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Heise-Kunstpreis Heise-Kunstpreis: "Junge" löst Heimatgefühl aus

Von Oliver Schröter 03.06.2013, 17:50
„Junge“ hat Nils Franke aus Leipzig seinen Wettbewerbsbeitrag betitelt und die Jury am meisten beeindruckt.
„Junge“ hat Nils Franke aus Leipzig seinen Wettbewerbsbeitrag betitelt und die Jury am meisten beeindruckt. Ruttke Lizenz

Dessau/MZ - Während zur gleichen Zeit beim Leichtathletik-Meeting im Stadion die Schirme aufgespannt wurden, sickerte im ehemaligen Trockenturm der Berufsfeuerwehr auf dem Gelände des Autohaus Heise am Freitagabend nur ein dünnes Rinnsal durch die robuste Luke, die zum Dach führt. Dort verzichteten die Veranstalter des 6. Heise-Kunstpreises in diesem Jahr auf die sonst beliebte Bar mit Blick über den Dessauer Süden. Ansonsten hatten die Mitarbeiter des Autohauses, unterstützt durch Studenten der Hochschule Anhalt und viele langjährige Partner, die industrieromantische Kulisse mit Licht und edlen Loungemöbeln einmal mehr in einen ganz besonderen Ausstellungsraum verwandelt.

Roter Teppich für die Gäste

Gegen 19 Uhr schlenderten tropfend die ersten der geladenen Gäste über den eigens verlegten roten Teppich zu den oberen beiden Etagen hinauf. Punkt 19.20 Uhr startete Thorsten Köhler vom Anhaltischen Theater den offiziellen Teil der Vernissage zur Ausstellung der besten Arbeiten des diesjährigen Wettbewerbes. „250 Bilder haben in den vergangenen Wochen den Weg nach Dessau gefunden“, betonte Köhler in seiner Moderation, „und erstmals kommen die nicht nur aus Deutschland.“ Damit zielte er auf das Engagement der Stadtverwaltung ab. Auf deren Vermittlung hin hatte sich mit Mariana Alasseur eine Vertreterin aus dem nordböhmischen Roudnice nad Labem (einer Dessauer Partnerstadt) am Heise-Kunstpreis beteiligt und war am Freitagabend persönlich vor Ort. Aber auch Bilder einer Künstlerin aus Wien hatten es durch die erste Juryrunde in den Kreis der ausgestellten gut 50 Kunstwerke geschafft.

Bereits in den vergangenen Jahren ist den Organisatoren durch den Gewinn vieler neuer Unterstützer und durch die unproblematische Wettbewerbsteilnahme über die eigene Internetplattform eine immense Vergrößerung des Einzugsgebietes und so auch eine Professionalisierung des Preises geglückt. „In diesem Jahr mussten sich Teilnehmer mit dem Wettbewerbsmotto ,Heimat’ auseinandersetzen“, erklärte Heise-Geschäftsführer Oliver Krüger bei seiner Begrüßung, „erstmals haben wir so die thematische Verbindung zum Automobil zugunsten der künstlerischen Freiheit und der Qualität gekappt.“

Auf die Rolle der Kultur in der Heimat ging auch Friedrich Meyer, Verwaltungsdirektor des Anhaltischen Theaters, ein. Er stellte seine Musiker vor, die als „Philharmonic Swing Quartett“ für die musikalische Untermalung der Vernissage verantwortlich waren und so auch für die in der kommenden Spielzeit geplante Jazzreihe des Theaters warben. Und er machte sich für die Aktion „5 vor 12“ der Kulturverbände und Gewerkschaften des Landes gegen den Kulturabbau in Sachsen-Anhalt stark.

Während die anwesenden Künstler auf den Höhepunkt des Abends, die Preisverleihung, hinfieberten, schritten die Gäste hochkonzentriert die Wände der Galerie ab, um ihren Lieblingsbeitrag zu finden und per Wahlzettel den Publikumspreisträger zu bestimmen.

Siebenjähriger erhält Sonderpreis

Gerhard Lambrecht, Juror der ersten Stunde und Unterstützer des Wettbewerbs, löste die Spannung gegen 20.45 Uhr auf, er macht Nils Franke aus Leipzig zum Gewinner des 6. Kunstpreises. Mit seinem beinahe fotorealistischen Beitrag „Junge“ hatte er in den Juroren offenbar ein Heimatgefühl ausgelöst. Der junge Diplomkünstler und Meisterschüler an der Hochschule für Bildende Kunst in Dresden war mit seiner ganzen Familie vor Ort und mehr als sprachlos. Er nahm einen Scheck über 1 000 Euro entgegen. Über 250 Euro konnte sich wie bereits im vergangenen Jahr Peter Strauß aus Dessau freuen.

Für den siebenjährigen Hermann Eiserbeck gab es außerdem einen Sonderpreis, er hatte einen ganzen Zyklus zur „Tante Ju“ eingereicht und bekam von Oliver Krüger Material für seine weitere künstlerische Arbeit überreicht.

Ab Oktober erscheinen der Siegerbeitrag Nils Frankes und die weiteren elf besten Arbeiten im alljährlichen Kalender zum Heise-Kunstpreis, parallel dazu wird das Motto für das Wettbewerbsjahr 2014 bekanntgegeben. Für die Vernissage im nächsten Mai ist übrigens wieder ganz fest eine Bar auf dem Dach eingeplant. Wenn das Wetter mitspielt.