1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. RB Leipzig
  6. >
  7. RB Leipzig: RB Leipzig: Insider übt scharfe Kritik an Ex-Trainer Hasenhüttl

RB Leipzig RB Leipzig: Insider übt scharfe Kritik an Ex-Trainer Hasenhüttl

Von Ullrich Kroemer 31.05.2018, 08:25
Ersatzspieler wie Bernardo sollen von Ralph Hasenhüttl kaum beachtet worden sein.
Ersatzspieler wie Bernardo sollen von Ralph Hasenhüttl kaum beachtet worden sein. Imago

Leipzig - Genau 14 Tage sind seit der Trennung zwischen RB Leipzig und Ralph Hasenhüttl vergangen. Und noch immer schwebt ein großes Fragezeichen über der Stadt. Warum nur, fragen sich viele Fans, haben Sportdirektor Ralf Rangnick und Vereinschef Oliver Mintzlaff den beliebten Coach nicht an Leipzig gebunden, wenn sie keinen geeigneten Ersatz in der Hinterhand hatten? Zwischenmenschliche Verwerfungen und inhaltlich-fachliche Meinungsverschiedenheiten wären schließlich in einem professionell geführten Klub auszuräumen gewesen. Gab es also noch andere Gründe?

Wie die MZ nun von einem RB-Insider erfuhr, sollen bei der Trennung die Führungs- und Kommunikationsqualitäten des Trainers eine größere Rolle gespielt haben, als bisher bekannt war. Das soll die Skepsis an der Sinnhaftigkeit der vorzeitigen Trennung nicht relativieren, fügt dem Abgang des Österreichers aber eine neue Nuance hinzu.

Zweite Reihe intern ausgemustert und verunsichert

Demnach habe Hasenhüttl Spieler wie Timo Werner, Marcel Sabitzer und andere Schlüsselakteure bevorzugt behandelt, Akteure in der zweiten Reihe hingegen links liegen lassen und durch Nichtbeachtung entmutigt. Profis wie Marvin Compper, Dominik Kaiser, Benno Schmitz und die Ersatztorhüter seien intern ausgemustert gewesen, heißt es.

Andere wie die Außenverteidiger Lukas Klostermann und Bernardo seien – auch auf dem Platz sichtbar – so verunsichert gewesen, dass sie in ihrer Leistung bestenfalls stagnierten oder sich sogar zurückentwickelten. Von „teils beschämender psychologischer Führung der Spieler durch den Trainer“ ist die Rede.

So sollen etwa nach der Winterpause fünf Profis mit Geldstrafen belegt worden sein, weil anhand von Leistungsdaten ans Licht gekommen sei, dass sie ihren Trainingsplan in den Ferien nicht umgesetzt hatten. Darunter war mindestens ein Stammspieler. Dem soll Hasenhüttl das Versäumnis durchgehen gelassen und ihn im ersten Spiel der Rückrunde eingesetzt haben.

Mit Ersatzspielern monatelang nicht gesprochen?

Andere hingegen strafte der Fußballlehrer nach einem Fehler oder einem schlechten Spiel ab, indem er sie bereits in der Halbzeit auswechselte oder sie bei der nächsten Partie auf die Bank oder gleich die Tribüne setzte. Einem seiner Spieler etwa soll Hasenhüttl in der Halbzeit eines Spiels mitgeteilt haben, dass er ihn in den zweiten 45 Minuten einwechseln werde. Tatsächlich kamen dann aber drei andere Profis ins Match. Kein gutes Signal an das Teamgefüge, wenn mit zweierlei Maß gemessen wird.

Mit Ersatzspielern soll Hasenhüttl monatelang nicht gesprochen haben. Compper etwa beschwerte sich bei seinem Abgang nach Glasgow via Leipziger Volkszeitung: „Eine Kommunikation im eigentlichen Sinn fand erst statt, als ich mich innerlich dazu entschieden hatte, den Verein zu verlassen.“ Auch Davie Selke kommunizierte zum Ende der vergangenen Saison vor seinem Wechsel zu Hertha BSC ausschließlich über Co-Trainer Zsolt Löw mit Hasenhüttl.

Ex-Coach Ralph Hasenhüttl rechtfertigt sich

Führungsspieler wie Yussuf Poulsen, Diego Demme und Willi Orban, dessen Rolle im Team vor allem in der Schlussphase der Saison durch Nicht-Berücksichtigungen ebenfalls nicht gerade gestärkt wurde, hielten jedoch zum Trainer. Zwar habe auch das Trainerteam Fehler gemacht, meinte Orban nach dem letzten Saisonspiel. Doch der Spielführer lobte Hasenhüttls „taktische Variabilität und seine Mentalität, die sehr gut zu uns passt. Ich will definitiv mit dem Trainer weitermachen.“

Eine Interviewanfrage der MZ lehnte Hasenhüttl ab. In seiner einzigen Wortmeldung nach dem Aus hatte er in der „Bild“ die mangelnde Kommunikation mit einigen Spielern jedoch als „absolut berechtigte Kritik“ bezeichnet. „Ich bin ein kommunikativer Typ, aber wenn man fast jeden Tag vor der Mannschaft spricht, bleibt es nicht aus, dass das eine oder andere Einzelgespräch auch der Co-Trainer führt. Vor allem mit den Jungs, die gerade nicht in der ersten Reihe stehen“, rechtfertigte sich Hasenhüttl.

Nach außen hatte der Trainer stets betont, wie wichtig ihm jeder einzelne im Kader sei. Seine Aufmerksamkeit schenkte Hasenhüttl aber offenbar nur bestimmten Spielern.  (mz)

Update: RB Leipzig hat sich auf MZ-Nachfrage von der Kritik am Umgang Ralph Hasenhüttls mit Spielern aus der zweiten Reihe distanziert. „Die Vorwürfe des angeblichen Insiders können wir nicht bestätigen. Sonst hätte sich RB Leipzig auch nicht dafür ausgesprochen, mit Ralph Hasenhüttl ins nächste Vertragsjahr zu gehen“, sagte ein RB-Sprecher.