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Guter Geist von "Askania Nova" Guter Geist von "Askania Nova": Eduard von Falz-Fein mit 106 Jahren in Vaduz verstorben

Von Hans Schwahn 21.11.2018, 11:15
Eduard von Falz-Fein
Eduard von Falz-Fein Schwahn

Köthen/Vaduz - Am Morgen des 17. November ist Baron Eduard von Falz-Fein in seiner Villa „Askania Nova“ in Vaduz, der Hauptstadt von Liechtenstein, von Feuerwehrleuten leblos aufgefunden worden, nachdem es im Haus eine Rauchentwicklung gegeben hatte. Die Ursache des Todes wird zur Zeit von den Behörden ermittelt. Wenige Wochen zuvor, am 14. September, hatte der Baron seinen 106. Geburtstag feiern können.

Falz-Fein war der Chef der Familie, die im Jahre 1856 von Herzog Leopold IV. von Anhalt-Dessau die 1828 von Herzog Ferdinand von Anhalt-Köthen im russischen Gouvernement Cherson in der Taurischen Steppe angelegte Besitzung „Askania Nova“ gekauft hatte. „Askania Nova“ war die einzige Kolonie, die das anhaltische Fürstenhaus jemals betrieb - allerdings nur für eine überschaubar kurze Zeit von nicht ganz 30 Jahren, auch weil die Schafzucht ökonomisch nicht erfolgreich war.

Baron Falz-Fein musste als Sechsjähriger Russland in den Revolutionswirren verlassen

Die Familie Falz-Fein führte in „Askania Nova“ die Schafzucht zwar bis 1918 fort, zur allgemeinen Bekanntheit kam „Askania Nova“ aber durch den von Friedrich von Falz-Fein, dem Onkel des nun verstorbenen Barons, angelegten Steppentierpark und die Wiederansiedlung des dem Urpferd angenäherten Przewalski-Pferdes. Der Tierpark wurde 1921 das erste Naturschutzgebiet in der Sowjetunion und gehört heute zum Unesco-Welterbe.

Baron Falz-Fein musste als Sechsjähriger Russland in den Revolutionswirren verlassen und fand später im Fürstentum Liechtenstein eine neue Heimat. Zeitlebens bemühte er sich um die Förderung der russischen Kultur im Ausland und war einer der Motoren der russischen Exilbewegung. In den 1970er Jahren erregte Falz-Fein in Dessau Aufsehen, als er mit seinem Sportwagen unter Abweichung von der Transitroute nach Berlin den damaligen Lehrer am Philanthropinum, Dr. Georg Opitz, besuchte, mit dem ihn eine enge Korrespondenz über „Askania Nova“ verband.

Baron war seine Mutter mit fast allen großen russischen Adelsfamilien verwandt

Für das „Museum Katharina II.“ in Zerbst stiftete Falz-Fein eine Büste Katharinas, die er in den 1990er Jahren mit den Worten „das ist meine Urgroßtante“ auf dem Beifahrersitz seines schnittigen Sportwagens an den verdutzten Zöllnern vorbei über mehrere Grenzen bis nach Zerbst chauffiert hatte.

In der Tat war der Baron über seine Mutter, Vera Epanschina, mit fast allen großen russischen Adelsfamilien verwandt. Bereits im Jahre 2007 sandte er seinen Neffen Friedrich von Falz-Fein, der in Liechtenstein Minister für Landwirtschaft und Forsten ist, als seinen Vertreter anlässlich des vom Verein für Anhaltische Landeskunde (VAL) im Köthener Spiegelsaal veranstalteten Symposium „Askania Nova“. Daher wird auch nach dem Tod von Eduard von Falz-Fein die Beziehung seiner Familie nach Anhalt Fortführung erfahren. (mz)