Berufsberatung: Berufsberatung in Aschersleben: 43 Unternehmen buhlen im Ballhaus um Auszubildende

Aschersleben - Leonie Klinkert aus Quedlinburg hat schon eine ganz genaue Vorstellung davon, was sie nach der Schule machen möchte. „Ich würde gern eine Lehre zur Bankkauffrau ergattern und zum Beispiel bei der Sparkasse arbeiten“, sagt sie 16-Jährige.

Deshalb ist der Stand der Salzlandsparkasse für sie auch ein erster Anlaufpunkt während des Berufsorientierungstags im Ballhaus. Ihre Freundin Anastasia Schunk hat ebenso konkrete Pläne. Sie möchte Augenoptikerin werden. „Das ist schon ganz lange mein Wunsch.“

Der Berufsorientierungstag findet jährlich am letzten Donnerstag vor den Herbstferien statt und wird vom Wirtschaftsclub Aschersleben und der Stadt ausgerichtet. Schüler ab der achten Klasse können mit Unternehmen, Firmen, Behörden und kommunalen Verwaltungen in Kontakt treten, sich informieren und erfahren, wie die jeweiligen Ausbildungen inhaltlich gestaltet sind, welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen und welche Perspektiven der jeweilige Ausbildungsberuf hat.

„Dabei haben wir nicht nur Schüler aus Aschersleben zu Gast. Gut vertreten sind auch Schulen aus dem Seeland, Egeln, Quedlinburg, Ermsleben, Könnern und Schneidlingen“, zählt Matthias May auf, der als Wirtschaftsförderer der Stadt Aschersleben die Ausbildungsmesse mitorganisiert.

So genaue Vorstellungen wie Leonie Klinkert und Anastasia Schunk von der Bosseschule in Quedlinburg haben jedoch noch nicht alle Schüler. Justin Kahl aus Aschersleben weiß noch nicht so genau, welchen Weg er nach der Schule einschlagen soll und möchte sich im Ballhaus einen Überblick verschaffen.

„Auf einer Baustelle zu arbeiten, kann ich mir aber ganz gut vorstellen“, sagt er und steuert gezielt den Messestand des Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrums (BBRZ) Aschersleben an. Dort kann unter dem wachsamen Blick von Ausbilder und Maurermeister Holger Langer nämlich jeder Schüler selbst zur Maurerkelle greifen.

„Das macht Spaß“, sagt Justin Kahl und schwenkt die Maurerkelle beherzt in den flüssigen Zement. „Sieht doch schon ganz prima aus“, meint Ausbilder Langer und gibt dem Jugendlichen noch einige Tipps, damit die Mauer am Ende auch hält.

Wirtschaftsförderer May freut sich über so viel Aktivität an den Ständen. „Alle Aussteller lassen sich wirklich etwas einfallen“, sagt er zufrieden. Er weiß aber auch, dass Kreativität belohnt wird. Denn der Kampf um motivierte Auszubildende beschäftigt viele hiesige Unternehmen nicht erst seit gestern.

Davon kann auch Christoph Remitschka berichten, der für sein Ascherslebener Modell- und Formbau-Unternehmen händeringend Auszubildende zum technischen Modellbauer sucht. Neun Plätze bietet das Unternehmen - theoretisch. Momentan müsse man mit lediglich einer Auszubildenden zurechtkommen.

„Dabei haben wir Bedarf und Kapazitäten“, sagt Remitschka und hofft, dass sich im Nachhinein einige Schüler melden. „Denn es gab doch einige Jugendliche, die sich für die Ausbildung zum technischen Modellbauer interessieren. Nun hoffe ich, dass das Interesse langfristig ist.“

Das hofft auch Holger Adams, der als Interims-Personalleiter des Unternehmens Berry - der Verpackungskonzern Berry hatte vor mehr als anderthalb Jahren Clopay Plastic Products übernommen - für eine Ausbildung im Werk in Aschersleben wirbt. Berry sucht unter anderem Mechatroniker, Elektriker und Bürokaufleute.

„Gut finde ich, dass sich auch viele junge Frauen für die technischen Berufe interessieren“, gibt Adams ein erstes Resümee von der Arbeit am Messestand. Nun sei man auch bei Berry optimistisch, dass im Nachgang des Berufsinformationstages einige Bewerbungen im Unternehmen ankommen.

Rund 1.200 Schüler haben sich zum Berufsinformationstag am Donnerstag im Ballhaus angemeldet. Eine Zahl, mit der der Wirtschaftsförderer zufrieden ist. Nur der Branchen-Mix könnte noch differenzierter sein, meint er. „Zum Beispiel wünsche ich mir, dass wir noch mehr Firmen aus den klassischen Handwerksberufen ins Ballhaus bekommen“, benennt er ein Ziel.

Stadt und Wirtschaftsclub wollen jedenfalls am Berufsorientierungstag festhalten, auch um die Region weiter zu stärken. „Wir brauchen die jungen Leute hier in den regionalen Unternehmen“, weiß May. (mz)