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Ukrainer übernehmen Ukrainer übernehmen: Russische Antonovs fliegen in Leipzig/Halle nicht mehr für Nato

Von Steffen Höhne 06.11.2018, 08:29
Das war einmal: Eine Panzerhaubitze der Bundeswehr kehrt mit einer AN 124 von Volga Dnepr zurück aus Afghanistan.
Das war einmal: Eine Panzerhaubitze der Bundeswehr kehrt mit einer AN 124 von Volga Dnepr zurück aus Afghanistan. dpa

Halle (Saale) - Wenn die Bundeswehr schweres Gerät in Krisengebiete transportieren will, dann passiert das häufig über den Flughafen Leipzig/Halle. Seit zwölf Jahren fliegt die russische Gesellschaft Volga Dnepr und die ukrainische Gesellschaft Antonov Airlines für das Militärbündnis Nato.

Doch ab kommendem Jahr ist damit Schluss - zumindest für die Russen. „Alle Partnernationen haben einem Vertragsschluss mit der Antonov Logistics Salis GmbH zugestimmt“ , teilte ein Sprecher der Bundeswehr am Montag der MZ mit. Volga Dnepr spiele hier keine Rolle als Vertragspartner.

Bundeswehr ist abhängig von Transportflügen mit den Antonovs

Seit 2006 fliegt die Gesellschaft Ruslan Salis im Auftrag der Nato und EU-Nationen Panzer, Haubitzen oder Gewehre nach Afghanistan, Mali oder in den Kongo. In der Vergangenheit gab es jährlich etwa 100 Transporte für das Bündnis.

Hinter Ruslan Salis standen in der Vergangenheit die russische Unternehmensgruppe Volga Dnepr und die ukrainische Antonov Design Bureau. Beide verfügen über 19 AN 124, die je bis zu 150 Tonnen Fracht aufnehmen können. Die der Bundeswehr derzeit zur Verfügung stehenden Transporter vom Typ Transall können acht Tonnen Fracht tragen. Auch der neue Militärtransporter A400M kann nur maximal 30 Tonnen transportieren.

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Ein weiterer Vorteil der AN 124: Sie kann sich selbst be- und entladen. Für Frachtflieger von Airbus oder Boeing sind am Flughafen Entladungsgeräte notwendig.

Rückzug der Russen von Transportflügen für die Nato - machte der Kreml Druck?

Vor allem durch die Ukraine-Krise gab es in den vergangenen Jahren jedoch schon Spannungen bei diesem Projekt. Bereits seit 2016 fliegen die Russen und die Ukrainer getrennt die Einsätze. Im Frühjahr 2018 kündigte Volga Dnepr an, sich ganz von den Militärflügen zurück ziehen zu wollen. Freiwillig geschieht das offenbar nicht.

Nach MZ-Informationen hat die russische Regierung Druck ausgeübt. „Aufgrund der Sanktionen gegen Russland will der Kreml nicht mehr, dass russische Flieger der Nato behilflich sind“, sagt ein Unternehmenskenner, der nicht mit Namen genannt werden möchte.

Künftig wird laut Bundeswehr die Antonov Logistics Salis GmbH die Flüge abwickeln, es handelt sich um ein Gemeinschafts-Unternehmen von Antonov Airlines und dem deutschen Logistiker Aircargonet International. Das Problem dabei: Zwölf der weltweit 19 einsatzbereiten Riesenflieger gehören Volga Dnepr. Zudem stellen russische Firmen einen sehr großen Teil der für die Wartung benötigten Ersatzteile her.

Russen gründen neue Frachtairline für zivile Tranporte ab Leipzig/Halle

Können die Ukrainer die Transportleistung überhaupt erbringen? Das Bundesverteidigungsministerium geht davon aus, „dass mit dem neuen Vertrag der Transportbedarf für übergroße und überschwere Fracht zur Verlegung, Folgeversorgung und Rückverlegung im Rahmen deutscher Missionen mit diesem Vertrag gedeckt werden kann.“ Dem Vernehmen nach, sollen zwei AN 124 in Leipzig/Halle stationiert werden. Bei Bedarf könnte auch die sechsstrahlige AN 225 für Flüge eingesetzt werden.

Volga Dnepr zieht sich aber keineswegs vom Airport Leipzig/Halle zurück. Die Gesellschaft fliegt bereits schwere Industriegüter und Luxus-Autos in alle Welt. Das zivile Frachtgeschäft soll ausgebaut werden. Die Russen haben dafür eine neue Tochter gegründet: Cargo Logic Germany. Sie soll mit drei kleineren Frachtmaschinen vom Typ Boeing 737 an den Start gehen.

Einige Logistikexperten sind noch skeptisch, ob sich das rechnet. Die Infrastruktur dafür steht bereits. Volga Dnepr betreibt am Airport seit 2013 auch ein Wartungs- und Reparaturzentrum als Mieter in einem 40 Millionen Euro teuren Hangar.

(mz)