1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halle
  6. >
  7. Mord im Reisebüro: Mord im Reisebüro: "Findest du es sehr schlimm wenn ich deine Mutter umbringe?"

Mord im Reisebüro Mord im Reisebüro: "Findest du es sehr schlimm wenn ich deine Mutter umbringe?"

Von Silvia Zöller 30.05.2018, 06:00
Der Angeklagte beteuerte zum Prozessauftakt, dass er die Tat bereut.
Der Angeklagte beteuerte zum Prozessauftakt, dass er die Tat bereut. Sivia Zöller

Halle (Saale) - War der 49-jährige Angeklagte eine liebender Familienvater oder ein Monster? Um diese Frage ging es bei der Fortsetzung im Mordprozess, in dem der Tod der Ehefrau des Angeklagten geklärt werden soll - die 40-jährige wurde im Dezember in einem Neustädter Reisebüro mit 29 Messerstichen getötet. Der Angeklagte hat bereits ein Geständnis abgelegt.

Die 16-jährige Tochter des Angeklagten schilderte als Zeugin, dass ihr Verhältnis zum Vater nicht gut war: Er sei fordernd gewesen, habe oft überreagiert und sei ihr gegenüber auch handgreiflich geworden. „Nicht die Liebe, sondern die Streitigkeiten waren prägend“, sagte sie. Auch ihre Mutter sei nie wirklich glücklich in der Beziehung zum Angeklagten gewesen.

Prozess um Tod im Reisebüro in Halle-Neustadt: Zeugin belastet Angeklagten

Und sie berichtete von einem Streit drei Tage vor der Tat, als der Angeklagte bereits wusste, dass seine Partnerin ihn wegen eines anderen verlassen will. „Er war sehr aufgebracht und hat rumgeschrien. Und er fragte mich, ob ich es sehr schlimm finde, wenn er meine Mutter umbringt“, so die Zeugin. „Ich habe ihn nur angeschaut und gefragt, warum er so etwas sagt und warum er mir Angst macht“, ergänzte sie.

Zwar hatte sie ihrer Mutter von dieser Androhung berichtet, doch die habe gesagt, dass sie schon auf sich aufpassen könne.

Zeuge im Prozess: „Es war eine harmonische Familie“

Ein ganz anderes Bild des Angeklagten schilderte ein 41-Jähriger, der nach eigenen Angaben ein Freund der Familie ist und diese schon mehr als zehn Jahre kenne. Er wurde von der Verteidigung als Zeuge benannt. „Es war eine harmonische Familie“, sagte er. Noch im November 2017 sei man gemeinsam in Berlin auf einem Konzert gewesen: „ Sie haben sich dort umarmt und geküsst. Das haben wir noch nie in der Öffentlichkeit gemacht“, so setzte der Zeuge seine Eindrücke in ein Verhältnis zu seiner eigenen Beziehung.

Niemand in der Bekanntschaft könne glauben, dass der Angeklagte das getan hat, was ihm vorgeworfen wird, da ihn niemand so erlebt habe. „Er ist kein aggressiver Typ.“ Und gerade deswegen habe er sich als Zeuge zur Verfügung gestellt, um „das Monster-Image“ - so der Zeuge - des Angeklagten zu widerlegen.

Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt. Mit den Plädoyers und dem Urteil wird für den 21. Juni gerechnet. (mz)