Karneval in Holzdorf: Karneval in Holzdorf: Auf keinen Fall 08/15

Holzdorf - Ulf Lehnert ist überrascht. Der Landesjugendleiter im Karneval-Landesverband Sachsen-Anhalt ist nach Holzdorf gekommen, um in der Auftaktveranstaltung des Holzdorfer Karnevals Klubs (HKC) andere zu überraschen. Doch dann schaut er erst mal erstaunt auf Prinz Mike II. Der bläst nämlich ein Trompetensignal, als Ulf Lehnert auf der Bühne Auszeichnungen überreichen möchte.

Er habe schon viele Veranstaltungen erlebt, sagt er, aber einen Trompete blasenden Prinz noch nie. So reihen sich im Laufe des Samstagabends in der HKC-Großveranstaltung in der Mehrzweckhalle in Holzdorf-Ost mehrere Überraschungen aneinander.

Für ihr Engagement um karnevalistische Tanzdarbietungen werden Jasmin Gölsdorf und Gabriela Wieser mit dem Treueabzeichen in Silber geehrt. Auch Trainerin Ulrike Kruk steht da mit auf der Bühne und weiß zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass sich kurz darauf alle Augen auf sie richten werden.

Ulf Lehnert hat nämlich eine hohe Auszeichnung für sie mitgebracht, den Verdienstorden des Bundes Deutscher Karneval in Gold. Gewürdigt wird damit das jahrzehntelange Engagement der Trainerin für den Verein und den karnevalistischen Tanzsport. Der HKC hätte ohne Ulrike Kruk nicht diesen Entwicklungsstand, würdigt Präsident Uwe Gäbelein. Er freut sich, dass die Überraschungen gelungen sind.

In dem Programm des Holzdorfer Karnevalsclubs (HKC) zum Start in die fünfte Jahreszeit wirkten am Samstagabend neben anderen mit: die Minis, die Kleinen Funken, die Funkengarde, die Tanzgarde, die Karnevalistischen Hofsänger, Regina Linke, Funkenmariechen Valentina Reichert, das Männerballett, die Tanzpaare des HKC, die Saalpolizei, Tänzerinnen vom Jessener Freizeittreff „Wiesengrund“, die Jessener Weinprinzessin Jenny Zumpe und die Königin der „Glücksburger Heide“ Lara Krampe, DJ Ingo Reichert und im Vorprogramm „Wolle and friends“.

Zuvor hatte er Anne Brettschneider auf die Bühne gerufen. An die Tanztrainerin vom Freizeittreff „Wiesengrund“ in Jessen übergab er eine Urkunde und sprach ihr seine Anerkennung aus, denn bereits seit 15 Jahren vollziehen der HKC und der Freizeittreff den Start in die fünfte Jahreszeit gemeinsam, einst geschah das im Jessener Schloss, nun während der ersten Großveranstaltung zum Saisonauftakt.

Diesmal haben Tina I. und Mike II. die Macht. Das Ehepaar mit dem Nachnamen Schulze lebt in Neuerstadt und hat zwei Kinder. Sie arbeitet als Sachbearbeiterin in einem Sozialamt, er als Industriemechaniker. Die Begründung, warum das Paar dankbar auf die Anfrage des HKC reagierte und zusagte, übernimmt Tina Schulze: „Ich wollte schon immer mal Prinzessin sein“.

Jessens Bürgermeister Michael Jahn (SPD) gibt den Schlüssel bereitwillig heraus. Das Prinzenpaar verkündet die Kussfreiheit, überträgt dem Freizeittreff in Jessen närrische Rechte und, was stets mit Spannung erwartet wird, verkündet das Motto für den großen Faschingsball am 2. März in Holzdorf. Es lautet: „Las Vegas lädt zur großen Show.

Darüber ist die Elster (das Wappentier des HKC) froh.“ Es darf angenommen werden, dass dann auch Donald Trump im Saale weilt und Amerika noch größer machen will.

In ihrem Umfang deutlich gewachsen sind die Datenschutzbestimmungen in Europa. Der HKC reagiert auf die seit dem Frühjahr geltenden neuen Festlegungen in der Datenschutzgrundverordnung mit entsprechenden Schildern in der Mehrzweckhalle. Präsident Uwe Gäbelein befürchtet, dass bald nicht mehr Bühnenbilder vergangener Jahre die Wände zieren werden, sondern die Datenschutzbestimmungen in verschiedenen Sprachen.

Gespannt ist er auch, wie Briefträger ihrer Arbeit nachgehen wollen, wenn sie statt Namen an Briefkästen nur noch Zahlenkolonnen vorfinden, wie es bereits gefordert wurde. Er benenne die Minister des HKC allerdings weiter mit Namen, sagt er vor deren Vorstellung, da sie keine 08/15-Arbeit verrichten und auch nicht nach 4711 riechen.

Vermutlich ganz im Sinne des neuen Datenschutzes hat sich das Männerballett bei seinem Tanzauftritt bewegt. Von den Akteuren selbst ist nichts zu erkennen. Sie sind ganz in Schwarz gekleidet, einschließlich der Köpfe. In der Dunkelheit leuchten allein die LED-Lichtschläuche.

Datenschutz in Perfektion. Und schlank macht das auch noch, denn auch aus dem Korpulentensten wird so ein Strichmännchen. Die Idee für diesen Auftritt haben ihr Mann und sie gehabt, sagt Trainerin Franziska Teßmann. Das so hinzubekommen, sei schon ein hartes Stück Arbeit gewesen. Das Publikum ist aus dem Häuschen und fordert natürlich eine Zugabe. (mz)