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"Nicht nur ein Mitläufer sein" "Nicht nur ein Mitläufer sein": Diese Frauen entscheiden sich Jägerinnen zu werden

Von Yvette Meinhardt 09.08.2020, 10:00
Seit zwei Jahren gehört Uta Weise-Großkopf zur Jägerschaft Zeitz. Ihre Ausbildung absolvierte sie in der Jagdschule in Bad Kösen, dazu gehörte auch die Ausbildung mit Greifvögeln.
Seit zwei Jahren gehört Uta Weise-Großkopf zur Jägerschaft Zeitz. Ihre Ausbildung absolvierte sie in der Jagdschule in Bad Kösen, dazu gehörte auch die Ausbildung mit Greifvögeln. Grosskopf

Sprossen - Uta Weise-Großkopf und Lea-Marie Hornig trennt fast ein halbes Jahrhundert im Alter, doch sie vereint ein gemeinsames Hobby - nämlich die Jagd. Die beiden Damen gehören zu insgesamt zwölf Frauen, die in der Kreisjägerschaft Zeitz Mitglied sind und sich unter 100 Männern behaupten müssen. Die Zahl der Jäger ist nicht nur in Zeitz gestiegen. Immer mehr Sachsen-Anhalter packt die Jagdleidenschaft: Derzeit sind 11.800 Männer und Frauen im Besitz eines Jagdscheins. Das sind so viele wie noch nie - und heute dringen immer mehr Frauen in die einstige Männerdomäne ein. Ihr Anteil liegt bei acht Prozent.

Aus Liebe zur Natur und Selbstbewusstsein

Doch ehe man auf die Pirsch gehen darf, muss man eine umfangreiche Ausbildung absolvieren. „Wir nennen es das ,grüne Abitur’“, sagt Uta Weise-Großkopf. Sie kam über ihren Ehemann Wolfgang Großkopf aus Sprossen zu diesem neuen Hobby.

„Die Natur liebte ich schon immer, so bin ich mit Wolfgang zur Jagd gegangen. Und weil ich ein selbstbewusster Mensch bin, wollte ich nicht nur ein Mitläufer sein, sondern selber jagen“, erzählt die 66-Jährige. Sie besuchte die Jagdschule in Bad Kösen, pendelte ein dreiviertel Jahr von der Elsteraue an das andere Ende des Burgenlandkreises, setzte sich dort alle zwei Wochen Sonnabend und Sonntag auf die Schulbank und lernte.

Erst erfolgreich Schießen, dann zur Theorie-Prüfung

Das „grüne Abitur“ umfasst etwa 180 Unterrichtsstunden. Neben Jagdtierkunde, Wildhygiene, Biologie, Natur- und Landschaftsschutz gehört die Ausbildung und Führung von Jagdhunden dazu. Das Schießtraining fand übrigens in Naumburg statt.

Erst wenn man die anspruchsvolle Schießprüfung bestanden hat, wird man zur Theorie-Prüfung zugelassen. Uta Weise-Großkopf hat alles bestanden und ist seit zwei Jahren Jägerin. Sie unterstützt ihren frisch gebackenen Ehemann bei der Arbeit im Vorstand der Jägerschaft Zeitz. Im Herbst wird das Paar die Region bei der Mitgliederversammlung des Landesverbandes vertreten.

Frauen machen das „grünes Abitur“ und werden Jägerinnen

„Die Jagd ist mehr als ein Hobby, sie ein wichtiger Beitrag zum Naturschutz“, sagt Lea-Marie Hornig. Die 17-Jährige wohnt in Goldschau. Ihr Vater ist seit vielen Jahren Jäger und so wurde ihr dieses Hobby sprichwörtlich in die Wiege gelegt. „Als ich 15 Jahre alt war, wollte ich meinen Jugendjagdschein machen, damit hat selbst mein Vater nicht gerechnet“, erzählt die Schülerin.

Sie hat ihr „grünes Abitur“ im benachbarten Thüringen gemacht, ebenfalls Theorieprüfung und Schießtraining absolviert, Prüfungen bestanden. „An meinem 16. Geburtstag hat mein Vater mir meinen Jagdschein übergeben. Das war das schönste Geschenk für mich und mittags sind wir auf die Pirsch“, erzählt die junge Frau.

„Für mich funktioniert die Jagd nur im Einklang mit der Natur“

Den ersten Bock habe ihr der Vater ausgesucht und sie glaubte damals, das erste Wild verfehlt zu haben. Doch der Schuss saß, der Hund hat das Tier nicht weit entfernt aufgefunden. Seit sie dabei ist, hat sie mit ihrem Vater und einem weiteren Jäger in der Jagdgenossenschaft Goldschau fünf Wildschweine, drei Rehböcke, zwei Damwild und 144 Stücke Raubwild erlegt (Fuchs, Waschbär, Dachs beispielsweise).

„Ich kann die Tiere auch aufbrechen und sie zu qualitativ hochwertigem Fleisch verarbeiten“, sagt Lea-Marie Hornig. Andererseits liebt sie es, die Natur zu beobachten, einer Ricke mit ihren Rehkitzen zuzusehen. „Für mich funktioniert die Jagd nur im Einklang mit der Natur“, sagt die junge Frau. Sie macht gerade ihr Fachabitur in Weißenfels und möchte danach Forstwirtschaft studieren.

Engagement für die Ausbildung des Hundes zu Jagdzwecken

Zu einer Jagd gehört für Lea-Marie Hornig auch ein Hund. „Wir hatten zwar schon zwei Jagdterrier zu Hause, doch ich wollte meinen eigenen Hund“, sagt sie. Und ihr Motto lautet „Jagd ohne Hund ist Schund“.

So besitzt sie heute einen eigenen Jagdhund, engagiert sich hier besonders für die Ausbildung des Hundes zu Jagdzwecken und hat im vergangenen Jahr eine Qualifizierung zur Ausbilderin für Nachsuche mit Hund gemacht. Die Jagd ist ihr Leben, dazu passt, dass sie bereits seit der zweiten Klasse Jagdhorn spielt. (mz)

Lea-Marie Hornig aus Goldschau liebt die Jagd und besitzt einen Jugendjagdschein.
Lea-Marie Hornig aus Goldschau liebt die Jagd und besitzt einen Jugendjagdschein.
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