht, dass Kleingärtner ihre Parzellen deswegen aufgeben werden. Denn in so einem Fall müssen sie ihren Garten in den Urzustand zurückversetzen, auch die Laube zurückbauen. Da sei man in Summe locker bei 5 000 Euro, meint Hedrich, Dem gegenüber stünden jährlich einige Euro für die Grundsteuer.

18 Euro sind es, die Siegfried Kutschik für seine Laube pro Jahr ans Finanzamt zahlt. „Aber da kommt ja noch mehr dazu, Mitgliedsbeitrag, Strom, Wasser, da gehen 180 Euro für den Garten und 63 Euro für die Haftpflichtversicherung weg“, zählt er auf. Peter Ziller sagt, dass er 130 Euro allein für die Gartenpacht zahlt und natürlich auch bei ihm Strom, Wasser und ähnliches dazukommt. „Wir haben den Garten erst 2011 übernommen, da habe ich doch nicht darauf geachtet, ob die Laube zu groß ist“, sagt er. Beide Männer findet es jedenfalls nicht förderlich, die Kleingärtner finanziell weiter zu belasten und sind sich einig, dass man so keine Interessenten für freistehende Parzellen anlocken wird.