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Nicht "Sigmund Jähn" oder "Neil Armstrong" Nicht "Sigmund Jähn" oder "Neil Armstrong": Neuer Name für Halles Planetarium gefunden

03.02.2021, 23:00
Noch ist das Planetarium am Holzplatz eine Baustelle. Die Einweihung ist für Ende 2021 geplant.
Noch ist das Planetarium am Holzplatz eine Baustelle. Die Einweihung ist für Ende 2021 geplant. Silvio Kison

Halle (Saale) - Nach einer langen und intensiven Diskussion hat der Kulturausschuss am Mittwoch über den Namen des neuen Planetariums am Holzplatz abgestimmt. Am Ende entschied sich eine Mehrheit mit sieben Ja- und vier Nein-Stimmen für den neutralen Kompromissvorschlag, der von den Grünen eingebracht worden war. Halles neues Observatorium im alten Gasometer soll „Planetarium Halle (Saale)“ heißen. Sowohl „Sigmund Jähn“, als auch „Neil Armstrong“ oder „Alfred Weigert“ als zusätzlicher Teil des Namens wurden abgelehnt.

Absage für Jähn-Benennung aufgrund SED-Geschichte

Kurz vor der Abstimmung hatte vor allem die CDU-Stadträtin Ulrike Wünscher heftige Kritik am Vorschlag „Sigmund Jähn“ geübt. Sie wolle Jähn nicht demontieren, aber man dürfe ihn auch nicht auf einen Sockel heben. „Es kann einfach nicht sein, dass das Planetarium nach einem Generalmajor der NVA benannt wird, auch wenn Viele aus der DDR finden, dass Jähn für sie eine Identifikationsfigur ist“, so Wünscher. Der Kosmonaut sei Teil der Struktur gewesen, die für den Machterhalt der SED verantwortlich gewesen sei.

Wolfgang Aldag (Die Grünen) erklärte, warum seine Fraktion von ihrer ursprünglichen Position abgewichen ist und statt „Jähn“ jetzt keinen Personennamen mehr favorisiert: Das alte denkmalgeschützte Planetarium auf der Peißnitzinsel sei fest mit „Sigmund Jähn“ verbunden gewesen, aber mit dem Neubau sei diese Verbindung nicht mehr vorhanden. „Lassen wir es bei der Neutralität und heben wir lieber den Namen unserer Stadt hervor“, sagte Aldag.

Enttäuschung über Absage zu Sigmund Jähn 

Neben den Grünen hatten in den vergangenen Monaten auch die CDU und die FDP Abstand von „Jähn“ als Namenspatron genommen, nachdem sie ursprünglich dafür gewesen waren. Die FDP hält auch weiter daran fest, die Namensrechte für das Planetarium verkaufen zu wollen. „Um eine weitere Stelle für Bildungsangebote zu finanzieren“, wie Stadtrat Olaf Schöder nach der Sitzung mitteilte. Der neutrale Name sei aber ein guter Kompromiss.

Katja Müller (Die Linke) konnte ihre Enttäuschung über die Debatte während der Sitzung nur schwer verbergen, das war trotz Videokonferenz über ihre Webcam zu bemerken. Es gebe keinen Beweis dafür, dass Sigmund Jähn irgendjemandem direkt Schaden zugefügt hat. „Die Debatte ist so verkopft und festgefahren. Ich würde mir wirklich wünschen, dass man 30 Jahre nach der Wende die DDR-Vergangenheit differenzierter betrachten kann“, sagte sie.

Alte Planetarium auf der Peißnitzinsel wurde durch Hochwasser 2013 stark beschädigt

Die Entscheidung zum neuen Namen ist noch nicht endgültig gefallen. Die Beschlüsse des Kulturausschusses gelten nur als Empfehlung. Das letzte Wort hat Ende des Monats das Stadtratsplenum. Die unterlegenen Fraktionen SPD, MitBürger & Die Partei und Die Linke versuchen, bis dahin eine Mehrheit zu bekommen. „Wir appellieren an unsere Kollegen im Stadtrat, ihre ablehnende Meinung zu überdenken“, schreibt SPD-Fraktionsvorsitzender Eric Eigendorf in einer Mitteilung direkt nach dem Ende der Kulturausschusssitzung.

Mit Sigmund Jähn und einer kritischen Würdigung seines Tuns habe man „die einmalige Chance, eine generationenübergreifende Brücke zwischen dem neuem und dem alten Planetarium zu schaffen“. Bei der Saaleflut 2013 war das alte Planetarium auf der Peißnitzinsel stark beschädigt worden, sodass es später abgerissen wurde. Es hatte jahrzehntelang den Namen „Sigmund Jähn“ getragen. (mz)