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Hilfe für Kinderheim in der Ukraine Hilfe für Kinderheim in der Ukraine: Gaben im Kofferraum

Von Constanze Matthes 04.02.2020, 08:37
Vor Ort im Kinderheim: Claudia Schützhold hat eine private Reise mit einer Hilfsaktion verbunden.
Vor Ort im Kinderheim: Claudia Schützhold hat eine private Reise mit einer Hilfsaktion verbunden. Schützhold

Naumburg - Rund 1.300 Kilometer und 16 Stunden Fahrt liegen hinter Claudia Schützhold und ihrem Sohn, als sie am Ziel ihrer Reise angekommen sind: die Region um Ternopil in der Westukraine. Es ist Anfang Januar, Winter, das Land tief verschneit. Das orthodoxe Weihnachtsfest steht vor der Tür. Die Naumburgerin will Freunde besuchen - und helfen. Der Kofferraum ihres Autos ist voll.

Es sind Spenden: Kinderbekleidung, Spielzeug, Schuhe, Süßigkeiten, Lebensmittel sowie Hygiene- und Kosmetikartikel. „Ich wollte nicht mit einem leeren Auto fahren“, sagt die 46-Jährige, die in Naumburg eine Praxis für Osteopathie führt. „Meine ukrainischen Freunde haben mir zuvor den Kontakt zu einem Kinderheim vermittelt“, erzählt sie. Als ihr Plan feststeht, dass sie ihre private Reise mit einer Hilfsaktion verbinden möchte, postet sie auf Facebook in der Gruppe „Naumburg - Aktuell“ einen Aufruf. „Die Resonanz war unglaublich. In kürzester Zeit erhielt ich eine Menge an Spendenzusagen“, so Claudia Schützhold weiter.

Die Naumburgerin kennt die Situation im Land. Es ist ihre bereits fünfte Tour. Seit 2015 hat sie mehrere Hilfskonvois begleitet, die Krankenhäuser, Altenheime und Lazarette beliefert haben. „Es ist ein armes Land. Das Verhältnis zwischen Lohn beziehungsweise Rente und den Lebenskosten ist sehr ungünstig. Es herrschen Korruption und Krieg. Und obwohl dieser den Westen des Landes nicht unmittelbar erreicht, legt er sich wie ein Schatten über das ganze Land“, berichtet Claudia Schützhold. Viele Straßen sind in einem schlechten Zustand. Pferdefuhrwerke sind zu sehen. „Es ist eine andere Welt.“

Über die Runden zu kommen, funktioniere für viele nur im Familienverbund. Millionen von Ukrainern arbeiten im Ausland. Die Kinder bleiben zurück - unter anderem in Kinderheimen, die nicht nur Mädchen und Jungen ohne Eltern aufnehmen. 115 sind es in jenem Kinderheim, das die Naumburgerin mit ihrem Sohn in einer Kleinstadt nahe Ternopil besucht. Ein Großteil verbringt die Weihnachtsfeiertage bei Großeltern und Freunden. Einige Kinder haben indes keine Angehörige, das Fest der Feste feiern sie im Heim. „Sie haben sich vor Ort unglaublich über unseren Besuch gefreut und unsere Geschenke voller Freude ausgepackt. Es war sehr berührend. Ich danke von Herzen allen Spendern und allen, die uns mit Rat und Tat unterstützt haben, es hat sich wirklich gelohnt und viele Kinderherzen glücklich gemacht“, schreibt sie auf ihrer Facebook-Seite.

Ob es eine weitere Aktion gibt, weiß Claudia Schützhold derzeit noch nicht. Die Fahrt über die Grenze gestaltete sich zu einer Zitterpartie. „Es ist schwierig, weil es illegal ist. Die Gesetze haben sich verschärft. Privatpersonen sind solche Aktionen nicht gestattet. Vereine müssen ihre Initiative beim Außenministerium anmelden“, erzählt sie. Vermutlich Glück und Grenzbeamten in Weihnachtsfest-Laune haben ihr die nahezu reibungslose Fahrt über die Grenze ermöglicht. Oder vielleicht war die „Ausrede“, gesprochen im besten Schul-Russisch, man wolle Freunde besuchen und beschenken, hilfreich.

Dank großer Resonanz auf den Spendenaufruf ist der Kofferraum gut gefüllt.
Dank großer Resonanz auf den Spendenaufruf ist der Kofferraum gut gefüllt.
Schützhold