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Saisonziel ist ganz nah Fußball: Kickers Gonnatal wollen in die Landesklasse

Von Ralf Kandel 05.06.2020, 06:15
Dirk Fuhrmann blickt nachdenklich nach vorn.
Dirk Fuhrmann blickt nachdenklich nach vorn. Ralf Kandel

Edersleben - Dirk Fuhrmann ist 57. In den fast sechs Jahrzehnten seines Lebens hat er in Sachen Fußball schon jede Menge mitgemacht. Er hat selbst gespielt und Mannschaften trainiert, hat Aufstiege gefeiert und ist abgestiegen. Er hat einen Konkurs miterlebt und sich sage und schreibe sechsmal das Kreuzband gerissen. Und miterlebt, wie Träume Gestalt annahmen und dann doch platzten.

Das alles hat dem Ederslebener nicht die Lust am Fußball genommen. „Eine kleine Macke musst du schon haben. Sonst wird das nichts. Wenn die paar Idealisten noch wegfallen, wie soll es dann denn weitergehen?“, sagt er lächelnd.

Fußball: Fuhrmann hat die Situation im Blick

Gelassen befasst sich Fuhrmann so auch mit der gegenwärtigen Situation im Fußball im Allgemeinen und des von ihm trainierten Kreisoberligisten Kickers Gonnatal im Besonderen.

Das ist kein Wunder. Zwar stehen die Kickers in der Tabelle der höchsten Spielklasse des Landkreises Mansfeld-Südharz „nur“ auf dem zweiten Platz. Weil sie aber ein Spiel weniger ausgetragen haben, als der punktgleiche Spitzenreiter FC Hettstedt, liegen sie in der Quotientenregel vorn. „Ich denke, wir könnten aufsteigen“, sagt dann auch Dirk Fuhrmann. Er ist davon überzeugt, dass der Verein das Aufstiegsrecht wahrnehmen wird. „Wir werden uns zusammensetzen. Dann diskutieren wir, wer den Weg mitgehen möchte, und wer nicht. Ich gehe davon aus, dass wir das Aufstiegsrecht wahrnehmen. Wir wollten aufsteigen, das war das Ziel, das wir uns vor der Saison gestellt haben.“

Kickers Gonnatal: Optimistisch vor Aufstieg

Der Blick des Trainers selbst geht dann schon einen Schritt weiter. „Wir haben eine gute Mischung aus erfahrenen Spielern und jungen Talenten, die in letzter Zeit einen Riesensatz nach vorn gemacht haben. Wir würden auch in der Landesklasse keine schlechte Rolle spielen.“ Auch deshalb, „weil es hier in Pölsfeld passt. Das Umfeld ist in Ordnung. Die Zusammenarbeit mit dem Vorstand und den Co-Trainern ist gut. Das Einzige, was Probleme bereitet, ist die Tatsache, dass uns nur ein Rasenplatz zur Verfügung steht“.

Fuhrmann ist der Meinung, dass es künftig auch darauf ankommt, junge Spieler ins Team einzubauen, die Mannschaft aber auch noch zu verbessern. „In der Breite sind wir gut aufgestellt, aber es laufen auch erste Gespräche, um uns zu verstärken.“

Der Trainer selbst und auch die Kickers-Fans hoffen, dass die Mannschaft in der Landesklasse nicht in der Harzstaffel landet, sondern in der Staffel 6. „Dann gibt es die Derbys, wir hätten bestimmt viele Zuschauer.“

Gute Trainingsbeteiligung

Bevor jedoch der Ball in der Landesklasse in Pölsfeld rollt, stehen noch jede Menge Trainingseinheiten auf dem Programm. „Zur Zeit ruht das Training noch. Wir haben aber den Antrag an die Stadt Allstedt gestellt, dass wir wieder loslegen können“, sagt Fuhrmann. Bis es so weit ist, hat er seinen Spielern einen Trainings- und Ernährungsplan mitgegeben. Darüber, dass sich die Kickers-Kicker daran halten, macht er sich keine Sorgen. Er ist mit der Trainingseinstellung der Mannschaft zufrieden. „14 bis 16 Spieler sind immer beim Training da. Das hatte ich lange nicht als Trainer. Ich jedenfalls stelle mich nicht wegen nur fünf, sechs Leuten beim Training hin. Die Jungs wollen, das merkt man. Ich versuche, dass Training auch so interessant wie nur möglich zu gestalten“, sagt er.“

Und schiebt noch ein Lob hinterher: „Es passt hier. Die Spieler hinterfragen sich auch bei Fehlern, suchen die Schuld nicht bei anderen. Das ist in Ordnung.“ So scheint es, als sollten die Weichen für das Kapitel Landesklasse gestellt zu sein. Zuletzt rollte der Ball in der Saison 08/09 in Landesklasse-Partien in Pölsfeld. Elf Jahre nach dem Abstieg scheinen die Gonnataler für eine Rückkehr gewappnet.

Blick nach Nordhausen

Doch nicht nur mit Kickers Gonnatal beschäftigt sich Dirk Fuhrmann derzeit. Sein Blick geht auch nach Thüringen, genauer gesagt zu Wacker Nordhausen. Mit dem Wacker-Team verbindet ihn noch viel. „Schließlich war ich da zehn Jahre als Trainer und Spieler aktiv. Ich habe noch gute Verbindungen zum Verein und zu ein paar Leuten von früher“, sagt Fuhrmann.

Beim Thema Wacker-Insolvenz kochen bei ihm alte Erinnerungen hoch. „Ich habe das ja schon mal im Jahr 2000 mitgemacht. Da lag dann alles am Boden. Ich war dann Trainer bei den A-Junioren, bin zweimal Meister geworden und durfte aus finanziellen Gründen nicht in die Regionalliga aufsteigen“, blickt er zurück.

Zur jetzigen Situation bei den Thüringern hat Fuhrmann eine klare Meinung. „Ich denke, da ist schon eine gehörige Portion Größenwahn dabei gewesen. Der Verein hat sich mit machen Sachen ganz einfach überhoben. Man hat 28, 29 Leute im Kader gehabt und für Regionalliga-Verhältnisse völlig überzogene Gehälter gezahlt. Das kann sich kein Verein leisten. Es war nicht zu stemmen.“

Trauer um Edersleben

Und noch etwas stößt Dirk Fuhrmann bitter auf. Das ist die Situation des Fußballs in seinem Heimatort Edersleben. „Hier ist alles den Bach runtergegangen. Wenn alles so gelaufen wäre, wie sich das ich und ein paar Leute vorgestellt hatten, wären wir jetzt die Nummer zwei im Landkreis. Jetzt liegt der Fußball am Boden. Mir tränen die Augen, wenn ich das sehe.“

Umso mehr freut Dirk Fuhrmann, dass es mit den Kickers aus dem Gonnatal eine Etage nach oben geht. Und er seiner lange Karriere wieder einen Höhepunkt hinzufügen kann. (mz)