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Cricket als Türöffner? Cricket als Türöffner?: Warum Aktionen in Merseburg aus Sicherheitsgründen in Innenstadt ausweichen

Von Undine Freyberg 12.06.2018, 13:12
Auch das Team der neuen Cricketabteilung des SC Naumburg wird in Merseburg dabei sein.
Auch das Team der neuen Cricketabteilung des SC Naumburg wird in Merseburg dabei sein. Torsten Biel

Merseburg - Eigentlich war alles ganz anders geplant. Doch Sicherheitsbedenken haben die Organisatoren kurzfristig veranlasst, alle Pläne über den Haufen zu werfen.

„Der erste Tag der offenen Gesellschaft sollte eigentlich auf dem Gelände der Hochschule stattfinden, wo ein Kontrapunkt zu möglichen Veranstaltungen aus der rechten Szene anlässlich des 17. Juni gesetzt werden sollte“, erklärt Daniel Stahnke, SPD-Stadtrat und Mitglied im Verein Interkulturelles Zentrum Merseburg. Doch da das Gelände dort so weitläufig sei, hätte die Sicherheit der Teilnehmer nicht gewährleistet werden können. „Deshalb haben wir das Ganze jetzt in die Innenstadt verlegt.“

Merseburg: Cricket-Turnier auf dem Sportplatz der Hochschule

Dabei habe man so tolle Ideen gehabt - ein Cricket-Turnier auf dem Sportplatz der Hochschule, Liegestühle auf der grünen Wiese und eine Ausstellung zum 65. Jahrestag des 17. Juni im Gartenhaus der Hochschule. „Die Liegestühle müssen nun zwar ausfallen, aber alles andere findet statt“, so Stahnke.

Unter dem Motto „Me(h)r Bewegung gegen Rechts für Demokratie und Vielfalt – Nazis keine Plattform geben“ lädt das Bündnis Merseburg für Vielfalt und Zivilcourage ein, am 16. Juni auf die Straße zu gehen. Ab 12 Uhr gibt es ein großes Picknick auf der Kliaplatte, um ein Zeichen für Vielfalt und Offenheit zu setzen. Um 15 Uhr startet der Demonstrationszug durch die Innenstadt zum Interkulturellen Zentrum in der Dammstraße 4, wo um 16 Uhr die Ausstellung der Hochschulstudenten anlässlich des 65.Jahrestages des Volksaufstandes eröffnet wird.

Der Tag der offenen Gesellschaft startet um 10 Uhr mit einem Kinderfest im Interkulturellen Zentrum in der Dammstraße, wo es jede Menge spannenden Bastelspaß geben wird. Außerdem kommt Clown Eddy zu Besuch. Etwa ab 14 Uhr wird auf der Rischmühleninsel Cricket gespielt. Vier bis fünf Teams aus ganz Sachsen-Anhalt werden hier eine inoffizielle Landesmeisterschaft spielen. Zum Merseburger Team gehören laut Stahnke rund 20 junge Migranten, die bereits seit längerem trainieren, gerade ein kleines Turnier in Magdeburg gewonnen haben und gern auf ihren Sport aufmerksam machen möchten.

Cricket erlebt in Deutschland gerade einen Boom

„Vielleicht bietet sich ja die Chance, dass sie sich an einen hiesigen Verein angliedern können und künftig vielleicht auch mit Deutschen zusammenspielen.“ Cricket erlebt in Deutschland gerade einen Boom - vor allem durch Flüchtlinge aus Afghanistan. Dabei gab es Cricket in Deutschland bereits im 19. Jahrhundert. Noch 1937 existierten allein in Berlin mehr als 50 Cricket-Vereine. Dann wurde Cricket allerdings von den Nazis verboten, weil es ihnen nicht deutsch genug war.

Anlässlich des 65. Jahrestages des Volksaufstandes am 17. Juni haben Studenten der Kultur- und Medienpädagogik eine Ausstellung erarbeitet, die die damaligen Ereignisse beleuchtet und zeigen soll, was damals wirklich geschah. „Die Neonazis sitzen einem historischen Irrtum auf“, sagt Hochschul-Professor Alfred-Georg Frei. „Sie behaupten, der 17. Juni 1953 sei eine nationalsozialistische Aktion gewesen. Dies ist komplett falsch. Die ehemaligen Nazis spielten bei den Arbeiterprotesten an diesem Tag keine Rolle. Dies wird die neue Ausstellung auch zeigen.“

Erzählcafé Merseburg lädt zum interkulturellen Erfahrungsaustausch ein

Im Interkulturellen Zentrum, wo die Ausstellung zu sehen ist, wird am Abend auch das Zuckerfest, das traditionelle Fastenbrechen am Ende des Ramadan, gefeiert. Dazu sind alle Interessierten eingeladen. Schon am Samstagnachmittag wird allerdings im Erzählcafé zum interkulturellen Erfahrungsaustausch eingeladen.

„Leute aus verschiedenen Ländern werden Gerichte aus ihrer Heimat kochen“, lädt Stahnke ein. „Außerdem kann man in dieser lockeren Atmosphäre alle Fragen rund um Religion oder Lebensweise stellen, die man bisher nicht loswerden konnte, oder sich bisher einfach nicht getraut hat zu stellen.“

››16. Juni, ab 10 Uhr, Tag der offenen Gesellschaft im Interkulturellen Zentrum Merseburg, Dammstraße (mz)