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Denkmalschutz in Halle Denkmalschutz in Halle: Baustopp in der Brüderstraße

Von Michael Falgowski 10.11.2014, 10:51
Häuschen vor der Grube: Die Brüderstraße 7.
Häuschen vor der Grube: Die Brüderstraße 7. Jens Schlüter Lizenz

Halle (Saale) - Der Streit um die Rettung eines der wertvollsten Baudenkmäler Halles, des spitzgiebeligen Hauses Brüderstraße 7, spitzt sich zu. Die Stadt hat jetzt einen Baustopp auf dem unbebauten Nachbargrundstück des bedeutenden Renaissance-Denkmals verhängt, das vielen Hallensern als „Marktwirtschaft“ bekannt ist - benannt nach einem früheren Lokal. Auf dem Nachbargrundstück hat der Investor, dem beide Grundstücke gehören, mit Schachtarbeiten begonnen. Nach Auffassung eines Prüfingenieurs bestehe aber die Gefahr, so die Stadtverwaltung, dass die Erdarbeiten auch das wackelige Fachwerkhaus-Denkmal zum Einsturz bringen.

Auch die Stadt war Teilbesitzer des Hauses Brüderstraße 7. Im Jahr 2009 wurde es versteigert und 2011 an den jetzigen Eigentümer weiterverkauft. Der Stadtrat hat sich in einer bemerkenswerten symbolischen Geste zum Erhalt des Renaissance-Denkmals bekannt. Ein Fördermittelantrag wurde aber bisher nicht gestellt. Der „Arbeitskreis Innenstadt“ (AKI) hat inzwischen sein Kaufangebot bekräftigt. Der Verein möchte das Denkmal weiterhin erwerben und schrittweise sanieren. (mifa)

Debatte währt schon Jahre

Der Bauherr hat beim Amtsgericht die Aufhebung des Baustopps beantragt. Die Eskalation ist ein weiterer Höhepunkt in der schon Jahre währenden Debatte. Der in Berlin lebende Eigentümer des Streitobjekts, die Landesdenkmalbehörde und die Stadt Halle stehen sich in der Debatte gegenüber - inzwischen nur noch vor Gericht.

Der Eigentümer möchte in der Baulücke unter Einbeziehung der „Marktwirtschaft“ am einen und des Hauses Große Steinstraße 76 am anderen Ende ein Altenpflegeheim mit 90 Betten bauen. 2011 hatte er angeboten, die Fachwerk-Fassade der „Marktwirtschaft“ als Verblendung vor dem Betonneubau zu restaurieren. Für das Landesverwaltungsamt als oberste Denkmalschutzbehörde würde dies aber der Zerstörung des Denkmals gleichkommen. Die Behörde lehnte deshalb den bereits vor fast drei Jahren gestellten Abbruchantrag ab. Im Sommer dieses Jahres hatte das Verwaltungsgericht Halle jedoch dem Hauseigentümer Recht gegeben.

Das Haus Brüderstraße 7 sei, so das Hauptargument des Gerichts, aufgrund seines schlechten baulichen Zustandes nach Jahrzehnten des Verfalls wirtschaftlich nicht zu sanieren. Der Abriss müsse gestattet werden. Das Land ging in Berufung. Diese wurde beim Oberverwaltungsgericht auch zugelassen, das heißt, man hält dort eine andere Bewertung für möglich. Einen Termin gibt es noch nicht.

Streitobjekt ausgeklammert

Im Herbst dieses Jahres siegte der Hauseigentümer auch in einem weiteren Verfahren, diesmal gegen die Kommune. Denn auch die Stadt hatte den Abriss des Denkmals im „Sanierungsgebiet Historische Altstadt“ verweigert. In nichtöffentlicher Sitzung hat der Stadtrat jetzt beschlossen, gegen dieses Urteil Beschwerde einzulegen, um das wertvolle Haus zu retten.

Um mit seiner Investition voranzukommen, hat der Eigentümer parallel zu den Gerichtsverfahren einen Bauantrag für ein Altenpflegeheim mit zunächst 70 Plätzen gestellt. Das Streitobjekt Brüderstraße 7 ist noch ausgeklammert. Für die jetzt begonnenen Erdarbeiten in der Baulücke lag eine Teilbaugenehmigung vor. Freilich war darin festgelegt, dass das Nachbargebäude nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. (mz)