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Dauer-Präsenz strengt an Dauer-Präsenz strengt an: Ralf Rangnick bei Trainer-Suche von RB Leipzig hinderlich?

Von Martin Henkel und Ullrich Kroemer 31.05.2018, 19:28
Sportchef Ralf Rangnick ist der „Macher“ bei RB Leipzig.
Sportchef Ralf Rangnick ist der „Macher“ bei RB Leipzig. dpa

Leipzig - Ein guter Tag für Ralf Rangnick war der Mittwoch, als RB Leipzig die Verpflichtung von Nordi Mukiele vermeldete. Der junge Franzose ist Abwehrmann, 20 Jahre alt, kommt für 16 Millionen Euro aus Montpellier und ist, wie es heißt, eines der größten Talente des französischen Fußballs.

Ralf Rangnick: Auf Spielermarkt genießt der Strippenzieher exzellenten Ruf

Natürlich war Rangnick stolz auf den Fang. Beachtlich sei die Riege der Mitbieter gewesen, aber: „Wir freuen uns, dass wir mit Nordi eines der Top-Talente Europas auf seiner Position – trotz namhafter Konkurrenz – für uns gewinnen konnten.“

Das kann Rangnick gut. Auf dem Spielermarkt genießt der Strippenzieher vom Cottaweg einen exzellenten Ruf. Wer dem 59-Jährigen folgt, darf sich berechtigte Hoffnungen machen, dass er an Können und Wert gewinnt.

Gleiches gilt grundsätzlich auch für den Trainermarkt. Der letzte, der sich vom Sportchef locken ließ, war Ralph Hasenhüttl. Auch für den 50-Jährigen traf lange Zeit zu, was für die Mehrzahl der RB-Spieler gilt. Wenn du die höchste Stufe noch nicht erreicht hast, vertraue dich Rangnick an.

Ralf Rangnicks große Stärke ist offenbar auch ein Handicap

Hasenhüttl aber ist seit drei Wochen Geschichte – und seine Stelle immer noch unbesetzt, was plötzlich ein Schlaglicht darauf wirft, dass Rangnick nicht nur locken kann. So jedenfalls legt das die Geschichte der Trennung dar, die bis dato nicht offiziell erzählt wird.

Nach MZ-Informationen soll Hasenhüttl soll durchaus offen dafür gewesen sein, ohne neuen Vertrag in sein letztes Jahr zu gehen. Wie der Verein aber seine Bedenken bezüglich einer Verlängerung kommuniziert habe, habe ihm diese Option verwehrt.

Man hört es hier und da: Rangnicks große Stärke ist offenbar auch ein Handicap. Der frühere Coach weiß zu viel, er kennt sich zu gut aus und es fällt ihm schwer, nicht selbst als Trainer aufzutreten, obwohl er für den Job jemanden eingestellt hat. So hatte Rangnick die Angewohnheit, in der Pause an Kabinensitzungen teilzunehmen. In Salzburg ist die folgende Geschichte im Umlauf. Beim Schwesterverein war unter dem damaligen Gesamtsportchef Rangnick u.a. Roger Schmidt tätig. Der 51-Jährige arbeitet gerade in China, hier und da tauchte Schmidts Name auf der Liste möglicher Nachfolger für Hasenhüttls auf. Schmidt kennt den RB-Fußball, den umzusetzen unter Rangnick für jeden Trainer Pflicht ist. Und er kennt Ralf Rangnick.

Der aktuelle Salzburger Coach Marco Rose kommt nicht

Wie Salzburger Insider berichten, soll sich auch Schmidt einst an Rangnicks Kabinenpräsenz gestoßen haben. So habe es einen Zusammenstoß gegeben, als der Sportchef einmal das Wort ergriff und Schmidt ihn dafür zur Rede stellte. Entweder er sei der Chefcoach, dann sei das sein Arbeitsfeld. Oder Rangnick sei es, dann aber könne er ja gehen.

Schmidt soll sich später für den Ausfall entschuldigt haben, nach zwei Jahren war die Zusammenarbeit aber beendet. Der Trainer, so war diese Woche zu hören, will seinen Vertrag (bis 2019) in Peking erfüllen. Auch der aktuelle Salzburger Coach Marco Rose kommt nicht, wie spekuliert wurde, an den Cottaweg. Der gebürtige Leipziger hat sein Arbeitspapier Anfang der Woche bis 2020 verlängert.

Obwohl es eigentlich gepasst hätte. Auch Rose kennt sich im RB-Universum aus, er lässt Überfall-Fußball spielen und war Spieler unter Rangnick bei Hannover 96. Damals aber trennten sich die Wege auf nachhaltige Weise. Rose hat unlängst dem Magazin 11Freunde erzählt: „Rangnick hat mich nach dem Aufstieg wegkomplimentiert“. Trotzdem schätze man sich: „Er hat es auf ehrliche Weise getan.“ Für eine Zusammenarbeit reicht das aber nicht. Wie aus Roses Umfeld zu hören ist, ist Rangnick zu omnipräsent und das Risiko, dass die Zusammenarbeit scheitert, wiegen die Chancen des Jobs nicht auf. Schließlich weiß jeder in der Branche, wie Rangnick funktioniert – dass gut nämlich oft nicht gut genug ist.

Kaum ein gestandener Trainer wird sich gern von Rangnick assistieren lassen

So wurde Hasenhüttl im ersten Jahr Vizemeister, im zweiten Sechster, er überwinterte mit seinem Kader im Europapokal und führte ihn ins Viertelfinale der Europa League. Geschützt hat es ihn vor der Skepsis der Vereinsführung nicht.

Wer also geht das Risiko ein, nicht zu genügen? Kaum ein gestandener Trainer wird sich gern von Rangnick assistieren lassen. Und ein talentierter Novize ist entweder nicht auf dem Markt oder bei den gestiegenen Erwartungen wohl auch eine Spur zu viel Risiko.

Es bleibt deshalb kaum mehr eine Option übrig als diese: Rangnick macht es im Stile eines englischen Team-Managers selbst. Wie vom Verein zu hören ist, wollen sich die Sachsen noch an die zwei Wochen Zeit nehmen. Dann soll es einen neuen Trainer geben – oder eben einen alten Bekannten. Dass Rose und Schmidt aber Kandidaten gewesen seien, dementiert der Klub. Ebenso, dass Hasenhüttl unter anderen Kommunikationsvoraussetzungen bereit gewesen wäre, das letzte Jahr zu bleiben. Und genauso wenig soll Rangnick bei Spielen in der Kabine gewesen sein. Ein RB-Sprecher sagte: „Das stimmt nicht.“ (mz)